Nun ist es ja schon wieder drei Jahre her, seit das letzte Album des norwegischen Trios White Birch Album erschien. Auch dieses Mal schufen Mastermind Ola Fløttum und seine Kollegen eine meisterhafte Sammlung ruhig dahinfließender, melancholischer Flüsterpop-Songs – ein Genre, das The White Birch nach einigen Versuchen für sich entdeckt haben. So weit so gut – aber warum dauert das denn immer so lange?
"Moment mal!", bremst Ola, "für die letzte White Birch Scheibe ‘Star Is A Sun’ haben wir doch vier Jahre gebraucht. Da haben wir uns doch schon verbessert, oder? Neben White Birch ich habe ja noch mein Solo-Projekt, ‘Portrait Of David’. Daneben schrieb ich noch Musik für ein Theaterstück für Kinder, was diesem Projekt gar nicht so unähnlich ist. Und ich habe auch noch Musik für einen Kurzfilm namens "Une etrainte”, von einem tollen Regisseur namens Eskil Vogt gemacht. Für die Instrumentalband Salvatore hatte ich einfach keine Zeit mehr. Es sind einfach zu viele Projekte die ich mir auflade. In einem Jahr hatte ich 100 Konzerte gespielt, da blieb kaum noch Zeit, neue Musik zu machen. Hin und wieder spiele ich manchmal noch als Gast bei Salvatore mit. Das macht Spaß."Ola schreibt zwar die ganze Musik für White Birch, die Hälfte der Texte aber stammen vom Bassisten Ulf Rodge – was sehr ungewöhnlich ist. Wie kam es denn dazu?
"Nun, wir waren uns beide einig, dass die Texte wichtig sind und wir mögen es beide, Texte zu schreiben", führt Ola aus, "das machen wir schon seit einiger Zeit so. Ich denke, wir haben da eine Welt gefunden, auf die wir beide Zugriff haben. Ich mag auch die Texte, die Ulf schreibt. Er kann sehr schöne Bilder beschreiben, die mich bewegen und das finde ich inspirierend. Ich finde auch, dass seine und meine Texte sehr ähnlich sind. Das ist das Universum von The White Birch, das wir gemeinsam geschaffen haben. Es ist dabei nicht wichtig, wer die Texte gerade geschrieben hat."
Welche Funktion haben denn diese Texte?
"Nun, sie können einen guten Song noch verbessern und sie können sie Stimme sein, die Dich einlädt, dem Song zu folgen."
Musikalisch geht es ja sehr ruhig zu auf dem neuen Album – was ist denn der Grund dafür?
"Also ich mag diese Art, mich auszudrücken”, überlegt Ola, "deswegen singe ich auch immer so leise. Es kommt mir so vor, dass ich hier etwas machen kann, was nicht so oft passiert. Es fühlt sich gut und natürlich an, ruhig zu singen. Und für mich ist es so einfacher eine Verbindung zur Musik und zur Band herzustellen. Dann kommt noch hinzu, dass die Leute in Deutschland besonders gut zuhören können. Ich habe so immer das Gefühl, dass es eine besondere Verbindung mit den deutschen Zuhörern gibt. Man braucht nicht zu schreien um gehört zu werden."
Ola meinte einmal, er sei im philosophischen Sinne auf der Suche nach einem "Wurmloch" – also einem Gebilde, das irgendwo Welten verbindet. Hat er es gefunden?
"Ich glaube schon", meint er, "und es ist auch ein ziemlich netter Ort. Es geht darum, Deinen eigenen kleinen Raum zu finden. Einen Ort, wo Du Du selbst sein kannst und Deine ganze harte Arbeit und das ganze Auf und Ab wertschätzen kannst, ohne dem Rest der Welt allzuviel Aufmerksamkeit zu schenken. Ich glaube, man kann nur dann etwas Bedeutendes erschaffen, wenn man Selber einen Sinn in dem sieht, was man tut. Es geht darum, Dir selbst gegenüber ehrlich zu sein."
The White Birch 2005 – das ist also Musik von wachen Träumern für Gleichgesinnte – Musik wie man sie im kalten, dunklen Norden offenbar besonders gut gedeihen kann.
Aktuelles Album:
Come Up For Air (Glitterhouse / Indigo)