Corvo
Die Geschichte hinter diesem klangkünstlerisch-experimentellen Werk ist einfach zu schön. Eine, wie sie das Leben nun mal schreibt (und nur das Leben – "KannsteDirnichtausdenken!"), denn Fehler war hier schon ganz zu Anfang King: eine Uni schreibt eine Stelle aus, vielleicht für eine "Professur für Sound Art im Kontext Bildender Kunst". Bewerbungen treffen ein – Auswahlprozeß – Vorstellungen – Entscheidung. Dann schickt das Sekretariat kurz vor Feierabend noch schnell die Absagen an die, die die (dreimal "die" – auch schön!) Stelle nicht bekommen haben. Per E-Mail. Nett, danke. Nur blöd, dass der Verteiler der Mail offen war und die Empfänger Künstler. Denn noch in der folgenden Nacht entstand aus der Panne ein Projekt – dieser (durchaus peinliche) Flüchtigkeitsfehler schrie geradezu nach kreativer Auseinandersetzung, nach künstlerischer Umsetzung, nach klanglicher Übersetzung. Im LP-booklet steht: "Und so entstand auf Konzept und Einladung Kristof Georgens eine Gruppe von 32 Sound Art-Donator*innen, die bereit waren, eine Schallplatte als eine künstlerische Gruppenarbeit zu verstehen und dafür jeweils einen 60-sekündigen Beitrag abzuliefern." Und zwar ganz ausdrücklich nicht digital, sondern "wertig". Hoch-wertig. Und damit konsequenter Weise auf Vinyl, dem Gegenpol zum flüchtigen SoundFile (vielleicht spielt unterschwellig/unterbewusst sogar der Umstand eine Rolle, dass Georgens gelernter Bildhauer ist und damit "Eingeritztem" (noch) mehr Beachtung schenkt?). Der schon zitierte, wirklich schlaue und lesenswerte booklet-Text von Holger Lund rekurriert denn auch kurz auf historische Vorläufer (u.a. natürlich die Residents mit ihrem "Commercial Album" voller Einminüter). Auch der Umstand, dass für die Generation TikTok ein 60-sec-Stück schon "Langformat" ist, findet dort Erwähnung. Und der Mut der Teilnehmer, sich dem Projekt zu öffnen, Teil einer "sozialen Plastik" im Beuys’schen Sinne zu werden. Wie das alles klingt? Nun ja, wir haben es mit KlangKunst zu tun, einem im Normalfall mit eher längeren und dramaturgisch komplexen Strukturen arbeitenden Sujet. Diese Komplexität auch in die ganz kurze Form zu bringen, das Klang-Kneten, -Samplen, -Verschränken, -Verwirren, -Entwirren, -Entspannen auf das Nötigste zu reduzieren (und dabei nichts zu verlieren) gelingt (in order of appearance) Claudia Molitor, Dani Gal, Timo Kahlen, Jan-Peter E.R. Sonntag, Heimo Lattner, Michael Trommer, Anton Kats, Wolfram Spyra, Kerstin Ergenzinger, Luca Forcucci, David Helbich, Jorn Ebner, Budhaditya Chattopadhyay, Kristof Georgen, Melanie Windl, Richard Eigner, Jasmine Guffond, Erwin Stache, Georg Klein, Yati Durant, Zosia Hołubowska, Bewernitz/Goldowski, Stefan Roigk, Gilles Aubry, Nik Nowak, Charlotte Simon (DJ Carl), Julia Bünnagel, Marek Brandt, Bojana S. Knežević/BOASZ, Phillip Sollmann, Tina Tonagel und Mattin verblüffend gut. Jedes Stück ist anders, jeder Zugang neu, jeder aufregend (aber interessanter Weise meistens nicht "zu kurz"!); beschreiben lässt sich die tönende Vielfalt mit Worten kaum. Hören Sie! 5Weitere Infos: www.60-seconds-each.de
Fear No Jazz
›› V.A. ›› ERLEND APNESETH TRIO & MAJA S. K. RATKJE ›› LEA DESANDRE & THOMAS DUNFORD ›› JAZZJANZKURZ ›› DDK TRIO ›› ZEITKRATZER - REINHOLD FRIEDL ›› JAZZJANZKURZ ›› HÉLÈNE GRIMAUD ›› FRODE HALTLI ›› MATTHEW HALSALL ›› SIMON BERZ / KONDO TOSHINORI / BILL LASWELL ›› FLOCKS ›› GEORGE ›› ALVIN LUCIER ›› JAZZJANZKURZ ›› DUO STIEHLER/LUCACIU ›› WIM MERTENS ›› FREDRIK RASTEN ›› FRANCESCO ARONI VIGONE ›› JAZZJANZKURZ ›› ANNA PROHASKA/PATRICIA KOPATCHINSKAJA/CAMERATA BERN ›› JAZZJANZKURZ ›› KJELL BJØAGEENGEN & CHRIS COGBURN ›› ENSEMBLE 0 ›› JAZZJANZKURZ ›› INGAR ZACH ›› TAJ MAHAL ›› RICKIE LEE JONES ›› EYDÍS EVENSEN ›› FIRE! ORCHESTRA ›› RAPHAELA GROMES ›› JAZZJANZKURZ ›› VALENTIN SILVESTROV / HELENE GRIMAUD / KONSTANTIN KRIMMEL