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SHARON VAN ETTEN

Schritt für Schritt zum Erfolg

SHARON VAN ETTEN

Lobeshymnen von der gesamten Presse, Liebeserklärungen von Musikerlegenden wie J. Mascis oder Lou Reed, Auftritte in großen, altehrwürdigen Venues wie der New Yorker Town Hall oder dem Londoner Shepherd´s Bush Empire – kein Zweifel, Sharon Van Etten ist die große Indierock-Abräumerin des Jahres. Im Dezember tourt die schöne Amerikanerin erneut durch Europa, im Gepäck die just veröffentlichte, um 13 Demos erweiterte Deluxe-Edition ihres famosen dritten Albums, "Tramp".

Aus der schüchternen jungen Dame, die mutterseelenallein im Keller ihrer Eltern in Clinton, New Jersey, als therapeutische Maßnahme düstere, aber nie hoffnungslose Indie-Folk-Songs der zerbrechlichsten Sorte schrieb, um sich von ihrem destruktiven Ex-Freund abzunabeln, ist innerhalb weniger Jahre eine gestandene Songwriterin mit eindrucksvoll selbstbewusster, rauchiger Stimme geworden, die inzwischen auch mehr und mehr die Zusammenarbeit mit anderen Musikern schätzt.

“Je mehr ich mich in meiner eigenen Haut und mit meinen Songs wohlfühle, desto mehr kann ich loslassen und mich auf die Zusammenarbeit mit anderen einlassen”, sagt sie beim WESTZEIT-Interview im Kölner Stadtgarten. “Als ich anfing, meine ersten Songs zu schreiben und aufzunehmen, hatte ich noch Angst davor. Inzwischen bin ich im Umgang mit den Menschen um mich herum gelassener, und ich vertraue darauf, dass die Musiker, mit denen ich arbeite, verstehen, wo ich herkomme.”

Wichtigster Komplize beim aktuellen Album war Aaron Dessner von The National, der nicht nur sein Garagen-Studio für die Aufnahmen zur Verfügung stellte, sondern auch als Produzent des deutlich bandorientierteren Werks fungierte, auf dem Sharon mit hochkarätigen Gästen – u.a. Mitglieder von The Walkmen, Wye Oak und Beirut – elegant und leichtfüßig den Bogen von hypnotischem Lo-Fi-Folk über schroffen, wuchtigen New-Wave-angehauchten Gitarrenrock bis hin zu einschmeichelnden, semi-akustischen Popsongs spannt.

Stolz auf das Erreichte ist die 31-Jährige vor allem, weil sie Schritt für Schritt die Erfolgsleiter hinaufgeklettert ist und das noch dazu ganz allein geschafft hat, ohne die Hilfe eines großen Labels, die heutzutage fast obligatorischen Werbedeals oder ähnliche Medientricks.

“Ich möchte nicht nur deshalb bekannt sein, weil irgendwo meine Platte läuft oder eine Berühmtheit bei den Aufnahmen dabei war”, betont sie und sieht sich längst noch nicht am Ziel angekommen: “Ich muss mir meine Sporen erst noch verdienen.”

Ihr größter Trumpf sind ihre sagenhaft intensiven Live-Shows, bei denen sie Abend für Abend mit viel Humor, vor allem aber unglaublicher Leidenschaft zu Werke geht.

“Ich spiele und performe in der Hoffnung, dass die Menschen meine Gefühle nachempfinden können”, erklärt sie. “Wenn du selbst nicht bei der Sache bist, wird das allerding nicht passieren. Beim Spielen kehre ich zu dem zurück, was ich fühlte, als ich den Song schrieb, und versuche, das Publikum daran teilhaben zu lassen.”

Trotzdem sind es ausgerechnet ihre unumwundenen, höchst emotionalen Texte, die sie für verbesserungswürdig hält.

“Eines Tages möchte ich in der Lage sein, Geschichten zu erzählen, anstatt mich lediglich zu offenbaren. Ich möchte nicht, dass meine Songs ausschließlich davon handeln, was ich oder meine Freunde durchgemacht haben", gesteht sie. "Ich würde gerne etwas mehr Abstand gewinnen. Das ist allerdings nicht meine Stärke, deshalb muss ich daran arbeiten!”

Weiterkommen will Sharon aber auch musikalisch. Unterstützen soll sie dabei ihre fantastische Band, Gitarrist Doug Keith, Drummer Zeke Hutchins und Multiinstrumentalistin Heather Woods Broderick.

“Ich freue mich schon darauf, nach Hause zu kommen und mit ihnen gemeinsam zu schreiben”, verrät Sharon. Eine vollkommen neue Erfahrung, denn bislang arbeitete sie ihre Ideen stets allein aus und präsentierte ihren Musikern die fertigen Songs zum Lernen.

“Der Gedanke, eine Idee zu haben, sie der Band zu präsentieren und zusammen daran weiterzuarbeiten, ist ziemlich aufregend”, sagt sie abschließend mit glänzenden Augen. "Dann können wir gemeinsam wachsen!"

Aktuelles Album: Tramp (Jagjaguwar / Cargo)


Weitere Infos: www.sharonvanetten.com Foto: Dusdin Condren

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