Traurig aber wahr: auch gute Bands werden zuweilen Opfer der stetig mahlenden Mühlen der Industrie. Das in Majorkreisen vor wenigen Jahren das gesamte nationale Pop- und Rock-Arsenal stringent ausgedünnt wurde, wurde auch dem Hamburger Dance-Pop-Aushängeschild Sono zum Verhängnis. Vorerst wohlbemerkt, denn nach Hängen, Würgen und allem, was sonst noch dazugehört steht nun endlich das zweite Album in neuem Hause in den Startlöchern, das mit seinem Titel seine letzte Heimat beschreibt, "Off". Wie dem auch sei: was lange währt, wird endlich gut.
Denn eigentlich war das zweite Album schon sehr lange im Kasten und die ersten Promos waren gerade verschickt, als das Label die Notbremse ziehen musste. "Wir waren tatsächlich mehrmals an dem Punkt hinzuschmeißen", berichtet Sänger Lennart A. Salomon."Es nagt sehr an einem, wenn man Songs abliefert und immer wieder aufgefordert wird, den Song zu überarbeiten. Durch einen ständigen Personalwechsel bei unserem alten Label war auch immer wieder jemand anderes zur Stelle, der eine weitere Meinung hatte, und oft genug haben sich diese Meinungen widersprochen. Insofern ist es angenehm, dass wir mit diesem Zyklus abschließen können – sobald das Album draußen ist, haben wir keine Kontrolle mehr darüber und können auch nichts mehr ändern. Und das ist auch gut so. Aber wir freuen uns auch einfach, dass die Songs jetzt endlich gehört werden können."
Warum habt Ihr am Albumtitel, der ja auch schon für die Polydor-VÖ vorgesehen war, festgehalten, obwohl sich doch noch einiges (nicht nur in Bezug auf die Trackliste) getan hat?
"Weil der Titel immer mehr Sinn gemacht hat, je länger es gedauert hat. Wir waren so im off, dass wir nicht wussten, ob diese Platte noch erscheinen würde. Zwischendurch hatten wir dann mal wieder andere Titel im Kopf, haben uns aber letztendlich wieder für "Off" entschieden."
Habt ihr nicht inzwischen Material für drei Platten in der Schublade liegen?
"Sollte man meinen. Aber wir haben dieses Mal so viel Material noch für B-Seiten und Bonus-Tracks rausgehauen, dass die Schubladen gar nicht mehr so voll sind. Aber wir haben schon wieder angefangen, an neuen Songs zu arbeiten. Insofern füllen sich die Schubladen gerade schon wieder zusehends."
Auf mich wirkt euer neues Album etwas "organischer" als Euer Debüt. Hat sich in Sachen Songwriting (auch durch andere Projekte) etwas geändert seit "Solid State"?
"Das Songwritíng hat sich eigentlich nicht wirklich geändert, aber die Arrangements sind voller geworden. Obwohl man schon sagen kann, dass "Off" songorientierter ist als "Solid State". Da ging es noch mehr um Dance-Tracks. Jetzt ist das ungefähr gleich. Für Aussenstehende ist so etwas aber immer einfacher zu beurteilen – wir machen ja einfach unser Ding und entwickeln uns weiter. Es hat sich nicht angefühlt, als hätten wir Dinge grundsätzlich anders gemacht, aber das Ergebnis klingt wärmer, das stimmt."
Wie schwierig ist es für Euch, zwei perfekte Gesangslinien für Chorus und Verse herauszuarbeiten, da Ihr sehr oft mit dem gleichen "Riff" für beide Teile arbeitet?
"Manchmal ist das sehr einfach, manchmal dauert das ein bisschen. Dass das bei unseren Songs öfter passiert, kommt sicherlich aus dem Club-Hintergrund, wo ein Track ja nicht aus vielen verschiedenen Parts besteht. Da geht ja meist eine Bassline durch den ganzen Track und nur Flächen oder perkussive Elemente ändern sich. Das ist dann so ein typisches Merkmal für die Zusammenarbeit von Club-, Pop- und Songwriter-Hörern. Ein Sono Phänomen!"
Ohne überteiben zu wollen: Sono ist ein Phänomen, das wahrgenommen werden möchte. Die Basis dafür hat die Band geschaffen und bleibt hoffentlich im Boot. Aber hat nicht mal irgendein Philosoph gesagt, dass die zweite Ehe sowieso immer die bessere ist?
Aktuelles Album:
Off (PIAS/Rough Trade)