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JAZZJANZKURZ

V.A.

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Nach den feinen CD-Veröffentlichungen (live) "At Onkel Pö’s Carnegie Hall" haben sich nun im NDR-Archiv noch etliche "Live At Fabrik" aufgenommene JazzKonzerte gefunden. Auch die verdienen eine angemessene CD-Edition. Den Anfang machen mit THE GIL EVENS ORCHESTRA und McCOY TYNER/FREDDIE HUBBARD QUARTET zwei Schwergewichte aus der 1986er Saison. Das All-Star-Orchester mit u.a. Marilyn Mazur (perc), und Bill Evans (ts) trieb Altmeister und JazzHippie Gil Evens nochmal zu Höchstleistungen. Das Set bestand dabei erstaunlicherweise nicht mehrheitlich aus klassischen JazzMotiven, sondern wurde zum größten Teil aus Stücken von Jimi Hendrix destilliert. "Voodoo Chile" oder "Stone Free" verlieren hier nichts von ihrer destruktiven RockKraft, gewinnen aber durchaus noch zusätzliche Facetten an (klanglicher) Freiheit. Grandios auch die 23 Minuten, in denen die Meute den Tony Williams-tune "There Comes A Time" mit Zawinuls Klassiker "Birdland" verschränkt. 4
Ins (French) Horn blies dabei übrigens niemand anders als John Clark, der wiederum einige Jahre später in McCoy Tyners Big Band auftauchte. In der Fabrik war 1986 aber Freddie Hubbard himself der Mann an Trompete und Horn, der Tyners TastenWucht gemeinsam mit Avery Sharp ((b) und Louis Hayes (dr) zu kanalisieren versuchte. Eine schicke "Latino Suite" und das fast halbstündige "Neo-Terra" überzeugen durchweg, Höhepunkt ist aber auch hier ein Klassiker: "Round Mitnight" kommt genau so energisch, wie sich das Thelonious Monk gewünscht (und selbst praktiziert) hat. Beide 2CD-Pakete erscheinen via Jazzline. 4
CYH ist ein frisch gegründetes JazzLabel aus der Schweiz wobei CYH für "Clap Your Hands" steht. Mit der Katalognummer 002 erscheint jetzt "Balance" vom FABIAN WILLMANN TRIO, die erste CD, die der Berliner Saxophonist unter eigenem Namen herausbringt. Arne Huber am Bass und Trommler Jeff Ballard sind Jazzfreunden keine Unbekannten und wie sie hier konzentriert Willmanns zartem Sax-Ansatz (lt. Info sind Einflüsse von Stan Getz und Dexter Gordon herauszuhören, ich kann das gern bestätigen) folgen und unterstützen, ist schlicht schön. Auch aufnahmetechnisch eine saubere Sache. 4
Die Kontrabass-Legende HENRI TEXIER ließ sich auf "Heteroklite Lockdown" (Label Bleu) von Gautier Garrigue am Schlagzeug und von seinem Sohn Sébastian am Sax begleiten. Zartes Fell-Gestreichel und federndes Basszupfen zu einem Saxophon, das ebenfalls der eher weichen Spielweise (wollen wir nochmal den Namen Stan Getz ins Spiel bringen? Gut.) verpflichtet ist. Der Meister darf ausführlich seine Künste an den dicken Saiten demonstrieren, neben vielen feinen Bass-Soli hat aber z.B. am Ende von Cole Porters "What Is This Thing Called Love" auch Garrigue genug Raum für ein facettenreiches, hochintensives Schlagzeug-Solo. Und neben einer schön schmalzarmen Fassung von "Besame Mucho" gibt’s auch hier eine "Round Midnight"-Ausdeutung. Monk forever! 5
Einen ähnlich verträumten Zugang zum Klavier sucht YAKIR ARBIB. Der in Jerusalem geborene, aber in Paris lebende Pianist hat mit dem italienischen drummer Roberto Giaquinto und Bassist Chris Jennings zwei ebenso sensible sidemen, so dass auf "Three Colours" (JMS/Jazzline) über 50 Minuten entspannte, aber keineswegs langweilige Schönheit regiert. 4
HENDRIK MÜLLER ist ein deutscher Bassist, der mit drummer Nick Thessalonikefs und Christian Pabst am Klavier einen etwas modernen Ansatz wählt. Ihr "Unlikely Scenario" (JazzSick) wurde in Amsterdam aufgenommen und pendelt auf angenehme Weise zwischen Augenblicken melancholischer Hingabe und solchen voller freier Energie. Explosive Kontemplation. 4
FABIAN DUDEK wagt ebenfalls den Ausbruch aus dem oberflächlich Schönen, sein Saxophon schreit auch mal zur p-dr-b-Begleitung, nur um wenig später zu beinahe lyrischer Ruhe zu finden. "Isolated Flowers" (Traumton) heißt das Album voller Abwechslungen und Überraschungen, auf dem zwar nicht die Grenzen der (deutschen) zeitgenössischen JazzSprache gesprengt werden, der Hörer aber auch keine Sekunde Langeweile ertragen muss. 4
Ein Sprengen der Konventionen findet hingegen auf "Ganz" (Beso de Ángel) von ZIMT statt. ZIMT ist eine Versammlung bestens bekannter Größen der (Berliner) EchtZeitSzene, es spielen mit: Angélica Castelló (paetzold flutes & electronics), Kai Fagaschinski (cl), Barbara Romen (prepared dulcimer), Gunter Schneider (contraguitar) und Burkhard Stangl (contra- & electric guitars). Inspiriert ist „Ganz“ vom Zufallsprinzip, das Marcel Duchamp schon 1913 bei seinem "Erratum musical" auf die MusikErzeugung anwandte und das von John Cage in beinahe jeder Hinsicht ausgeleuchtet wurde. Das durchaus auch dialektisch zu verstehende aufeinander Reagieren im miteinander, das Hervortreten und Verschwinden, das Leise und (nicht wirklich) Laut, das Zarte und das (auch nicht wirklich) Harsche – alles das wird hier in höchster Konzentration und enormer Dichte zu Freiem Klang. Wunderbar! 5
Zum Schluss der "Ghost Song" (Nonesuch) von CÉCILE McLORIN SALVANT. Die Frau hat eine enorme stimmliche Begabung und stilistische Bandbreite (beides habe ich 2015 bei Hören von "For One To Love" noch unterschätzt!) und startet ihre aktuelle CD direkt mit einem "Wuthering Heights"-Cover. Also mit etwas, das meistens schief geht oder in bloßer Kate-Bush-Imitation steckenbleibt. Hier aber gewinnt das "ur-britische" Thema in den Händen der AfroAmerikanerin bei aller stimmlichen und interpretatorischen Nähe zum Bush-Original ein ganz neue Gestalt. Es folgt mit "Optimistic Voices / No Love Dying" eine feine Standard-Auslegung und danach mit dem Titelsong ein Ausflug in Richtung Blues und Gospel. Das geht munter so weiter, Kinderchor, eine Nummer aus der Dreigroschenoper zu Percussion und Flöte, Freie Klavierläufe, SloMo Honky Tonk (grandios ihr Klaviersolostück "Trail Mix") und Scat+Sprechgesang inklusive - trotz jeweils sehr ähnlicher Instrumentierung gleicht kein Stück stilistisch dem nächsten. Und doch hat das Album einen Rahmen, eine übergeordnete und ordnende Idee. Sehr gelungen, das Ganze! 5

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