Spätestens seit ihrem letzten Album „Left And Leaving“ sind die Kanadier Everybody‘s Darling und die ungekrönten Meister des Gitarrenpops. Mit ihren melancholischen Songs erspielten sie sich sowohl den Respekt von Kollegen, Kritikern und Publikum. Obwohl man Punk nicht in Moll schreibt, meint Sänger John K. Samson: „Wir sind immer noch eine Punkrock-Band!“
Auch wenn The Weakerthans keine klassische Punkcombo sind, wissen die Bandmitglieder noch, warum sie an diesen Wurzeln festhalten. „Es ist wichtig in der heutigen Zeit, die Augen offen zu halten, um zu sehen, was vor sich geht.“ Besonders im Hinblick auf die aktuelle weltpolitische Lage: „In der westlichen Hemisphäre sind wir eigentlich alle Amerikaner“, erklärt der Kanadier mit einem kritischen Unterton. Ob Punk oder Pop: „Musik ist eine politische Kraft“ und Punk nicht nur einfach ein Genre. Über dies sind sie längst hinausgewachsen und haben ihrer Experimentierfreude freien Lauf gelassen. Für selbstverliebte Spielereien hat Samson dennoch nichts übrig. „Wir machen ja schließlich nicht nur für uns selbst Musik, deshalb ist uns die Meinung der Fans sehr wichtig. Unsere Platte soll schließlich auch ein Publikum finden. Nur so kann unsere Musik etwas bewegen.“ Die Botschaft, mit der The Weakerthans auf Tour gehen ist ihnen ohne Zweifel wichtig, auch wenn sie sich nicht anbiedern mögen. Samson versteckt gesellschaftspolitische Aussagen lieber geschickt in seinen Texten. „Ich wäre auch gerne Schriftsteller geworden, aber ich schreibe einfach nicht gut genug“, meint er dennoch und es ist ihm fast unangenehm, wenn seine Songtexte gelobt werden. Gesprächiger wird der Mann aus Winnipeg, wenn es um Inhalte geht, wie z.B. die Hintergründe des Albumtitels „Reconstruction Site“. „Unsere Vorstellungen vom alltäglichen Leben, von Politik und davon welchen Einfluss wir auf unsere Umwelt und die ganze Menschheit haben, sollten von Grund auf neu gestaltet werden. Das fängt bei jeder einzelnen Person an.“ Und selbstverständlich mit dem vorliegenden Album. Drei Jahre liegt der umjubelte Vorgänger nun zurück. Eine Zeit, in der die vier Kanadier viel getourt und nicht aufgehört haben, an neuen Songs zu pfeilen. „Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung. Auch diesmal haben wir mit jedem einzelnen Song kämpfen müssen, bis er im Kasten war.“ Den fertigen Tracks auf dem Silberling merkt man die harte Arbeit, die dahinter steckt, kaum an. So locker von der Leber weg klingen die vierzehn Nummern. „Es ist das fröhlichste Album, das wir je gemacht haben“, wirft er ein und ruft sich dabei wohl jene Tage ins Gedächtnis zurück, in denen seine Texte in tiefere Molltönen verpackt waren. Wie er das sagt, klingt er nicht begeistert, sondern eher abwesend. Vielleicht liegt „Reconstruction Site“ auch schon wieder zu weit in der Vergangenheit. „Natürlich liebe ich unser neues Album, aber es ist nicht perfekt“, schiebt er schnell hinterher. „Nach jeder Platte habe ich das Gefühl, dass ich es noch besser kann. Deshalb mache auch immer weiter.“ So wird das faustisch anmutende Streben wohl seine Fortsetzung finden, bis Samson das perfekte Album aufgenommen hat. „Wenn das passiert, werde ich wohl explodieren oder sowas.“ Was bliebe ihm sonst auch noch übrig? Außerdem bleibt das „nach der Platte“ auch zukünftig ein „vor der Platte“.Aktuelles Album: Reconstruction Site (Burning Heart/SPV)
Weitere Infos: www.theweakerthans.org