TRONDHEIM JAZZ ORCHESTRA & JOHAN LINDVALL

(Midtnorsk Jazzsenter)

Ich habe es schon mehrfach geschrieben und werde es wohl auch noch einige mal sagen: Norwegen hat ca. 5,4 Mio. Einwohner, etwa 14 je Quadratkilometer. Dünn besiedelt und im Winter 2 Monate lang keine Sonne: und trotzdem gibt es dort eine extrem produktive und v.a. innovative Musik-, im Speziellen Jazz-Szene. Was sicher auch mit einer klugen und großzügigen Kultur- und wieder im Speziellen Jazz-Förderpolitik zu tun hat. Die zahlreichen Musiker treffen sich in unterschiedlichsten Konstellationen und können dort sich und ihr Zusammenspiel ausprobieren. Eine dieser viele Institutionen der norwegischen JazzWelt ist das vom staatlichen Kulturrat, der Stadt Trondheim und der (Teil)Provinz Süd-Tröndelag geförderte Trondheim Jazz Orchestra, das hier eine zwischen freier Improvisation und zarter KlangSchichtung changierende Suite des (eigentlich aus Schweden stammenden, aber in Bergen lebenden) Pianisten Johan Lindvall vorlegt. Trotz der o.g. winterlichen Dunkelheit ist diese "Reisebeschreibung" (man kann den Titel in etwa mit "Wenn Sie viel reisen" übersetzen) erstaunlich luzide. Es beginnt mit introvertierten, dezent an Feldman’sche patterns erinnernden KlavierKlängen und mildem OrchesterKlappern, entfaltet mit "fall" und "dröm" Partien voller impressionistischer TraumSchönheit, zerlegt dann in robuster Freigeistigkeit einen JazzSwing in seine Einzelteile und steigert sich spätestens beim fulminanten "röd" ins Quasi-Sinfonische. Darauf folgt mit "Tva" eine sehr spannende Studie zu avantgardistischer Reduktion, bevor in den letzten beiden Stücken wieder eine feine Mischung aus Lärm und Struktur ausbalanciert wird. Federnd leichte Passagen voller Groove kippen plötzlich in semi-ambiente AnalogSoundScapes, nur um wenig später einen treibenden (Pop)Rhythmus aufzunehmen oder klusterhaften tutti Platz zu geben. So geht Vielfalt! 5
Weitere Infos: www.trondheimjazzorchestra.no

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