(Usura)
Es scheint zu einer (höchst angenehmen) Gewohnheit zu werden: pünktlich zur Jahresmitte darf seine (vor allem in Südeuropa recht starke) Fangemeinde vom flämischen Meister ein neues Werk voller zarter freundlich-melancholischer (Minimal)Musik erwarten. 2024 ist das kein Solo-Piano-Album (wie der erste Teil der 2022er "Heroides") oder ein Werk für großes Orchester (wie "Voice Of The Living" von 2023), sondern eines für sein ganz speziell besetztes "Wim Mertens Ensemble", das sich über viele Jahre als besonders geeignet (und zugleich ausreichend) für des Meisters musikalische Ideen erwiesen hat. Wir hören ein perfekt austariertes Miteinander von (Bass)Klarinetten und Trompete, Streichern und Saxophonen, Flöten und Horn, Gitarre und Harfe – zu all dem kommt natürlich Mertens' Klavierspiel. Die Sicherheit, mit der die einzelnen InstrumentalStimmen ausformuliert und in das Gesamtbild eingesetzt sind, beeindruckt einmal mehr – hier kommt zum enormen melodisch-harmonischen Talent des Flamen natürlich die Erfahrung von über 40 Jahren KomponierKunst. Seine auch im fortgeschrittenen Alter (Mertens ist Jahrgang 1953) anhaltende ExperimentierFreude trifft auf eine tiefe Liebe zur musikalischen Schönheit, seine Begeisterung für Melodien auf die kluge Anwendung minimalistischer Verschiebungstechniken. In "The Tinter" stehen z.B. tiefe Bläser mit ebenso tiefen Gitarren- und Bassklängen im Dialog und allein dieses nur 1:16 Min. lange Stück enthält MusikMaterial, das andere zu einem halbstündigen OrchesterStück gedehnt hätten. Im direkt anschließenden "Polytics" entwickelt sich aus einem im Grunde relativ simplen harmonischen Grundmaterial von Streichern und Piano mit die BläserStöße fein akzentuierenden HarfenSpitzen das berühmte gewisse "Etwas", das zumindest für mich Mertens von den vermeintlich verwandten "Neoklassikern" deutlich abhebt. Zum Ende dieses wundervollen 6-Minüters übernehmen z.B. plötzlich und in all dieser Schönheit doch nahezu unmerklich Klarinetten die zweite Stimme (ich hoffe, ich habe mich da nicht verhört – das Mertens Ensemble spielt die Instrumente manchmal bewusst in "ungewöhnlichen" Lagen) und selbst bei einer vermeintlichen Schnulze wie der der in (West)Deutschland praktisch unbekannten russischen Dichterin Marina Zwetajewa (deren unglaubliche Lebensgeschichte eigentlich auch mal jemand in angemessener Form literarisch oder filmisch aufarbeiten müsste) gewidmeten "Marina's Music" finden sich zwischen der sentimentalen KlavierLinie und dem schluchzenden Cello doch die für "richtige" Musik so wichtigen Widerhaken und Bruchstellen. Das unterscheidet Mertens TonKunst einmal mehr von bloßer Berieselung. 6Weitere Infos: www.wimmertens.com
Fear No Jazz
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