(Bureau B / Indigo)
Die Hamburger Archivare von Bureau B erfüllen ohne jeden Zweifel einen sehr verdienstvollen Auftrag. Denn auch wenn wirkliche Spezialisten und/oder Nerds hier vielleicht nur wenig Unbekanntes finden, für Spätgeborene oder seinerzeit anderweitig Interessierte dürfte diese Zusammenstellung mit dem schön semi-wissenschaftlichen Untertitel "Deutsche Experimentelle Pop-Musik 1980-86" kunterbunte Geschichtsstunde und wirklich gute Unterhaltung zugleich sein. Vieles kommt aus dem Atatak-Katalog: ob nun das "Sandkorn" von der zweiten Platte der Doraus & Marinas, das "Pyrolator’s Wunderland" entstammende "Im Zoo", "Hey Baby Hop" vom Plan (hier in der "Japlan"-LP-Version) oder auch das legendäre "Jonny (Du Lump)", das schon 1983 so super war, dass Cherry Red sowohl Holger Hillers zugehörige Solo-LP wie auch die 12" übernahm. Dann finden auch einige Sky-releases der Zeit Berücksichtigung: neben dem mit für Asmus Tietchens-Verhältnisse etwas arg straighten beats unterlegten "Höhepunkt kleiner Mann" bezirzt "Guten Abend Leute" von Dorothea Rauke aka. Deutsche Wertarbeit wirklich sehr. Aber auch woanders hat sich Bureau B die Rechte gesichert und veröffentlicht Großtaten von Dunkelziffer ("Keine Python" - ein wundervoller DarkDeutschDub, zuerst auf "Colours And Soul", was 1983 sowohl für die Band wie auch für Piet Manns grandioses Label "Fünfundvierzig" das Debut war) oder den unvergleichlichen Zimmermännern (hier mit "Erwin, das tanzende Messer" von ihrer ersten LP - auf ZickZack). Selbst auf (noch) kleineren Plattformen fanden sich Schätze: z.B. Carambolage (mit der leider schon vor über 15 Jahren verstorbenen Britta Neander), in deren SynthReggaeWave "Die Farbe war Mord" die Klage "Uh, mein Lippenstift ist fort!" auf unvergessliche Weise und mit hoher Penetranz wiederholt wird. Oder die kultige Populäre Mechanik, deren "Muster" wie eine sperrig-deutsche Antwort auf A Certain Ratio wirkt(e). Oder das "Austauschprogramm" von Die Partei. Oder "Sexueller Notstand" von Östro 430. Oder oder oder - (West)Deutschland erlebte damals einen Ausbruch an unbekümmerter Kreativität, der hier aus den genannten Rechte-Gründen vielleicht nicht unbedingt repräsentativ, doch unbedingt spannend und in zweifellos höchst kurzweiliger Form zusammengefasst ist. Und was für den Lumpen Jonny gilt, scheint mir auch hier sehr passend: "Deine Koffer sind leer / doch der Keller ist voll / was wollen wir mehr." 4Weitere Infos: www.bureau-b.com
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