LATIN QUARTER

(Westpark Music / Indigo)

Die Methode, ein von der Plattenfirma mitgeliefertes Info wenn überhaupt, dann auf jeden Fall erst nach dem eingehenden Hören der jeweiligen CD zu lesen, hat sich beim neuen Werk der klassenbewussten Briten einmal mehr bewährt. Das erste Mal hörte ich "Releasing the Sheep" im Auto. Ich war auf dem Weg zu einer Verabredung im sächsischen Vogtland, freute mich auf die anstehenden Radrunden durch die Berge um Markneukirchen (tolle Gegend übrigens und das dortige Musikinstrumentenmuseum ist wirklich einen Besuch wert!) und war ziemlich entspannt. Da passte der zarte LQ-Pop perfekt, Steve Skaith war noch nie angetreten, mit seiner Musik jemandem weh zu tun. Ich dachte mir so: Naja, ist immer noch wirklich gut, die Band, aber das klingt schon mächtig nach den 80ern, oder? Textlich waren LQ immer deutlich: Menschenrechte und Arbeiterbewegung, verpackt in kleine Geschichten und feine Popmusik. Nichts daran hat sich geändert, auch 2021 spielen LQ gegen Kapitalismus und Diskriminierung an und der 80er-Touch scheint daran zu liegen, dass einige Stücke schon vor 35 Jahren geschrieben, aber seinerzeit nicht veröffentlicht wurden (das alles erfuhr ich aber erst später, aus besagtem Info). Der geliebte feine Hauch britischer Ironie durchweht auch dieses Album, im Titelsong resümiert ein recht desillusionierter Gottvater die Früchte seines Wirkens mit so resignierten Zeilen wie: "Not all perfect but I damned did my best / Maybe the idea of Eden set me up to fail" und "My intention was love but it seems you misread /.../ I’m resting for good, releasing the sheep". Anderes widmet sich Polizeigewalt (That’s Why I Turned My Badge In) und #BLM; die Songtexte kann man im booklet mitlesen. "Equality Not Revenge" bringt schließlich auf den Punkt, worum es Latin Quarter geht - seit 40 Jahren und hoffentlich noch recht lange. 4
Weitere Infos: www.latinquartermusic.com

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