Eigentlich sind The Shanes garnicht so aussergewöhnlich - eine Band, die eine Vision ihres Sounds hat und den auch gnadenlos durchzieht. Schon aber hakt es bei manchem. Der Name, der Stil, die Bezeichnung. Kurze Aufklärung: Nein, sie haben sich nicht nach Pogues-Sänger Shane MacGowan benannt, sondern nach ihrem ersten Akkordeonspieler, der gebürtig aus Neuseeland stammt. Ja, sie machen HardPolka und ja, das ist es auch und klingt eben wie ein wilder Mix aus Rock, Folk, Punk, Metal und Polka. Zu viel des Guten? Eher viel zu wenig.
Schon seit 1991 verbinden Frontmann Kornelius Flowers und seine Gefährten tradionelle Klänge mit temporeicher Rockmusik und blieben schnell bei einem Begriff hängen, der im aktuellen Album sein Manifest erreicht: Polka. Verzeihung: Pölka! Hat hier etwa jemand bei den härtesten Brocken im Rockzirkus gespickt? „Die Schreibweise mit dem „ö“ erinnert natürlich an Motörhead oder Mötley Crüe - das „ö“ steht somit für den Rock‘n‘Roll und den Härtefaktor in unserer Musik, die ja ansonsten sehr von traditionellen, melodischen Spielweisen geprägt ist.“, gesteht Kornelius. „Die Idee ist entstanden, nachdem ein Journalist uns vor 10 Jahren mal als die „Motörhead des Folk“ bezeichnet hat. The Shanes sind ja eigentlich eine Folk-Band. Folk ist die Musik mit der größten urwüchsigen Kraft, im Folk und Country gibt es die besten Songs und die besten Texte.“ Und so beschreibt HardPolka einfach mehr als einen traditionellen Tanz, es ist mehr als nur Bewegung, es ist Stil. Und wahrscheinlich auch nicht immer einfach zu konservieren. „Zu energiegeladener Musik passt Bewegung sehr gut und The Shanes sind auch eigentlich eine Live-Band. So stellt das Konservieren der Musik auf Platte natürlich immer eine gewisse Herausforderung dar, die uns bisher auch nicht immer gelungen ist. Alte Aufnahmen klingen oft im Vergleich zu den Liveperformances, etwas fade. Ich bin aber froh, dass dies auf „Pölka“ nicht zutrifft. Wir haben uns aber auch diesmal getraut, beim Aufnehmen und Abmixen auf gängige Konventionen zu pfeifen und die nötige Schaufel Dreck hineinzuwerfen.“ So gibt es auch beim Songwriting keine Grenzen. Der etwas andere Crossover wird halt mit dem festen Bestandteil Polka zubereitet - und das halt mit verschiedener Konzentration. Also fügen sich auch Songs wie das Tex-Mex-Stück „El Paso Del Los Dias“ oder das schwer relaxte „Still A Long Haired Country Boy“ glänzend in den Kontext ein. „Ich finde, diese Songs passen sehr gut auf ein Polka-Album. Stilistisch ist es nichts abwegiges und zudem bringt es Vielfalt und Abwechslung beim Durchhören der Platte.“ Ebenso wirken die 2 Traditionals, die die Band mit aufs Album genommen hat, entspannend. Trotzdem haftet fast allen Songs in gewissem Sinne etwas wildes an, und sei es nur im Text. „Jeder Song steht mehr oder weniger für sich. Es geht um Selbstverherrlichung wie bei HipHop- und Metal-Bands - nur mit mehr Humor als bei solchen, um die Befreiung von Seelenlast, um sexuelle Obsessionen, ums Trinken, um innere Verzweiflung, um aufkeimende Liebe, ums kranke Musikgeschäft, um Exzess und Überdruß und gescheiterte Lebensphilosophie. Die Texte missionieren nicht. Wichtig ist mir, inhaltlich zusammen mit der Musik etwas rüberzubringen - auch wenn es nur ein Gefühl ist. Es steckt viel Ironie und Persönliches in den Texten.“ Und genauso blicken The Shanes auch mit einem traurigen Auge zurück auf das, was sich in den letzten Jahren im Musikbusiness getan hat. „Es gibt immer weniger unverwechselbare Bands und Sounds.“, bringt es Bassist Herr Dannehl auf den Punkt. „Und das Gejammer der großen Konzerne über Internetpiraterie etc. wird langsam unerträglich. Positiv dagegen ist, dass DIY immer einfacher und qualitativ besser machbar wird. So werden grosse Labels überflüssig.“ Und siehe da, am Beispiel der Shanes zeigt sich, wie DIY funktioniert und der Spaß nicht auf der Strecke bleibt. Man muss eben nur wollen.Aktuelles Album: Pölka (Sumo Rex/Broken Silence)
Weitere Infos: www.shanes.de