Was muss das für ein Gefühl sein? Innerhalb ein und desselben Sommers wird nicht nur der Heimatverein Werder Bremen Deutscher Fußballmeister, sondern es erscheint auch das zweite Album des eigenen Projektes Commercial Breakup bei Ladomat 2000 / Mute. Vorbei die Zeiten, als die Freude über den luftigen Pop-House-Sound der Newcomer aus Berlin von den Querelen innerhalb der Musikindustrie getrübt wurde.
Denn wie üblich wird alles, was neu ins Licht der musikalischen Öffentlichkeit tritt, sofort nach der Möglichkeit der Einordnung abgesucht. Diese boten zwar Hits wie „My Heart Goes Boom“ auf dem Debüt „Global Player“ 2000 auch, doch vor vier Jahren war es vor allem die Stimme von Commercial Breakup, die für Aufsehen sorgte. Die gehörte nämlich Elke Brauweiler und die war damals mit Freund Berend Intelmann als Paula gerade auf dem Weg, eine weitere moderne deutsche Pop-Hoffnung zu werden. Somit war Commercial Breakup für alle sofort das Projekt, bei dem Elke von Paula auch singt. Das wiederum gefiel Paulas Plattenfirma Orbit gar nicht, die erstens einen exklusiven Anspruch an ihren künstlerischen Output hatten und zweitens durch ihre Aufbauarbeit nicht auch noch Commercial Breakup als Konkurrenzprodukt unterstützen wollten. Am Ende durfte „Global Player“ bei Ladomat erscheinen und Elke auch live bei Commercial Breakup singen, auf Bildern war sie jedoch nicht zu sehen. Schwer vorzustellen, dass heute ein Label noch so einen Wind um Paula machen würde; wahrscheinlich wäre man um zusätzliche Unterstützung froh, denn schon das dritte Album interessierte – verständlicherweise – fast niemanden mehr.Die andere Hälfte des Projektes und eigentlicher Initiator, Produzent, Komponist, Vredeber Albrecht, kann über solch rückschrittige nur schmunzeln. Wie sein neues Album zeigt, hat er die letzten vier Jahre unbeschadet überstanden.
„Letztendlich war es nicht der Ärger mit Orbit und meine Enttäuschung über ihr Verhalten, die uns auseinander brachten. Ich mochte ihre Stimme und sie war als Sängerin für das erste Album perfekt. Darüber hinaus verband uns eigentlich nichts, was durch diese unangenehme kaputt gegangen sein könnte. Auch ohne diesen schlechten Start hätte ich wahrscheinlich kein weiteres Album mit ihr gemacht. Außerdem weiß ich, dass solche Erfahrungen in der Musikbranche nichts Besonderes sind. Ich habe meine Lektion halt schon ganz am Anfang gelernt.“
Was natürlich die Frage nach den Konstellationen des neuen Albums „Candied Radio“ nahe legt. Muss man sich noch Sorgen machen?
„Muss man natürlich nicht. Auf dem neuen Album singen vier Sängerinnen. Soffy O. von Tok Tok kannte ich noch aus alten Zeiten in der Galerie Berlin / Tokyo. Ich war fürs Musikprogramm zuständig und sie verkaufte Bier. Und Caro Garske von Tenfold Loadstar kannte ich, weil die auch bei Lado sind. Von Selda Kaya (Naomi) und Julia Kliemann (Komeit) kannte ich erst die Stimmen und habe mich dann auf die Suche nach den Urheberinnen gemacht.“
Wenn man bedenkt, dass Vredeber die Songs in den letzten vier Jahren zwischen Remix-Aufträgen und seinem Engagement bei Schneiders Band Pancake angesammelt hat, kann man von Glück reden, dass das Album pünktlich zum Sommer im Laden steht. Denn was wäre ein Hit wie „Holding On“ ohne die passenden Außentemperaturen?
Aktuelles Album: Candied Radio (Ladomat 2000/Mute/EMI)