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JAZZJANZKURZ

V.A.

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Beinharte Avantgarde im HochSommer? Why not?
Die in Oslo lebende Italienerin ANDREA SILVIA GIORDANO und die Französin FANNY METEIER haben auf jeden Fall einen feinen Sinn für hintergründige Titel. Nicht nur, dass ihre 20minütige DL-EP den schönen Namen "sorry babe, I have weird legs" (Thanatosis) trägt, auch die einzelnen Stück haben interessante Bezeichnungen: 1. AAØØ - 2. lnml - 3. soupape - 4. AÀÄËÊ - 5. uwu - 6. bobbles - 7. AARRH - 8. mømlu - 9. rrrrr - 10. SFHAHU - 11. eeeliiu evelopped - 12. Thomas the train - 13. aØhiUh - 14. mushroom - 15. AÈÈÈAØ - 16. fTthaH. Alles klar? Nein? Dann noch soviel: hier geht es um die Möglichkeiten mehr oder weniger verfremdeter (außer)menschlicher Stimmen. Zerren und Stauchen, Hauchen und Lallen – mal elektronisch gestützt, mal nur als StimmbandTraktieren eines (oder mehrerer) Mikrophone. Man darf da gern auch an Kurt Schwitters denken, mehr noch aber an die Lautexperimente des unvergleichlichen Carlfriedrich Claus. Weil die beiden eigentlich (auch) Flöte bzw. Tuba spielen, will (und kann) ich nicht mal ausschließen, dass sogar "klassische" Instrumente Verwendung finden. Ist aber auch egal, weil richtig spannend (und anstrengend) sind diese "weird legs" auf jeden Fall. 5
Dazu passen zwei neue releases von KEITH ROWE & KJELL BJØRGEENGEN: Auf "A Thought for Two" entstehen unter gewagter Verwendung von Gitarre und electronics (KR) bzw. eines "Dave Jones"-(Modular)Synthesizers (KB) sehr raffinierte Strukturen aus Schwirren, Pfeifen und Zirpen; Knistern, Knacken und Prasseln. Bjørgeengen verwandelte die Klänge in einem nicht unkomplexen Verfahren in VideoSequenzen, die wiederum Rowe zu neuen Improvisationen inspirierten. Liest sich abstrakt und klingt auch so. Dennoch entwickelt das Stück in seinen gut 40 Minuten einen enormen Sog. 4
Für "Flicker, Scratch and Ivory" (beide True Blanking) zogen die beiden dann noch den renommierten AvantPianisten JOHN TILBURY hinzu. Die KlangSchnipsel scheinen(!) ruhig(er) und akustischer (was an den klaren PianoPatterns liegen wird – wir denken natürlich an Morton Feldman), aber dahinter rauscht, brodelt und brutzelt es auch hier in höchster Abstraktion. 4
Aber auch zu entspannteren Ansätze kann ich eine kleine Empfehlung abgeben. GERT KAPO ist ein Pianist aus Albanien, den wir (vielleicht) von Bernd Delbrügges Jazz'n'Soul Band kennen. Der Titel seines SoloDebuts "Amanet" (Royal Street) lässt sich aus dem Albanischen wohl in etwa mit "Wert" oder "Schatz" übersetzen und als einen solchen kann man diese CD durchaus betrachten. Feiner entspannter Jazz mit Piano & Keyboard, E- und Akustik-Gitarre, ein wenig Trompete, Posaune und Sax sowie natürlich E- und Kontrabass und drums. In "Ali Paschas Dilemma" auch mal mit deutlichen Oriental-Anklängen in der FrickelGitarre – hier wird solide gearbeitet, durchaus kreativ gedacht und doch nie der Pfad (die ziemlich breite Straße) des Vertrauten verlassen. Das Titelstück basiert auf einem albanischen Volkslied (ja, das ist Wissen aus dem Info, auch wenn ich mich durchaus ein wenig für albanische Folklore interessiere), dessen griffige Melodie mehrfach gewendet und umspielt wird. "Era Det" (alban. "Meeresgeruch") verzaubert den Hörer mit seinem breiten BläserSatz und "Toms Broken Samba" ist womöglich wirklich eine solche – zumindest hat sie ein wunderschönes drum-Solo im zweiten Drittel. Keinesfalls aber sollte man dieses Album mit einer WeltMusikPlatte verwechseln, wir reden hier nach wie vor von Jazz – in einem weltoffenen Sound, aber immer als Jazz. Janz klar. 4
Und dann ist da auch noch die neue (meines Wissens zweite) CD der Mezzosopranistin Theresa KRONTHALER, die schon 2015 mit einigem künstlerischen Erfolg versucht hatte, Alte+Neue Musik, Pop, Kammermusik und Jazz zu verbinden. 9 Jahre später kommt nun "Some Call Him Johnny Grey" (BMC) und wieder sind Kalle Kalima (git) und Oliver Potratz (b) die musikalischen Begleiter. Diese sind unbedingt positiv hervorzuheben, gelingt es den beiden doch allein mit der Macht ihrer Saiten, dem Mezzo ein federleichtes und doch sehr raffiniertes Kleidchen aus Jazz um die Schultern hängen. Kronthaler sang eine Weile an der Komischen Oper in Berlin, ich als großer Freund von Mezzo-Stimmen komme mit der ihren aber leider nicht so gut klar. Diese ist gerade in den höheren Lagen zuweilen etwas schneidend, ohne SilberSchmelz, manchmal erinnert mich ihr Timbre aber auch an große Musical-Sängerinnen vom Schlage einer Angelika "Cats" Milster. Anwendungsadäquat ist diese Stimme hier dennoch, denn die Idee, eine ausgebildete Opernstimme mit einer zugänglichen Ausprägung von KammerJazz zu verbinden, wird viel zu selten, hier aber umso schlüssiger umgesetzt - selbst wenn es hier und da Stellen gibt, an denen Kronthalers Mezzo zerbricht. Es geht los mit einem Purcell-Stück, dann kommt auch schon ein Cover von Soundgardens "Black Hole Sun" (und da denke wohl nicht nur ich sofort an die (bessere) Version mit Bobos klarem HauchSopran, die jene anno 1996 mit dem London Session Orchestra einspielte.). Aber auch Kronthalers Fassung ist recht gelungen, vielleicht bis auf die etwas zu kreischend-hohen Koloraturen im letzten Viertel. Dann wieder Barock (Händel und Vivaldi), ein feines (gänzlich aggressionsfreies) "Drone Interlude", weiter Barock bzw. Renaissance (Monteverdi, Dowland), dann Smashing Pumpkins ("Disarm") und nochmal Purcell und nach "My Favourite Things" beschließt "Walking on the Moon" (das Original ist natürlich von The Police) den kunterbunten, keinesfalls aber beliebigen und in jeden Fall mühelos das epochenübergreifende Stilmittel "Song/Lied" vorbildlich herausstellenden Reigen. Feingliedrige, ruhige, aber bestimmte Gitarrenarbeit und solides BassStreichen und -zupfen sorgen neben der – auch wenn das weiter oben vielleicht so anklang – keineswegs schwachen Stimme für eine gute Stunde Hörvergnügen. Aufgenommen wurde das Ganze übrigens in Budapest und die linernotes verfasste kein Geringerer als (Ost)JazzGott Wolf Kampmann. 4

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