BLUSH ALWAYS

(Embassy Of Music / Zebralution)

Auf den Sommerfestivals dieses Jahres wurde vor allem eines deutlich: Die Zeiten, in denen vier Jungs mit Gitarren und strähnigen Haaren nach Belieben das Bild der kontemporären Rockmusik dominieren konnten, sind endgültig vorbei. Heutzutage sind es junge Damen, die die Szene mit ihren musikalischen Empowerment-Statements prägen – wenn nicht gar dominieren. Und zwar insbesondere auch in unseren Landen. Sozusagen aus dem Stand katapultiert sich die Leipziger Songwriterin Katja Seiffert mit ihrem Bandprojekt Blush Always in die erste Riege dieser Kolleginnen und begeistert mit ihrem brillanten Debüt-Album, indem sie dem Genre einen selbstbewussten Tritt in den Popo versetzt. Dabei überzeugt sie vor allen Dingen dadurch, dass sie die Musikhistorie mit Gewinn studiert hat und sich dabei jeweils genau die richtigen Elemente herausgesucht hat, um ihre einfühlsamen Selbstfindungssongs mit dem notwendigen Nachdruck an den Zuhörer herantragen zu können. Und ein Thema, über das es lohnt, auf persönlicher Ebene zu resümieren hat sie auch gefunden: Toxische Beziehungen und deren Folgen – denn davon scheint sie so einige durchlebt zu haben. Blush Always Erfolgsgeheimnis liegt weniger darin, etwas bahnbrechend Neues zu erschaffen, sondern ihre Energie in ordentlich strukturierten, durchdachten Songs in einem vergleichsweise rauen klanglichen Umfeld zu kanalisieren. Bei Blush Always zählen sowohl die große Geste – meist in Form beeindruckend schlüssiger Grunge-Riffs, psychedelischen Effekten und knarzendem Feedback, aber auch majestätischer Mitsing-Refrains – wie auch die einfühlsame, geradlinige Reflexion im Stile der Vorbilder aus der Whisperfolk-Fraktion. Sogar für fast soulige Töne in Songs wie „At Home“ oder einen „Piano Song“ bleibt da noch Raum. Die notwendige Eigenständigkeit ergibt sich durch die persönliche Note des Storytelling und der ausgewogenen Balance der musikalischen Elemente. Sehr viel überzeugender hätte frau das alles gar nicht hinbekommen können. 5

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