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BRIAN SETZER ORCHESTRA

Der große Illuminator

BRIAN SETZER ORCHESTRA

Brian Setzer, ehemaliger Sänger der legendären Stray Cats, Boss des Rockabilly-Trios `68 Comeback und Frontmann des Brian Setzer Orchestra meldet sich mit "Boogie Woogie Christmas" zurück und spricht über seinen schweren Stand in Deutschland, Ehren gereichende Weihnachtsbäume und verrückte Diktatoren.

Setzer arbeitet gerade an seinem großen Weihnachtsauftritt in New York, kann aber doch 15 Minuten seiner erlauchten Zeit einem alten Fan und der Westzeit spenden. Die Rockabilly-Legende, die in einem früheren Leben Dressman gewesen sein will (ich hatte ihn eher klein in Erinnerung), ist guter Laune und lacht viel. Er erwartet, dass ich ihn über „Boogie Woogie Christmas“ ausquetsche, doch als Stray Cats-Purist interessiert mich sein Swingding nur am Rande. Ich schmeiße ihm einige Brocken hin, und nachdem er über Richard Wentworth, der das Cover für BWC entworfen hat und die Big Band gequasselt hat, frage ich ihn lieber, warum er soviel rumexperimentiert und wünsche mir im gleichen Augenblick, nicht gefragt zu haben. "In letzter Zeit spiele ich viel für meinen fünfzehnjährigen Sohn und seine Kumpels, meistens Banjo und Mandoline, die Bengel flippen dann total aus." Mandoline? Da passt ganz gut ins Bild, das Brian gerne ein Rockabilly-Album mit Paul McCartney aufnehmen würde. Der hat zwar den frisurentechnischen Pfad der Erleuchtung schon in den 60ern verlassen, darf aber gerne auf der Scheibe singen, wenn er noch zum Frisör geht. Ob er vorher noch nach Deutschland kommt? Schwere Seufzer am anderen Ende der Leitung. Jaja, schon klar, Setzer konnte es hier nie zu einer Goldenen bringen und hat nie die wirklich großen Hallen gefüllt, also gilt Germany als Entwicklungsland für den Mann, den sie in den 80ern Killerlocke nannten. Da kann auch das ehrliche Bekenntnis zur hiesigen kleinen, aber treuen Anhängerschaft drüber hinwegtäuschen. Ich erzähle ihm, dass die Wände zwischen den Rock´n´Roll-Szenen in Deutschland gebröckelt sind und das man jetzt Psychobillies, Rockabillies und manch anderes Gezumpel auf denselben Veranstaltungen trifft. "Meine letzte Erinnerung an Deutschland ist Technomusik und ein Tourplakat von Depeche Mode, die in einem Fußballstadion spielten. Welche Schande!" Und jetzt zum Ernst des Lebens: Wie er sich dabei fühlt, dass er dieses Jahr den Weihnachtsbaum vorm Rockefeller Center in New York illuminieren darf, will ich wissen. "Ich kriege schon Gänsehaut, wenn ich jetzt darüber spreche.", antwortet er nach einer Weile. "Ich komme aus New York, was es schon sehr besonders für mich macht. Dazu kommt, das es ein sehr wichtiges nationales Ereignis ist, das vom TV in jeden Winkel der USA übertragen wird. Und letztendlich lebe ich in einem Land, dessen Wunden gerade zu heilen beginnen. Es ist eine ganz besondere Ehre für mich." Na, da ist er wieder, der 11. September. Und Brian ist, wie wohl derzeit die meisten seiner Landsleute, verunsichert. Er seufzt, als ich ihn frage, wie sich dieser schwarze Tag auf sein persönliches Leben niedergeschlagen hat und was er vom drohenden Irak-Krieg halte? "Es hat uns alle dem Wert der Freiheit wieder näher gebracht. Besonders wo ich lebe, in Kalifornien, das sehr liberal ist. Die Menschen dort waren sehr undankbar für die Toleranz, in der sie lebten und haben jetzt realisiert, was sie verlieren könnten. Dieser Tag hat das Denken vieler Menschen verändert. Manche nennen mich konservativ oder was auch immer, nur weil ich auf Manches in Kalifornien einen Dreck gebe. Aber seit diesem Tag habe ich mit vielen Leuten gesprochen, die jetzt so denken wie ich und merken, was sie haben, und wie viel schlimmer es Menschen in manch anderen Ländern geht. Das ist wahrscheinlich eine andere Antwort, als von den meisten Künstlern, denn ich bin kein Liberaler. Vielleicht bin ich tatsächlich sehr konservativ. Natürlich hasse ich es, Menschen sterben zu sehen, nur kann ich auch nicht zusehen, wenn jemand wie Saddam Hussein, der Nuklear- oder Chemiewaffen besitzt und so irrsinnig ist, sie auch einzusetzen, einfach weitermacht. Da muss man ein Auge drauf haben." Muss man, Brian. In diesem Sinne: Keep Rockin!




Dezember 2002
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