BIBIO

(Warp/Rough Trade)

Der Begriff „Bokeh“ steht für die außerhalb des Fokus´ befindlichen Bereiche einer Fotografie, also die Areale, in denen Überblendung, Unschärfe und sich auflösende Konturen vorherrschen. Gleiches trifft auf die Downbeat-orientierte Musik von Bibio aka Stephen Wilkinson zu, der wie seit eh und je auf Konventionen pfeifend die verschiedensten Genrefragmente miteinander vermengt, vertraute Stimmungen ein- und wieder ausblendet und so schon oft Gehörtes in völlig neuem Gewand erscheinen lässt. Dabei geht es allerdings keineswegs um schnödes Remixtum oder das bloße Zitieren etablierter Sounds, denn die hier vertretenen Kompositionen könnten frischer und origineller nicht sein. Vielmehr handelt es sich um ein subtiles Spiel mit der subjektiven Erinnerung, dass sich beim Hören erstaunlich oft bemerkbar macht: indem Bibio sozusagen den Audio-Speicher des Erlebten anzapft, bringt er längst verschüttete Situationen wieder auf die Leinwand des geistigen Auges zurück. Déjà-Entendues also, die Bibio´s erklärtes Ziel, die Defokussierung des Verstands seiner Hörer voranzutreiben, wahrlich effektiv unterstützen. Das ist weder Zauberei noch New Age-Hippie-Scheiß, sondern zeugt schlicht von einem universellen Musikverständnis und dem großen Talent es auszudrücken.
Weitere Infos: www.myspace.com/mrbibio

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