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FAUST

The Krauts Are Back In Town

FAUST

Es ist keine sehr originelle Bemerkung, zu erwähnen, dass gerade jene Bands, die hierzulande schon längst dem medialen Vergessen überantwortet sind, sich im Ausland größter Wirkmächtigkeit erfreuen. Die kontemplativen Klangkathedralen von „Tangerine Dream“ etwa sind besonders in der amerikanischen New Age Szene immer noch ein Garant für einen gemeinschaftlichen Weltraumurlaub. Oder „Can“: Als man in den 90ern noch Lieder wie Häuser baute, waren „Can“ gern genannte Vorläufer. Heute ist eher eine gegenläufige Tendenz zu beobachten. Bands wie „Animal Collective“ stoßen die alten Bauklötze um, und widmen sich dem Freispiel. Ein gemeinsamer Nenner dieser ansonsten erfreulich heterogenen Welle, ist erneut eine Krautrockband, ja sogar die eigentlichen Erfinder des Präfixes „Kraut“.

„Kraut“, so hieß ein Stück von „Faust“, dass diese Mitte der 70er Jahre in England aufgenommen hatten. Zu diesem Zeitpunkt logierte die Band auf Kosten des damaligen Underground-Labels Virgin in einem englischen Schloß, um rund um die Uhr Musik zu produzieren. Dabei entstand „Krautrock“, ein Stück in dem ein Synthesizer wie eine bayrische Wiesenkapelle oszillierte. Dieses Stück befindet sich auf einer gerade erschienen DVD mit dem Titel „Impressions“, die der Schlagzeuger und faustisches Gründungsmitglied Werner „Zappi“ Diermaier zusammengestellt hat. Ich habe mit ihm über „Faust“ und diese DVD gesprochen:

Nachdem ihr euch Mitte der 70er aufgelöst hattet, fandet ihr erst 15 Jahre später wieder zusammen. Wobei ursprünglich nur Jean Herve Peron und du von der Urbesetzung an dieser Reunion beteiligt wart. Wie kam es zu dieser Auferstehung?

„1990 organisierte ich in Hamburg in der Prinzenbar ein kleines „Faust“ Konzert. Darauf folgte 1992 ein Auftritt im Marquee in London. Überraschenderweise standen bei beiden Auftritten noch mal so viele Leute auf der Straße, wie in den Club passten. Nach diesem Erfolg gaben Jean Herve und ich noch einige Konzerte in Europa. 1994 wandte sich dann Jeff Hunt (`Table of the Elements´) an Jean Herve und bekundete Interesse an einer „Faust“ Amerikatournee, bei der wir dann mit Leuten wie Jim o´ Rourke oder Thurston Moore aufgetreten sind.“

1996 stieß Hans Joachim Irmler wieder zu „Faust“. Seit dieser Zeit habt Ihr sowohl neue Stücke veröffentlicht, als auch unveröffentlichtes Material herausgebracht. Dabei sticht ganz besonders die Zusammenarbeit mit der amerikanischen HipHop Band „Dälek“ heraus.
„Diese Zusammenarbeit war eine ganz neue Erfahrung. Mit Hip Hop hatte ich nie etwas am Hut, aber die für diese Musikrichtung sehr ungewöhnlichen Sounds und die sessionartige Weise des Zusammenspielens hat uns verbunden. Von der Veröffentlichung war ich allerdings sehr überrascht. Beim einem Merchandisingstand auf einem unserer Konzerte in Zagreb habe ich mir dann eine CD ergattert.“
Früher habt ihr zusammen in Studios über Jahre hinweg gemeinsam gelebt und gearbeitet. Heute seid ihr räumlich voneinander getrennt, jeder hat seine eigenen Projekte. Funktioniert da so eine Band wie „Faust“ überhaupt noch?
„Mit Hans Joachim Irmler habe ich seit einiger Zeit das Problem, daß er Faust Aktivitäten plant und durchführt, ohne mich darüber zu informieren, aber unsere räumliche Trennung ist kein wirkliches Problem. Wir haben uns auf keine ursprüngliche Formation festgelegt. Die Band "Faust" besteht nach wie vor aus den Originalmitgliedern Zappi W. Diermaier, Hans Joachim Irmler und Jean Herve Peron. Gunther Wüsthoff will schon seit geraumer Zeit nichts davon wissen. Rudolf Sosna ist schon einige Jahre tot.“
Die neue DVD „Impressions“ ist zum großen Teil dein Werk. Du hast dazu verschiedene Stücke aus unterschiedlichen Zeiten der Bandgeschichte, ja sogar einige unveröffentlichten Lieder zusammengestellt und jedem ein selbstgedrehtes Video zugedacht.
„Das Hören von Musik ist immer mit irgendwelchen Visionen verbunden. Daher nahm ich mir vor, zu jedem Stück eine Vision festzuhalten. Das Format DVD bot sich dafür an. So unternahm ich mit einem Freund eine Reise durch ganz Frankreich. Dort filmten wir zu den davor gespeicherten Visionen wild drauflos. So wurde zum Beispiel zum Stück "breakfast" alles Essbare, einschließlich Kompost festgehalten. Dabei benutzten wir einfaches Equipment, um aufwändige Kameraeinstellungen zu sparen und spontan reagieren zu können. es entstanden Unmengen von Bändern, die wir zu Hause ausgewertet haben. Diese Arbeit dauerte zwei Jahre.“
Der Lohn und die Früchte dieser Arbeit, sind bei Zick Zack/ Hit Thing erschienen.

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