BON IVER

(4AD / Beggars / Indigo)

Am besten arbeite sein Verstand, wenn er sich komplett der Faulheit hingibt – erklärte Bon Ivers Justin Vernon jüngst in einem Interview. Abschalten, einfach gar nichts machen, außer: Sitzen und dem eigenen Hirn beim ziellosen Rotieren zuhören, darum ginge es. Nun, dies erklärt ganz gut, warum es drei Jahre dauerte, bis „Bon Iver“ – das zweite Album seiner Band – den Weg in die Öffentlichkeit fand. Vernon reiste dafür quer durch die Staaten, besuchte verschiedene Orte und ließ sich stets von ihnen inspirieren. Allerdings ist das musikalische Ergebnis kein Tagebuch eines Lonesome Hobo, sondern: Eine metaphysische Reise ins Ich des Protagonisten selbst. Die Namen der Songs sind dabei allesamt bei real existierenden oder leicht umkonzipierten Orten entlehnt – welche wiederum sinnbildlich für die verschiedenen Seiten des menschlichen Charakters stehen: „Someday, baby, it’s part of me, apart from me“, heißt es im wunderbar flächigen „Holocene“ und irgendwie ist dieser Track ein perfekter Stellvertreter für den Rest seiner Kollegen auf „Bon Iver“. Weil: Weniger Folkmomente und mehr Soundscapes Justin Vernon zu einem wahren Meisterwerk verholfen haben, das die Grenzen des Genres locker sprengt. Homogen, eskapistisch und absolut einzigartig. Eine neue Definition von Faulheit muss her.

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