RUNNING RIOT

Titel wie ´Men In Grey´, ´Royal Blue´, ´Red Sky´, Clear Water´ und ´As Above´ gewinnen bestimmt keine Preise in Bezug auf Originalität und Progression, machen aber einen Heidenspaß. Der Kontrabass wurde eingemottet und durch einen angezerrten E-Bass ersetzt. So kann man die Geschichte auch natürlich nicht alleinig dem Psychobilly zuordnen, weil nun ´latent evident´ HC- & Punkrock-Elemente mit im Spiel sind. Angesichts der heutigen Stil-Allianz und des immer höheren Anspruchs im Psychobilly-HC-Punk-Genre - das einst von Misfits, The Undead & Samhain seinen typischen Sound erhielt und von Balzac, The Creepshow oder THE HELLFREAKS ins Präsens transportiert wird - ist die simple Direktheit von „God On The Run“ (Sunny Bastards / Soulfood) eine erquickende Abwechslung, auch wenn das Album keine großen Überraschungen birgt, was auch gar nicht nötig ist. Man bekommt 32 Minuten ungarischen Psycho-Horrorpunk mit Heavy-Elementen und weiblichem Gesang in zehn Songs kredenzt, die allesamt schnörkellos rein laufen und verhältnismäßig dick produziert sind. Wer also Bands wie Horrorpops oder Kitty In A Casket mag, kann auch getrost The Hellfreaks sein Gehör schenken; wenngleich die genannte Konkurrenz präsenter und auch (noch) stärker ist. 4 14 verschlissene Bandmitglieder, 13 Veröffentlichungen und 500 Shows in 10 Jahren, lautet die komplette Bestandsaufnahme des saarländischen HC-Quartett CHRISTMAS aus Sankt Wendel, die auf ihrer neuesten LP „Hot Night On Saint Vandal“ (Kidnap Music / Cargo) keine großen Überraschungen, dafür aber 22 Minuten eine Vertiefung des Erlernten. Sämtliche elf Songs sind musikalisch ein Brett ohne Makel. Harte, schnelle Riffs zwischen (Skate-) Punk & (Hard-) Core, treibender Beat und schlüssige Kompositionen. An alle ein ausdrückliches Lob! Der Sprechgesang besticht eher durch authentischen Anmut als durch besondere Variation oder speziellem Ausdruck. Trotz allem passt hier (und auch bei Christmas) alles trefflich zusammen. Für Fans von Gorilla Biscuits, Shelter, Angry Samones, CIV, Adrenalin O.D. & White Flag. 5 PABLO MATISSE ist eine kleine schwedische Soupergroup um Ian Person (The Soundtracks Of Our Lives) Per Stahlberg (Division Of Laura Lee), Mikael Björklund & Samuel Järpvik (beide Affordable Hybrid), die bereits auf der Vorgänger-EP und auch -LP überzeugen & im Übrigen auch punkten konnten. Sämtliche fünf Songs ihrer aktuellen EP „Human Warmth“ (Startracks) – im Vinyl- & Digital-Format – bestechen durch eine skandinavische Mixtur aus Rotz, Härte, Tristesse, Punk- & Cock-Rock made in Sweden. Die Gitarrenarbeit zeigt sich nur marginal Metal beeinflusst und versteht es, kleine Melodien groß in Schweinerock, Skatepunk & Hardcore einfließen zu lassen, ohne den 2-Minuten-Songs den wichtigen Kick Ass-Touch zu nehmen. 5 Sie haben den Ruf als ´Geheimtipp der Spree´ und gelten momentan als eines der bestgehütetsten Geheimnisse unserer Hauptstadt, die Rede ist von dem Berliner Duo GHOSTMAKER, welches nach drei Eigenproduktionen – die von keinem getadelt aber allen geadelt wurden – das erste offizielle Studioalbum „Room Service Romeo“ (GHSTMKR / Recordjet) von niemand geringerem als Thommy Hein (Nick Cave, Q.O.T.S.A., Die Haut, Korn) produzieren ließ. Im August & Oktober 2019 wurden das Liedgut von Chris W. Jany (Oxymoron, Shark Soup) & Andy Laaf (Cassandra Complex, Blind Passengers, Mad Sin) in Thommys Tonstudio eingespielt. Herausgekommen ist ein vergleichsweise krudes Rock-Album mit elf energiegeladenen, kraftvollen & sperrigen Songs, rundum mit genügend Ecken und Kanten. Treibende Grooves & fette Gitarren tragen die Vocals direkt ins Ohr. Dadurch (er)scheinen ihre Botschaften spürbarer: mal fuzzy, mal funky, mal punky, mal noisy, mal stony, aber immer klangvoll, soulful und punktgenau, ohne sich dabei verbiegen zu lassen. Anhänger von Birthday Party, Mission Of Burma The Stooges & Ty Segall werden daran Gefallen finden. 4

©1996-24  WESTZEIT | 2020.03.01 | Autor: Georg Lommen | › kontakt › impressum › datenschutz | › Besuche uns auf Facebook