2003 haben in Würzburg eine handvoll Kids an der Schwelle zum Erwachsensein eine Band mit dem programmatischen Namen Staatspunkrott gegründet und eigenhändig Anfang 2004 ihr selbstverlegtes Debüt veröffentlicht. Obwohl nicht alle voll geschäftsfähig waren wurden sie im Sommer 2004 von NixGut unter Vertrag genommen. Diesem Aufgalopp folgt kein Bankrott, vielmehr eine wohlverdiente Inversion.
Nach mehr als 300 Konzerten, sogar als eine der wenigen Bands mit rein deutschsprachigen Texten auf Headlinertour durch England, haben sich Staatspunkrott derweil zu einer festen Größe in Sachen deutschem Punkrock, was Studiokonserven, zig Samplerbeiträge, Radioeinsätze, TV-Beiträge und ihr aktuelles Album ´Nordost´, etabliert. Anhand von Fragen resümiert Sänger Jänz Jensen über die atem(be)raubende Progression.In elf Jahren sechs Alben und vier Label – welche Gründe gab es für die Labelfluktuation?
„Die Labelwechsel waren immer mit den Abschnitten unseres musikalischen Schaffens verbunden. Per exemplum waren wir vor ´Nordost´ labelfrei, wodurch wir sämtliche Songs ohne Agreement von außen visionsgerecht in Eigenregie aufnehmen konnten. Erst im Anschluss haben wir mit PLY ein gebührendes Faust-Aufs-Auge-Label gefunden, so dass es in naher Zukunft sicherlich keine Labelfluktuation geben wird!“
Was hat sich in elf Jahren Staatspunkrott bandintern und musikalisch verändert?
„Wir hatten Zeit um uns auszuprobieren und am Stil zu schleifen. Im Alter von 17 haben wir als klassische Deutschpunkband angefangen, was die NixGut-Releases dokumentieren. Über die Jahre entwickelt sich die Geschicklichkeit beim Songschreiben und Gewandheit beim instrumentieren als auch der Musikgeschmack weiter, was somit Einfluss auf das Schaffen hat. Ab dem vierten Album nahm Melodycore amerikanischer Prägung immer mehr Einzug in unsere Songs. Als Musiker musst du i.d. Regel dein Leben auf Musikmachen und Touren ausrichten. Da die Muckerei für jeden Priorität hat, macht das jedes Bandmitglied.“
Euer ex Label NixGut kollaboriert mit Personen aus dem rechten Umfeld. Welche Auswirkungen hat das für Euch und welche Konsequenzen zieht ihr daraus?
„Wissentlich war das Ganze 2009, wo unsereins bereits nicht mehr bei Nix Gut war. Durdch unsere Überzeugung sind wir sehr darauf bedacht, zu Bands aus dubiosen Dunstkreisen genügend Abstand zu halten. Mit dem Song ´C4H10´ - die Formel für Butan - auf unserer aktuellen LP, zeigen wir eindeutig wo wir stehen. Er handelt über Brennstoff, der geschürt wird, wenn man sich über andere stellt und jene damit ausgrenzt. Ein Phänomen, das immer weiter in die vermeintliche Mitte rutscht. Es wäre schön, wenn wieder mehr Sensibilität dafür entwickelt würde. Das braucht Mut, um mit anderen im persönlichen Gespräch unangenehme Themen zu diskutieren. Jeder einzelne kann etwas dazu beitragen, um Fremdenhass und Ausgrenzung entgegenzutreten.“
Was wollt ihr mit dem Albumtitel ´Nordost´ phrasieren bzw. dem Hörer damit mitteilen?
„Das übergeordnete Thema ist die Sinnsuche. Das ließ sich am besten durch den auf dem Cover abgebildeten Kompass ausdrücken, den der Phoenix vom Vorgängeralbum hält. Aus diesem Grund haben wir uns für den Titel entschieden. Die Intention ist, alle Facetten einer Selbstfindung zu beschreiben. Sowohl die positiven wie in ´Atem´ oder ´Meer Aus Licht´ als auch die negativen wie in ´Flucht Ohne Refugium´ oder ´Ohne Schlaf´. Für uns ist es wichtig dass Hoffnung und positive Gefühle am deutlichsten durchscheinen.“
Aktuelles Album: Nordost (PLY Records / Universal)