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BJÖRN GOTTSTEIN

Der Klang der Gegenwart

BJÖRN GOTTSTEIN

(Reclam, 272 S., 28,00 Euro)

Gottstein war lange Neue Musik-Redakteur beim SWR und Leiter hochkarätiger Festivals von "Eclat" bis "faithful!", 4 Jahre lang Vorstandsvorsitzender der Initiative Neue Musik Berlin und von 2015 bis 2021 künstlerischer Leiter in Donaueschingen. Der Mann ist also in der Welt der Neuen Musik alles andere als ein Neuling und somit sicher jemand, der "Eine kurze Geschichte der Neuen Musik" (so der Untertitel) zuwege bringen kann. Weil Gottstein als Journalist aber nicht nur für die "Neue Zeitschrift für Musik", sondern durchaus auch mal in der "Spex" oder der "taz" über Avantgardistisches schrieb, bringt er auch das Verständnis für interessante Strömungen jenseits des Akademischen mit, die zur Geschichte der Neuen Musik – und sei sie noch so kurz – unbedingt dazu gehören. Schon im Vorwort stellt er klar: "Heute existieren ganz unterschiedliche Formen Neuer Musik nebeneinander – vom radikalen Experiment bis zum Genre des Classical Contemporary, von Musik, die die Grenzen des Hörens erkundet, bis zu seichteren Werken, die im Konzertsaal vom philharmonischen Publikum goutiert werden. Diese Bereiche existieren deshalb so friedlich nebeneinander, weil sie einander nicht in den Weg geraten, oft nicht einmal voneinander wissen." Und doch gehören sie zur Zeitgenössischen Musik und werden hier ebenfalls beleuchtet. Nach den Anfängen um die sehr selbstbewussten Revoluzzer vom Schlage eines Messian, Boulez oder Stockhausen kommt man schnell zu politischen Hintergründen und Botschaften (Nono, Cardew, Rzewski, Henze). Über postkoloniale Ansätze (die zu vertiefen Gottstein zunächst vertagt) und Mikrotonalität (natürlich Harry Partch, aber auch Enno Poppe findet hier eine verdiente Würdigung, Leute wie Robin Hayward hingegen fehlen) geht’s zur New York School (die mir als Cage und v.a. Feldman-Aficionado natürlich zu kurz kommt) und zu Notationsformen (graphische Systeme, performative Anweisungen, etc.). "Rituale" werden betrachtet und auch Werkzeuge ("Mit Medien komponieren"), um dann nach elektronischer und Computer-Musik schließlich auch die "Ränder" zu streifen ("Freie Improvisation, Electronica, Noise, Glitch, Hauntology, Drone, Ambient, Industrial") - nur Kleingeister würden hier bekritteln, das Details nicht stimmen (nein, Raster-Noton saß nie in Leipzig, sondern immer in Chemnitz!). Weil Gottstein ebenso kenntnisreich wie flüssig, ebenso informativ wie informiert, ebenso klar wie zugänglich zu formulieren weiß, ist diese (beinahe zu) "Kurze Geschichte der Neuen Musik" ein ganz klarer LeseTipp.
Weitere Infos: www.reclam.de/detail/978-3-15-011320-2/Gottstein__Bjoern/Der_Klang_der_Gegenwart

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