ESBE

(New Cat / Cadiz Digital)

Für mich umweht die Londoner Sängerin immer die Anmutung einer etwas verschreckten Lisa Gerrard. Im aktuellen Fall erinnert auch das SoundSetting etwas an Dead Can Dance und deren elektronisches Sehnen. Und wie die große Australierin konzentriert sich auch Esbe auf das Heraufbeschwören archaischer Erinnerungen – hier anders als sonst (wo Esbe gern mit orientalischen Mustern und Traditionen spielt) allerdings Erinnerungen an PopSongs. Mut hat die Frau zweifellos, sonst würde sie sich nicht an von Generationen von Musikschulschülern und Fußgängerzonen-Chanteusen beinahe tot gespielte Stücke wie "Yesterday" und "Bridge Over Troubled Water" wagen. Beides übrigens Beispiele dafür, dass man auch diesen Werken noch neue Seiten abgewinnen kann. Anderes geht gründlich schief, z.B. ihre von SynthieQuäken untermalte Fassung von "Night And Day", dessen Referenz neben dem Cole-Porter-Original natürlich von Tracey Thorn bzw. Everything But The Girl stammt. "Eleanore Rigby" funktioniert im wimmernden SynthStreicherKlang erstaunlich gut und auch "Summertime" verträgt ein solches Gewand. Für dasamerikanische Kirchenlied "Amazing Grace" wühlte Esbe wieder etwas tiefer in den Soundbänken ihres Instrumentenparks und fand dort einige schöne Zisch-, Klapper- und Schnarr-Klänge, die den Tränenzieher wirkungsvoll untermalen. Sicher nichts für Puristen oder Liebhaber klassischer SchönStimmen, aber durchaus ein Ohr wert. 3
Weitere Infos: www.esbemusic.uk

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