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JAZZJANZKURZ

V.A.

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Ganz freundlich und (deshalb?) auch etwas unverbindlich begleitet uns der italienische Pianist DEMIAN DORELLI in den Sommer. "My Window" (Ponderosa) umschmeichelt den Hörer mit lieblichen, manchmal auch seichten KlavierSchönheiten. 3
Ganz ähnlich, aber am Ende doch deutlich konzentrierter und intensiver kommt uns KONSTANTIN DUPELIUS. Der hat sich für einige Woche in ein "silent retreat" in der Oberlausitz zurückgezogen und fand dort die Ruhe, aber auch die Kraft für "Knowledge" (Motor). Klavierdominierte Musik zwischen SiSo-Rock (der opener "Waves"), afrikanischen field-recordings und elektronischem Experiment. Am Ende findet sich sogar unter all dem Rauschen und Sirren Beethovens "Air" wieder. 4
Auch PAOLO FRESU bevorzugt eine eher sentimentale Herangehensweise an die Verquickung von ElektronikBritzeln und MelanchoTrompete. "Food" (Tuk) komplettiert die von Fresu gemeinsam mit OMAR SOSA konzipierte Trilogie (nach "Alma" und "Eros"). Jaques Morelenbaum sorgt einmal mehr für etwas brasilianisches Flair und ich bin sicher, dass an dieser durchaus leichtverdaulichen Musik auch so mancher NobelBarBesucher seine Freude haben wird (Kommt Jungs, heute hören wir zu Koks und Kaviar mal was Experimentelles!). 4
Substantieller wird’s mit "Hope & Gratitude" (JazzSick) vom Trio RAAB – VAN ENDERT – TORTILLER. Ein wunderbares Vibraphon trifft auf zarte GitarrenAkkorde und pure Schönheiten von Flügelhorn, Trompete oder Mellophon. 5
Eine kleine Prise "Rock"-vibes und jede Menge KeyboardSounds bringen die STATES OF PLAY ins Spiel, wenn das Quintett um den Bassisten SEBASTIAN GRAMSS mit "Meteors – message to outer space" (rent a dog) in der Tradition der NASA-Voyager-Missionen den aliens Nachrichten senden will. "Intergalaktischer Breitwand-Sound aus Köln" und "autonomer Typus von Deep-Space-Jazz" bietet das Info als Lösungsmöglichkeiten für die Fragen nach dem "was ist das?" an. Man kann zwischen den als kurze interludes eingestreuten und elektronisch verfremdeten "Encrypted Messages" aber auch einfach nur phantastische Musik entdecken. 4
Auch "She Sees" (Skipstone) von DownTownStarCellist ERIK FRIEDLANDER beginnt recht rockistisch und findet zwischen freien NoiseAusflügen auch immer wieder zum BluesSchema (Sliding) zurück. Liegt sicher auch daran, dass an seiner Seite kein Klaviertrio spielt, sondern eine veritable git-b-dr-Band. 4
Dunkle Streicher spielen bei KATE MOORE ebenfalls eine große Rolle. Auf "Ridgeway" (Unsounds) spielt ein 10köpfiges Orchester die neutönerischen Kompositionen der Australierin. Und in denen finden Harmonie und Experiment gleichermaßen einen Platz (genau wie ein Didgeridoo und ein Countertenor). 4
Ganz klassischen JazzKellerJazz hingegen bietet uns JACQUES SCHWARZ-BART mit seiner "Harlem Suite" (Ropeadope) an. Der SaxMann aus Guadeloupe hat in New York gelernt, FunkJazz und Modern Improvisation mit seinen afrikanischen Wurzeln zu verbinden und genau das gelingt ihm auch hier ganz wunderbar - nicht zuletzt dank der vielköpfigen Begleitung an Piano, Bass und Schlagzeug (nicht weniger als 10 Musiker, darunter auch Gregory Private, wechseln sich hier ab!). 4
Die in Chicago geborene, aber in L.A. aufgewachsene Sängerin SOLEIL NIKLASSON mischt auf "Rise" (JazzSick) Soul und Jazz, ein sax-p-b-dr-Quartett steht ihr dabei stabilisierend zur Seite. Heraus kommt so eine feine, niemals anstrengende, aber auch niemals wirklich langweilige CD, die Niklassons Ziel "My songs are food for the heart and fuel for the soul" durchaus gerecht wird, aber eben manchmal auch so klischeehaft wie dieses Motto bleibt. 3
