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ELDA

Eigensinn trifft Zeitgeist

ELDA

Elda machen einen großen Satz nach vorn: Für seine neue EP ´Golden Bowl´, die dieser Tage auch in einer liebevoll gestalteten Vinyl-Edition erscheint, schiebt das in Frankfurt am Main heimische Quartett um Alessa Stupka und Leila Antary den Düster-Wave-Touch seiner ersten beiden EPs ein Stück weit beiseite und richtet sein Hauptaugenmerk auf abwechslungsreiche, spürbar rhythmusbetontere Lieder mit anspruchsvollen Texten und findet dabei spielerisch die feine Balance zwischen Eigensinn und Zeitgeist.

´Golden Bowl´ ist der vorläufige Höhepunkt einer Bandkarriere, die bereits vor mehr als zehn Jahren noch zu Schulzeiten von Alessa und Leila angestoßen wurde. Zunächst zu zweit nur mit Gitarre, Bass und ihren oft wunderbar verschmelzenden Stimmen, dann in wechselnden Viererkonstellationen und heute mit Schlagzeugerin Annelie Schwarz und Gitarrist Daniel Hertel als echtes Quartett, haben die beiden eine ganze Weile gebraucht, bis sie ihr Hobby im vergangenen Jahr endgültig zum Beruf gemacht haben. „Mit dem Gedanken haben wir schon seit Jahren gespielt“, verrät Alessa im Westzeit-Interview. „Weil wir aber beide noch studiert haben, waren wir eine Zeitlang nicht sicher, ob wir das wirklich durchziehen sollten.“ Zunächst, das geben sie beiden zu, überwogen noch die Selbstzweifel und die bange Frage, ob eine Karriere im Musikbusiness auch tatsächlich für den nötigen Lebensunterhalt sorgen kann. „Wir haben ja beide kein musikalisches Studium absolviert, und wenn man dann mit anderen zusammenarbeitet und anfängt, sich zu vergleichen …“ Alessa hält kurz inne. „Wir haben einfach lange gebraucht, um zu merken: Ja, wir können das!“



Wie recht die zwei mit dieser Einschätzung hatten, beweisen nun die sechs Songs der ´Golden Bowl´-EP, mit denen sich Elda nicht nur klanglich, sondern auch inhaltlich beeindruckend entwickeln und den Schritt vom Persönlichen zum Politischen wagen. Wenn sie in ´What If´ augenzwinkernd über Entscheidungsfreiheit und Autonomie sinnieren oder in ´Follow´ existenzielle Zukunftsfragen zwischen Resignation und Aufbruch anschneiden, wird klar, dass den beiden Songschreiberinnen inzwischen wichtiger ist, Haltung zu zeigen, anstatt sich nur die eigenen Sorgen von der Seele zu schreiben. „Ich denke, wenn man anfängt, Musik zu schreiben, kommen die persönlichen Themen am einfachsten raus“, ist Leila überzeugt. „Musik ist ja immer auch sehr emotional und kann einen dabei unterstützen, bestimmte Dinge zu verarbeiten. Deshalb ist es intuitiv der einfachste Weg, damit anzufangen, eigene persönliche Erfahrungen niederzuschreiben. Eine Kritik zu einem Thema zu schreiben, das einen vielleicht selbst gar nicht betrifft, erfordert dagegen eine gewisse Distanz. Das ist eine andere Herangehensweise, weil man einfach nicht so nah dran ist im ersten Moment.“



Neue Wege gehen Elda mit ´Golden Bowl´ aber auch musikalisch. Unterstützt wurden sie dabei von Manuel Renner, der schon die Vorgänger-EP ´Hideout´ produziert hatte, und erstmals auch von Tobias Siebert, der in den letzten Jahren Platten für so unterschiedliche Künstler wie Enno Bunger, Woods Of Birnan, Slut und Phillip Boa in Szene gesetzt hatte und nun auch Elda ein ebenso effekt- wie detailverliebtes Sounddesign verpasste, mit dem die Band vorgefertigte Pop-Strukturen ausblendet und sich gängigen Genre-Schubladen entzieht. Angst, mit der Verantwortung für die Produktion auch ein Stück weit kreative Kontrolle abzugeben, hatten Alessa und Leila trotzdem nicht. „Noch ein fünftes Paar Ohren dabeizuhaben, ist immer gut, jemanden von außen, der noch einmal drüber hört, nachdem man selbst schon so lange daran gearbeitet hat“, findet Alessa. „Sicherlich werden wir als Produzentinnen auch immer besser, aber im Grunde ist das ja ein ganz eigenes Fachgebiet und man muss auch nicht alles in Perfektion beherrschen, und deshalb sind wir auf jeden Fall froh, wenn wir mit Leuten zusammenarbeiten können, die jeden Tag genau das machen und uns so zu dem Ergebnis bringen, das wir uns wünschen.“



Mit ihrer freigeistigen Herangehensweise schwimmen ELDA in einer immer stärker auf klar abgesteckte Formate fixierten Musikwelt gegen den Strom, aber das tun sie gern. „Wir selbst fühlen uns total wohl damit, dass wir uns nicht auf etwas festgelegt haben und das auch nicht müssen, weil das nicht das ist, was die Musik für uns leisten soll“, erklärt Alessa. „Das verschließt sicher auch einige Türen, aber das ist kein Kriterium für uns.“ Lieber vertrauen Elda stattdessen ihrer Intuition, und genau das macht das Quartett besonders, nein, außergewöhnlich.



Aktuelle EP: Golden Bowl (RecordJet)


Weitere Infos: www.elda-band.de Foto: Katharina Dubno

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