ETTA SCOLLO

Jazzhaus

Irgendwo im Nirgendwo zwischen "echtem" Jazz, Chanson und reiner – durchaus fordernder – Gesangskunst (sowohl in der Tradition der Cantautori wie auch ganz traditioneller italienischer Vokalmusik) bewegt sich Etta Scollo (metaphernkonform) durch das "Nirgendland (Nessunluogo)". Kenner einer der besten (und in den letzten Jahren von einer ganzen Reihe von MusikerInnen (wieder)entdeckten) Lyrikerinnen deutscher Zunge werden da aufmerken – "Nirgendland" ist doch ein Wort von Mascha Kaléko?! Mir jedenfalls schossen sofort die Zeilen aus "Kein Kinderlied" durch den Kopf, die mich schon lange durchs Leben begleiten: "So einsam wie der Wüstenwind. / So heimatlos wie Sand: / Wohin ich immer reise, / ich komm nach Nirgendland." Dieser dunklen Schönheit der Worte erlag auch die zwischen Sizilien und Berlin pendelnde Sängerin Etta Scollo, als ihr irgendwann in einer kleinen Buchhandlung (es war wohl in Catania) eine zweisprachige Ausgabe von Kaléko-Gedichten in die Hände fiel. Jahre später kulminiert ihre Faszination nun in einer ganzen CD voller Kaléko-Interpretationen, die mit Gitarre, Kontrabass, Vibraphon (Els Vandeweyer!!), Klarinette und/oder Cello durchgängig wunderschön instrumentiert wurden – mal opulenter, oft aber sehr karg, nein besser sehr bescheiden und unprätentiös. Für Leute, die Scollos GesangsKunst noch nicht kennen, wird es hier und da wirken, als gelangte ihre Stimme an gewissen Grenzen – doch das ist ihre ganz individuelle, sicher manchmal gewöhnungsbedürftige, aber dennoch ungemein wirkungsmächtige AusdrucksForm. "Quasi un Giano-scritto" ist da vielleicht ein gutes Beispiel oder auch "Now's the time", aber hört mal genau(er) hin! In "Zeitgemäße Ansprache" z.B. schmiegt sich die brüchige KlageStimme um eine wundervolle lange CelloLinie. Es gibt auch singende Gäste: die grandiose Dota erkennt man in "Es regnet" sofort, bei zwei anderen Stücken hören wir – sofern wir dem Info glauben möchten – auch die nicht minder großartige Schauspielerin Eva Mattes (wo aber genau – das konnte ich trotz recht intensiver Beschäftigung nicht zweifelsfrei identifizieren, vielleicht sind es die gesprochenen Zeilen gegen Ende von "Zeitgemäße Ansprache"). An anderen Stellen singt ein Chor, wieder anderes ist nahezu "a capella" arrangiert – gern auch als toller Kanon und ebenso gern mit deutsch-italienischem Text. Kurz: hier reichen sich (mindestens) zwei brillante Künstlerpersönlichkeiten über alle Zeitgrenzen hinweg die Hand zu einem sehr berührenden GemeinschaftsWerk. "Auf nichts war Verlaß. / Nur auf Wunder." 5
Weitere Infos: www.ettascollo.de

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