Eigentlich ist es „nur“ eine Compilation, aber keine, an der man so schnell vorbeikommt. Seit Beginn ihrer Karriere vor rund zehn Jahren waren die schottischen Tausendsassa Mogwai stets gern gesehene Gäste in den Aufnahmestudios der BBC, um dort exklusive Sessions für legendäre DJs wie zum Beispiel John Peel einzuspielen. Gerade in der Frühphase der Band waren diese Versionen öfter besser als die eigentlichen Studiofassungen. Grund genug also, die besten Mitschnitte der Jahre 1996 bis 2003 – darunter frühe Klassiker wie „Superheroes Of BMX“, „Like Herod“ oder „New Paths To Helicon I & II“ und spätere Meisterwerke wie „Stop Coming To My House“ - zu einem Album zusammenzustellen und ihm den augenzwinkernd-genialen Titel „Government Commissions“ zu geben.
„Der Titel war John Cummings Idee“, erklärt Vordenker Stuart Braithwaite im Gespräch mit der Westzeit. „Wir tun so, als hätte die Regierung wirklich diese Aufnahmen bei uns in Auftrag gegeben, was natürlich nicht stimmt, denn letztendlich wird das öffentlich-rechtliche Radio natürlich von den Bürgern bezahlt. Der Titel ist einfach ein netter Scherz.“ Die neue LP ist nicht die erste Mogwai-Compilation. Gleich der erste Langspieler, „Ten Rapid“, war die Zusammenstellung ihrer frühen, mittlerweile fast allesamt zu Sammlerstücken avancierten Singles. Ist die neue Kollektion der BBC-Aufnahmen demnach „Ten Rapid Part II“ oder ein etwas anderes „Best Of“-Album? „Weder noch! Die Platte soll einfach das Bild der Band abrunden. Einige der Versionen sind definitiv besser als die Studiofassungen, weil wir sie schon länger live gespielt haben und unsere Performance dadurch schlicht und ergreifend besser geworden ist. Außerdem sind einige der ganz alten Songs, die von ‚Ten Rapid’ stammen, in sehr billigen Studios aufgenommen worden. Die BBC Studios dagegen sind ja ziemlich gut! Ich glaube nicht, dass die Platte dazu geeignet ist, dass jemand seine Meinung über uns grundlegend ändert, sie ist eher für diejenigen, die schon Fans sind.“Die Bodenständigkeit, die in dieser Aussage mitschwingt, hat Mogwai schon immer ausgezeichnet. Während andere Bands unentwegt nach Neuem streben, sind die fünf Schotten stolz darauf, sich selbst treu geblieben zu sein. “Dass wir uns immer nur auf die Musik konzentriert haben und uns nie großartige Karriereziele gesetzt haben, hat uns sicher dabei geholfen, so lange dabeizubleiben“, glaubt Stuart. „Sobald eine Band versucht, mehr Geld aus ihrer Musik herauszuschlagen, fällt sie dabei eigentlich immer auf die Schnauze, oder sie wird wirklich berühmt und hasst das!“ Ein Unterschied zur Frühphase der Band ist sicherlich, dass Mogwai zu Anfangszeiten gerne (fälschlicherweise) mit der Band Slint verglichen wurden, während sie heute selbst ständig als Referenzband herangezogen werden. „Ja, und viele dieser Bands sind kommerziell viel erfolgreicher, als wir es je sein werden“, lacht Stuart. „Ein bisschen seltsam ist das schon, aber dafür machen sie auch viel kommerzorientiertere Musik als wir. Erst wenn wir keine 12-Minuten-Stücke mehr schreiben, würden wir vielleicht auch mal im Radio gespielt. Weil wir aber nicht wirklich an der finanziellen Seite interessiert sind, wird das wohl nie passieren!“ Solange Mogwai weiterhin von Vater Staat, respektive der BBC, „gesponsert“ werden und dabei so hervorragende Alben herauskommen wie „Government Commissions“, kann man nur sagen – zum Glück!
Weitere Infos: www.mogwai.co.uk Foto: PIAS