In Berlin lebt die Deutsch-Amerikanerin SUSANNE FOLK, die sich auf "Love Is Not A Weakness" (Traumton) zunächst als "Queen of Darkness" gibt, dann aber durchaus auch mal "Happiness for a Moment" zu empfinden weiß. Mit einer nicht sonderlich wandlungsfähigen, nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung aber als durchaus interessant empfundenen Stimme trägt Frau Folk zu Klavier-Akkord-Stakkati ihre Texte vor. Zwischen SiSo-Jazz und GothicPop bleibst das setting immer rein akustisch und das ist gar nicht schlecht. Aber ob wirklich gilt: "Everybody likes you" – ich weiß nicht genau. 3
Größer als der zu LUDWIG BERGER kann ein Kontrast an dieser Stelle kaum sein, denn der Mann beschäftigt sich auf der LP "photosynthetic beats - utricularia vulgaris, marais des pontins" (Forms of Minutiae) tatsächlich damit, wie man den bei der Photosynthese in Wasserpflanzen freiwerdenden Sauerstoff-Blasen Klangereignisse entlocken kann. Berger installierte in Moorteichen Unterwassermikrophone und hörte den Pflanzen beim Atmen zu. Aus den dabei entstandenen Aufnahmen destillierte er dann KlangImpulse, die in ihrem tönenden Sein durchaus auch an das erinnern, was herauskommt, wenn ein begeisterter TonForscher an den Filtern und FrequenzModulatoren eines ModularSynths spielt. Ich darf kurz aus dem Begleittext zitieren? "Um die mikroskopischen Prozesse und Polyrhythmen der Pflanzen hervorzuheben, wurden diese Aufnahmen gesättigt, entzerrt und dynamisch bearbeitet. Dennoch bleiben sie in ihrer Zeitlichkeit unbearbeitet und unverändert. Später wurden zwölf Loops aus den Aufnahmen extrahiert, um die perkussive Natur dieser photosynthetischen Phänomene noch stärker hervorzuheben. Diese Loops sind als Locked Grooves auf dem Vinylformat der Veröffentlichung zu finden." Ein enormer und interessanter Überbau, aber auch ein wirklich erfrischendes HörErlebnis. 5
Wir haben hier aber natürlich auch noch zwei ganz und gar freie Improvisationen im Angebot und an beiden ist Perkussion-Tausendsassa Paal Nilssen-Love beteiligt. SUN & STEEL heißt das Projekt von PNL mit Marthe Lea (ts), Isach Skeidsvoll (p) und Øyvind Storesund (b), das auf "Off the Hook! - Live at Motvind" (Sheep Chase) keinerlei Gefangene macht. Was für ein Glück, dass dieses Konzert im letzten Juli (mehr oder minder zufällig) mitgeschnitten wurde, denn selten findet sich FreeForm zu so dichter BrachialKlangKunst. Das Info sagt "a bulldozer of new force" und hat vollkommen recht damit! 4
Noch eindringlicher finde ich aber die "Guts & Skins" (Sonic Transmissions) von Bassist INGEBRIGT HÅKER FLATEN & PAAL NILSSEN-LOVE. Die beiden prägen als handfeste RhythmusGruppe den norwegischen FreeJazz schon seit den frühen 90ern und feiern hier mit ihrem Guts&Skins-Oktett eine unfassbar intensive NoiseJazzMesse. Nach einem hochenergetischen Aufwärmer wird’s mit "Part 2" sehr (naja!) ruhig und doch extrem rhythmisch, in "Part 4" regiert subfrequentes Brodeln und Grummeln, das am Ende in geisterhaftes Raunen und schwarzmagisches Krächzen übergeht. Und ohne Pause in "Part 5" – die Stimme von Bb-Klarinettistin Isabelle Dutoit deliriert hier wie bei einer Hexenbeschwörung. Ritual pur, nur anders als von den dunklen Industrialisten gewohnt. In der zweiten Hälfte von "Part 6" arbeitet sich Alexander Hawkins schweineorgelnd an seiner Hammond B3 ab und mit dem beinahe lyrischen (und mit 11:28 in genau der richtigen Länge angesetzten) "Part 7" endet eine Stunde Klang gewordener Wahnsinn. Grandios! 5

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