(Made To Measure / Crammed Discs / Indigo)
Die Franzosen von Aquaserge sind uns hier schon mehrfach sehr angenehm aufgefallen, zuletzt – anlässlich ihrer unfassbar verrückten live-Platte "Déjà-vous?" - fiel mir keine bessere Beschreibung ein als "Tuxedomoon auf Magic Mushrooms?". Aber die vielköpfige Kapelle weiß die Schraube der Merkwürdigen nochmal eine Umdrehung fester zu ziehen und verneigt sich mit dem neuen Werk eine gute halbe Stunde lang vor ihren Idolen aus dem weiten Feld der zeitgenössischen Klassik (sofern wir "zeitgenössisch" mal im frühen 20. Jhd. beginnen lassen); konkret vor Varèse, Scelsi, Feldman und Ligeti. Der seltsame Titel bezieht sich auf ein Stück, das Feldman 1966 für seinen Künstlerfreund Christian Wolff geschrieben hatte ("The Possibility of a New Work for Electric Guitar"). Leider klaute ein Jahr später jemand Wolffs Gitarre mitsamt Koffer und den darin befindlichen Originalnoten (deshalb heißt die Theaterperformance, der die hier zu hörenden Stücke entstammen, in voller Pracht auch "The Possibility of a New Work for Aquaserge - Perdu dans un Étui de Guitare")...aber wir verzetteln uns! ProgRock (das Info nennt die Musik der Band treffend "resolut polymorph") und Scelsi oder Feldman? Geht das? Naja – es beginnt mit einem wilden Flötenritt durch Varéses "Un grand sommeil noir", wobei impressionistische OrchesterPracht hier durch stringente SchlagzeugArbeit und geschulter SopranGesang durch die dunkle Stimme Audrey Ginestets (ja, Julien Casc setzt später auch ein) substituiert wird. Kann man so machen. Das Flötenthema wird in "1768°C (À Edgar Varèse)" weiterentwickelt und auch die erste Version von Feldmans "Only" wird zart beflötet. Ein wenig kenne ich Feldman-Musik ja, auch seine Werke für Flöten, nur finde ich dessen reduzierte Verdichtung, seine Versenkung in die "Leiseheit" des Klangs hier erst in der dem Altmeister des konzertanten drones gewidmeten "Nuit Terrestre (à Gyorgy Ligeti)". Da beginnt tatsächlich die Musik selbst zu schweben und jede lärmend-ProgRockistische Hektik hinter sich zu lassen. Eine kurze und doch sehr fordernde Platte, die obendrein auch den Ausgangspunkt für eure eigene Entdeckungsreisen in die Welt der (E-)Avantgarde bilden könnte. Schließlich ist das Ganze "made to measure to explore eight possibilities for celebrating the work of great classical composers of the twentieth century"! 4Weitere Infos: www.aquaserge.com
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