V.A.
AMANDA LEAR, genau, die sphinxhafte GlamourQueen und Dali-Muse, meldet sich auf der Oberfläche der Discokugeln dieser Welt zurück und legt mit "Let Me Entertain You"(Boomlover) eine respektable Sammlung von Discoschmachtern und Chansons vor. Ob nun "Moi je t'aime aujourdhui", das "Follow Me"-Remake oder ein "Mad About The Boy"-Cover - dieses Album hat Klasse und Stil. 4Wesentlich ruppiger ist der schmutzig-straight-technoide Pop von APPALOOSA auf "Bab"(Black Candy/RTD). 3
GONJASUFI wird die Hipster auch mit "Callus"(Warp/RTD) begeistern. Obwohl es fast rockistisch losgeht, wird’s hier schnell fraktal und sperrig, dunkle SubFrequenzen kämpfen mit seltsamen NichtBeats, Schreie hallen durch die Kanäle, es wird dunkel...3
Zwar pendelt THOM SONNY GREEN auf "High Anxiety"(Infectious/PIAS) meist zwischen TripHop und grim(m)iger Beliebigkeit, aber in seinem DarkTechno sind einige düster funkelnde Diamanten versteckt. 3
Heller, aber komplett dem Samplingvirus verfallen ist MOTION GRAPHICS gleichnamiges Debut (Domino). Dass unter der Vielzahl der eingesetzten tools eines war, das nach dem Zufallsprinzip auf die soundbanks zugreift, glaube ich sofort. Auch das beatprogramming ist alles andere als straight. Disco für Nerds. 3
ASCETIC spielen auf "Everything Is Becoming"(Manic Depression) ganz geradeaus einen gar nicht mal so langweiligen ElektroGruftRock mit tiefstmöglichem Geheul, äh, Gesang, wie ihn die Schwarzkittel schon seit über 30 Jahren zelebrieren. 3
Die Israelin ENEST versucht's auf "My Silent Past" mit einer Mischung aus Folk, Elektro und PopJazz, was mit netten handclaps, einer nicht unterkomplexen Rhythmik und einer prägnanten Stimme auch ganz gut klappt. 3
Auch MANDRAKE mischen munter Folklore und PopGrooves, wobei "Dancing With Vega"(Riff Rec.) auf Dauer aber doch etwas ermüdet. 2
Die kalifornischen Cool Ghouls hingegen schwelgen in LSD-schwangeren HippieRockTräumen. "Animal Races"(Melodic) ist flirrend, bunt, unbeschwert und trotzdem durchdacht. 3
Die von mir sehr geschätzten LATIN QUARTER untersuchen "The Imagination Of Thieves"(Westpark/Indigo). Systemkritik im Popgewand, die aber den line-up-Wechsel noch nicht so richtig verkraftet hat (v.a. Yona Dunsford vermisse ich hier schmerzlich). 3
Obwohl fast 7 1/2 Minuten lang, überzeugt schon der opener von KING CREOSOTEs neuem Album "Astronaut Meets Appleman"(Domino/GoodToGo). "Chamber-Rock" steht im Info und angesichts der Dichte und Stimmigkeit der CD geht das komplett in Ordnung. 4
Womit wir in die Niedlichkeitsecke wechseln können. Dort haben sich die als PASCAL PINON bekannten Ákadóttir-Schwestern schon lange eingerichtet, mit dem wieder sehr reduzierten, aber niemals langweiligen FolkPop auf "Sundur" lässt es sich gemütlich in rauen Wolldecken kuscheln. 4
Jófríður Ákadóttir begleitete (wie u.a. auch Sóley) SIN FANG auf dessen Reise nach "Spaceland"(beide Morr/Indigo). Elektronischer, in Teilen gar mit R'n'B-Verweisen, aber auch voller Anmut. 4
Obschon eher Jazz, passt hier die neue CD des norwegischen Trios MOSKUS hin. Denn irgendwie scheint Norwegen das Island der improvisierten Musik zu werden, klein, aber voller Wunder. "Ulv Ulv"(Hubro) überrascht mit klimperndem Elektronikgebastel, dann wieder mit sensiblem Kammerspiel - durchweg aber auf hohem Niveau. 4
