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MESHUGGAH

Der Plan der Planlosigkeit

MESHUGGAH

Gibt es eigentlich aktuell so etwas wie echte innovative Rockmusik? Oder befinden wir uns in einem musikalischen Zeitabschnitt, in dem nur noch recycelt, konserviert, kommerzialisiert und dementsprechend billig auf alte Hörgewohnheiten gesetzt wird? Man könnte fast meinen, dass es mittlerweile so ist. Aber nur fast, denn es gibt glücklicherweise fünf durchgeknallte Schweden, die es sich seit Jahren zur Prämisse gemacht haben, die Tonkunst als solche ernst zu nehmen und sie akustisch elastischer zu gestallten. Natürlich ist die Rede von Meshuggah, denn es gibt seit Jahren keine andere Band, die es geschafft hat, den rockenden Musikorbit ein gutes Stück zu erneuern und gleichsam zu verfeinern. Nun erscheint in den nächsten Tagen der neue Tonträger namens „Obzen“ und der wird wieder einmal die Welt etwas verändern und verbessern. Fragen wir doch mal Marten (Hagström, Gitarrist) was er von dem neuen Meshuggah Album hält.

„Ich mag es und ich würde es mir auch sofort kaufen, wenn es nicht meine Musik wäre! Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und konnten uns diesmal für das Songwriting und die Produktion so viel Zeit lassen, wie wir wollten. Bei den beiden Vorgängern hatten wir ordentlich Termindruck, da umfangreiche US Touren anstanden.“

Dann würde mich mal interessieren, wie ihr diesmal die Songs geschrieben habt? Wurden wie bei eurem letzen Album Catch 33 Computer und Drummachines benutzt?

„Ja tatsächlich hat sich diese Methode bei uns etabliert. Jedoch haben wir alle zusammen in unserem Studio an Songideen gearbeitet. Zwar war auch mal jeder für sich in seinem Raum, aber die Wege sind da kurz und wir konnten uns immer schnell connecten. Es fühlte sich alles sehr natürlich und dynamisch an.“

Aber für eine Rockband doch eher ungewöhnlich. Spielt man da nicht im Proberaum und entwickelt dann Songs?

„Bei uns ist es halt etwas anders. Wir haben schon immer mit Mehrspurrecordern und Drumcomputer gearbeitet, um so unseren Songs Entfaltungsmöglichkeiten zu gegeben. Die Chance, Songs schnell via Computer umzustrukturieren ist nicht uncool und kann einen kreativ pushen. Wir möchten jede Gelegenheit nutzten, unsere Musik zu reflektieren. Jedoch sind die Computer im Grunde nicht so wichtig, da die Songideen in unsern Köpfen entstehen. Die Rechner helfen nur beim Feinschliff.“

Und produziert hab ihr auch alles allein?

„Genau! Wir mögen es, alles unter Kontrolle zu haben und absolute Handlungsfreiheit zu besitzen. Dafür ist uns unsere Musik zu wichtig. Zudem macht es einfach verdammt viel Spaß, seinem eigenen künstlerischen Ausdruck eine Form zu geben.“

Gab es denn nach dem genialen Konzeptalbum Catch 33 irgendwelche Masterpläne für das neue Machwerk?

„Nein. Unser Masterplan ist es, keinen Plan zu haben. Wir lassen uns überraschen, wie sich die Dinge entwickeln. Bei Obzen taten wir uns anfangs recht schwer mit dem Songwriting. Aber irgendwann gab es den Moment, in dem der Schneeballeffekt einsetzte. Das einzige, was uns bei Obzen wichtig erschien, war, dass die Songs für sich stehen sollten und nicht wie bei dem vorherigen Album nur im Kontext mit den anderen Songs; sprich als Gesamtwerk funktionieren.“

Hört man sich das aktuelle Machwerk an, muss man sagen, dass ihr mit Aggressivität, Brutalität und Geschwindigkeit nicht gespart habt.

„Wohl wahr. Wir stellten recht schnell fest, dass wir intuitiv eine sehr dynamische und brutale Scheibe machen werden, die eine beunruhigende Stimmung haben würde. Es war ein natürlicher Prozess. Wir wissen vorher nie, wie das Zeug letztendlich klingt.“

Kommen wir mal zu dem Song ´Bleed´. Wie ist es möglich so einen unmenschlich schnellen und vertrackten Song wie ´Bleed´ überhaupt zu spielen ohne dass einem die Arme oder im Falle des Drummers die Beine abfallen?

Da „(lacht) Ja Bleed ist für uns alle eine Bitch. Aber wir wollen an unsere Grenzen gehen, auch physisch und haben die Nummer auf unser Liveset gesetzt. Das wird sehr interessant.“

Das könnt ihr ja schon ganz bald auf eurer US Tour mit Ministry antesten. Was erwartet euch denn überhaupt auf der Tour?

„Wir sind echt glücklich über die Tour und natürlich über den passenden Zeitpunkt. Kurz nach Produktionsende von Obzen kam das Angebot, sieben Wochen lang mit Ministry in den Staaten zu touren. Da haben wir mal nicht nein gesagt. Das Billing find ich auch cool. Ministry sind die Industrial Pioniere und rocken sehr straight. Wir stellen mit unserem schrägen, kranken Kram den Gegenpol dar. Wir freuen uns schon.“

Wird es denn auch nicht langsam mal Zeit für eine amtliche Meshuggah DVD?

„Wir haben schon des Öfteren darüber geredet. Wir werden auch auf der US Tour filmen und nachher etwas zusammenschneiden. Ob es dann letztendlich für eine DVD reicht, wird sich zeigen.“

Was passiert denn als nächstes bei euch, um weiterhin innovative Musik zu kreieren? Ihr benutzt seit fünf Jahren als einzige Band extra angefertigte achtsaitige Gitarren, schreibt Songs am Rechner, programmiert Drumspuren. Was kommt jetzt?

„Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Es gibt keinen Plan. Wir werden sehen, was passiert.“

Wir sind gespannt und wissen: es wird wieder etwas passieren!

Aktuelles Album: Obzen (Nuclear Blast)




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