HONEYGLAZE

(Fat Possum)

Der Titel und das Covermotiv des zweiten Albums des Londoner Trios Honeyglaze deuten es schon an: Nachdem Anouska Sokolow, Yuri Shibuichi und Tim Curtis auf ihrem Debüt-Album eher tastend, suchend und „furchtlos stylehoppend“ (wie es Kollege Carsten Wohlfeld ausdrückte) nach einer Möglichkeit gesucht hatten, Late Teenage Angst und Coming Of Age aus Sicht von Sängerin Anouska mit einer eigenen Note musikalisch in Form zu bringen, gibt es dieses Mal den „wahren Deal“. Nachdem Anouska offensichtlich ihren Platz im Leben (vielleicht sogar durch die Songs des Debüts) gefunden hat, gibt es nun eine messerscharfe Analyse ihres gegenwärtigen Seelenlebens. So seziert sie ihre (offensichtlich komplexen und toxischen) Beziehungsgeflechte – allerdings ohne larmoyanten Touch und ohne Zögern brutal offenherzig. Passend dazu geht die Musik des Trios wesentlich konkreter in die Extreme. Mit einer unglaublichen Dynamik agiert das Trio live im Studio zwischen sachte gestreichelten Gitarrenakkorden mit trügerisch einschmeichelnden Gesangspassagen und fast schon brutalen, grungigen Soundwänden und dystopischen Malströmen. Das Thema mit Gegensätzen zu arbeiten haben Honeyglaze mit Album #2 zu einer ganz eigenen Kunstform erhoben. Und die Frage, wer hier die (Boxer-)Hosen an hat, stellt sich gar nicht. 5

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