Eva Pfitzenmaier stammt aus dem Schwarzwald, residiert aber ebenfalls in Norwegen und hat "two"(Playdate Rec.) als BY THE WATERHOLE im Alleingang eingespielt. Geschickt die Balance aus akustisch und elektronisch wahrend, eindringlich, doch formal zurückhaltend und vielleicht am ehesten als Quersumme von Jenny Hval und Laurie Anderson zu beschreiben. 4
MASAYOSHI FUJITA & JAN JELINEK knüpfen mit "Schaum"(Faitiche/Morr/Indigo) aus den Tönen von Fujitas präpariertem Vibraphon und Jelineks fieldrecordings/electronic-loops einen dichten KlangTeppich, der trotz aller ambienten Ruhe niemals eintönig wird. 3
Der Italiener STEFANO PILIA bestellt mit "Blind Sun - New Century Christology"(Sound Of Cobra) ein ähnliches Feld. Hier stehen allerdings vielfach bearbeitete Gitarrenspuren im Fokus, die von semiakustischen Improvisationen bis zu zarten NoiseStudien reichen und gern mal einen alten Blues-Standard als Ausgangspunkt wählen. 3
Anderer Ansatz, ähnliches Ergebnis. "Vvolk"(Sub Rosa) von BOOK OF AIR frönt in zwei (LP-Seiten-füllenden) Stücken einer orchestralen Ambient-Auffassung (wobei ich immer noch nicht genau verstanden habe, was nun Projekt- und was Plattenname ist). 18 Musiker fabrizieren einen in sanfter Wellenform dahingleitenden Sound, der in zartem Rauschen und digitalem Mövengeschrei entschwindet. 4
"The Long Exhale"(Immediata) heißen die "seven meditations for clarinets, pianos and electronics", die ANTHONY BURR und ANTHONY PATERAS gemeinsam strukturiert haben. Edel verpackt und durch einen im booklet abgedruckten langen E-Mail-Dialog der Musiker untersetzt. 4
Auch die "Killer Road"(Bella Union/PIAS)-basic-tracks des SOUNDWALK COLLECTIVES dürfen unter Ambient einsortiert werden. Wenn sich aber die Stimme von PATTY SMITH erzählend darüberlegt, gewinnt diese hommage an Nico eine neue Dimension. Unter Einsatz des von Smith aus dem Pfandhaus geretteten Original-Harmoniums von Nico, mit Grillenzirpen und dem vollen Klang einer großen Orgel entsteht im Titelstück ein eindrückliches Klangbild des seltsamen Fahrradunfalls, bei dem Nico im Sommer 1988 auf Ibiza starb. Die anderen acht, z.T. live aufgenommenen und durchweg großartigen Stücke basieren dann auf Texten von Nico. 5
Mit den re-issues von "Inselmusik" und "Der Prophet"(beide Bureau B/Indigo) blicken wir zurück in die Zeit um 1981, als ROLF TROSTEL die Möglichkeiten der (damals noch in den Kinderschuhen steckenden) Wavetable-Klangsynthese im schwelgerischen Kontext der Berliner Schule austestete. Heute nur von dokumentarischem Wert. 2
Anders "Arbina"(Glitterbeat/Indigo) von der einer Griot-Dynastie entstammenden Sängerin NOURA MINT SEYMALI. Sie bringt die mit westlichen Rockstrukturen gemischten maurischen Traditionen auf die Bühnen dieser Welt, der Blues der Wüste wird mit ganzer Leidenschaft intoniert und funktioniert auch in weniger ariden Umgebungen ganz prima. 4
"Thulth"(Moskatell/Cargo) vom Palästinenser TAMER ABU GHAZALEH ist nur vermeintlich ähnlich, denn hier mischt sich auch ElectroChaabi oder gar die Polyrhythmik abendländischer E-Musik in den arabischen Grundsound, der im großartigen "Takhabot" beinahe dramatisch-expressive Formen annimmt. 4
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