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WEEN

Back from Chocolate-Town

WEEN

Seit nunmehr 13 Jahren erstaunen Ween die Musikwelt mit ihrer unorthodoxen Mixtur und Interpretation. Mit Quebec erscheint nun endlich das seit drei Jahren sehnlichst erwartete, neue Studio-Album. Grund genug für ein längst überfälliges Interview.

Es ist Dienstag Abend. Beinah pünktlich habe ich Michael (Dean) am anderen Ende der Leitung und stelle beruhigt fest: Er ist nüchtern. Warum das neue Album „Quebec“ so lange gebraucht hat, will ich natürlich zuerst wissen. „Viele Probleme!“, lautet die Antwort. Kurz bevor man zur White Pepper-Tour aufbrechen wollte, stellte sich heraus, das Michaels Frau schwanger war, also wurde die Tour flugs um acht Monate verschoben, denn der heutige Vater will bei der Geburt dabei sein. Dann kam die Tour. Zurück in Philly wurden erst einmal neue Songs geschrieben, dann wurde ein Produzent gesucht, gefunden, gefeuert, schließlich musste eine neue Company gefunden werden, weil man mit Elektra gebrochen hatte. Die Label-Info zu „Quebec“ beschreibt Ween als kreativ, abwechslungsreich und unberechenbar. „Wir sehen uns lediglich als zwei Songwriter. Auch, wenn mein Vater immer den Leuten erzählt, sein Sohn wäre Musiker. Ich meine, dass man in einer Rockband spielt, macht einen noch nicht zum Musiker, dieser Titel gebührt eher einem versiertem Jazzer vor.“ „Quebec“ klingt nach „White Pepper“ wieder wesentlich weenisher, meine ich, und bekomme nicht nur Zustimmung, sondern auch eine Erklärung dafür: Andrew Wise, der Mann, der schon die ersten Ween-Alben produzierte, ist zurück, und mit ihm auch die alte Arbeitsweise. Während man für „White Pepper“ diverse Musiker heuerte, sind auf „Quebec“ wieder lediglich Dean und Gene zu hören, die alle Instrumente selbst eingespielt haben, und das, wenn man dem gesagten Glauben schenken darf, auf dem Boden des Wohnzimmers sitzend. Deshalb ist es auch wesentlich häßlicher und psychedelischer – eben weenisher, als sein Vorgänger. Die Musik von Ween war immer sehr experimentell und zeigt eine große Bandbreite von Stils und Variationen, aber nicht um sich damit zu produzieren. Michael hasst Bands, die so arbeiten. Oftmals werden die beiden mit Frank Zappa verglichen, aber Ween wollen mit ihrer Mischung nur eines: Ihre Liebe zur Musik zeigen und die Art und Weise reflektieren, wie sie Musik wahrnehmen. Ihre Lieblingsbands sind eher Slayer, Public Enemy, Frank Sinatra oder James Brown. Bleibt die Frage: Wie kam es zur 12 Golden Country Greats? Und das ist eine wirklich lustige Geschichte. „Wir arbeiteten gerade an „The Mollusk“, die Ween-Scheibe, die am wenigsten Spaß gemacht hat. Wir hatten für den Winter ein Haus an der See gemietet. Dummerweise war die Hütte so rott, das die Kamine nicht funktionierten und das ganze Haus in eine qualmende, stinkende Höhle verwandelten. Zusammen mit Dan Vaughn hatten wir schon fünf Songs geschrieben, darunter „Piss up the rope", denn die Idee, ein Country Album zu machen war immer wieder diskutiert worden. Eines Tages im November also, als die Stimmung an der See mal wieder auf dem Nullpunkt war, rief Dan in Nashville an, machte Termine mit Sessionmusikern, die schon Roy Orbison und dem King gedient hatten und wir flogen runter nach Tennesee."

Einige Kisten Bier und nur drei Tage später waren die Golden Greats fertig, so professionell hatten die Musiker gearbeitet. Man wusste nicht ob die Platte jemals den Release schaffen würde, und als sie es tat, war man auch erstmal extrem unglücklich. Die amerikanische Musikpresse verriss die Platte und sah die Scheibe als Attacke auf Amerikas Heiligstes – die Countrymusic. Erst der Riesenerfolg in Europa, speziell in Großbritannien, verhalf der Platte auch in der Heimat zum kommerziellen Erfolg. Die Arbeit mit den Profis aus dem Cotton Belt hatte soviel Spass gemacht, wie sonst nur die Aufnahmen zum ersten Album, und es besteht Hoffnung das es eine zweite Nashville-Produktion geben wird, zwar kein Country-Album, aber eben mit denselben Musikern, die schon die Greats unterstützten. Etwas anderes als Musik zu machen, wollten die beiden nie. „Wenn man sie machen kann, dafür bezahlt wird, und unglücklich ist, muss etwas mit dir nicht in Ordnung sein", so das Credo der Weirdheads. So ist dann auch das einzige Ziel für die Zukunft, die nächste Platte schneller zu machen, als die letzte. Wir freuen uns jetzt schon darauf!

Aktuelles Album: Quebec (Sanctuary/Zomba)




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