EMILÍANA TORRINI

(Grönland / Rough Trade)

Liebesbriefe sind ein Medium, das leider vom Aussterben bedroht ist. In schnelllebigen Zeiten, in denen es näher liegt, mal eben via Messenger einen Kuss-Emoji zu verschicken oder seine Zuneigung in eine hastige Sprachnachricht zu gießen, wirkt die Vorstellung, seinem oder seiner Angebeteten einen mehrseitigen Brief (auf PAPIER! mit FÜLLER!) zu schreiben, merkwürdig abwegig. Das war aber zum Glück nicht immer so, und so fand eine von Emilíana Torrinis engsten Freundinnen eine Kiste mit unzähligen säuberlich sortierten Briefen an ihre verstorbene Mutter Geraldine Flower. Diese hatte offenbar ein äußerst bewegtes Liebesleben, das Emilíana dann als Inspirationsquelle für ihr neues Album diente. Am deutlichsten scheint diese Grundlage in den Spoken Word-Passagen des Openers „Black Water“ und des Titeltracks „Miss Flower“ spürbar zu sein, die wie vorgelesene Briefe wirken. In einigen Songs (etwa „Waterhole“ oder „Love Poem“) sorgen elektronische Elemente für einen kühlen Kontrast zu den deutlich hitzigeren Textinhalten. Streckenweise qualifiziert sich das Album als tanzbare Sommerplatte („Black Lion Lane“, „Let’s Keep Dancing“), sein stärkster Moment ist jedoch das im Wortsinn traumhafte „Dreamers“ mit seinen wundersam verschnörkelten Gesangsschleifen. Werte Leser*innen: Bitte schreibt wieder Liebesbriefe, damit nachfolgende Generationen weiterhin solche Alben aufnehmen können! 5
Weitere Infos: https://emilianatorrini.com/

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