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RUNNING RIOT

V.A.

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Das Leipziger Septett 100 KILO HERZ präsentieren auf ihrem Debüt „Weit Weg Von Zu Hause“ (Bakraufarfita Records / NovaMD), das in Eigenregie bereits 2018 als Erst-Auflage erschien, schwerpunktmäßig Punkrock mit Bläser statt Offbeat mit Punk. Diese Punkte mögen zwar auf praktisch jedes Skapunk-Album zutreffen und demzufolge auf eventuelle Eintönigkeit hindeuten. Aber auf „Weit Weg Von Zu Hause“ zu keiner Sekunde. Immer wieder peitschen eingängige Melodien mit gnadenloser Energie auf den Hörer ein. Hier entpuppt sich der Song „Kleinstadtdisco“ als bissige Punk-Walze, während sich „Happy Hour“ - trotz seines Party-Charakters - als eine bitterböse Abrechnung mit der Nice-Price-Philosophie offenbart.
DANKESCHATZ wurde 2016 von den beiden Kollegen Bogdan und Chris gegründet. Von Anfang an reichte ihre musikalische Marschroute vom Sound ihrer damaligen Skapunk- (The Donkeyshots) und Metal-Band (Loonataraxis) ab. Also weg vom Ska mit Bläsern und englischen Texten, hin zu unverblümten deutschsprachigem Punkrock. Auf dem neuen Minialbum „Ein Lamento“ (RecordJet) lässt das Duo aus München nicht anbrennen und rockt sich munter durch acht authentischen Punkrock-Songs mit unverhüllten Auf-Die-Fresse-Refrains mit snooty Sing-Alongs. Dankeschatz schaffen den Spagat, gleichzeitig neu zu klingen und doch auch so, als würden sie dich schon eine lange Strecke auf dem Weg deines Lebens begleiten. „Ein Lamento“ fängt die Energie vom Punk, vorrangig die der Rebellion, die bei dem musikalischen Genre mitschwingt und die der Aufbruchstimmung, die diese Musik versprüht. 4
Klar könnte die Queer-Punkband DEUTSCHE LAICHEN hier und da noch etwas ausgeklügelt daher kommen, aber dennoch steckt ihr selbstbetiteltes Debüt (Zeitstrafe / Indigo) den werten Hörer an. Äußerst abwechslungsreicher Punk, sehr räudig, anfangs einschmeichelnd gleichwohl mitreißend aggressiv im Abgang. .Mal Frauen-Gebrüll, mal Frauen-Gesang und am Ende mehrstimmiges Feministen-Gegröle inklusive anti-sexistische Pöbeleien. „Emanzenlesbenschlampe“ titelt der Album-Opener, der hierbei stellvertretend für sämtliche Songs auf dem Debüt - des Female-Quintetts aus Göttingen - steht. 5
Mit „Patience“ (Epitaph / Indigo), ihrem bereits dritten Album, gleichwohl das erste auf Epitaph, knüpft die amerikanische Riotgirl- & Malepower-Punkband MANNEQUIN PUSSY (aus Philadelphia, PA) nahtlos an ihrem Vorgänger ´Romantic´ an. Soll heißen, das man die halsbrecherischen Kraftausbrüche, für die man diese Band liebt und schätzt, auch auf ´Patience´ findet. Ich meine das rhythmische Abgleiten ins Bodenlose, das durch Gitarren-Riff-Tornados und dem heiseren Kläffen im rauen Gesang von Frontfrau Marisa Dabice in Erscheinung tritt. D.h. Ohrfeigen und Kieferschläge sind nunmehr in einer musikalisch-textlichen Legierung eingefügt, die Verletzlichkeiten mit melodischen Weichzeichnungen vereint. In geduldiger Arbeit haben die Vier ihr Äquilibrium erreicht, das nie nach einem billigen Kompromiss klingt, aber eine imposante Komplexität aufweist, welche spontan und zwanglos wirkt. 4
Mit dem neuen Album „The Second Chapter“ (Figh High / Awal), aus dem schon vier Singles veröffentlicht wurden, schlagen die tschechischen Irish-Folk-Rocker PIPES & PINTS ein neues Kapitel auf. Gleichwohl der schottische Dudelsack weiterhin ein musikalisch fester Bestandteil der Prager Band ist. Und trotzdem ist es dem Quartett (um den irischen Frontmann Travis O´Neill) gelungen, ein paar spürbare Schritte nach vorne zu schaffen. Weil man sich inzwischen allzu offensichtliche Sauflieder einfach schenkt. Stattdessen gönnt man sich ordentlich abgehangene Songs, die nicht halb so fröhlich tönen, wie die Titel vermuten lassen würden. Überhaupt erwischt man Pipes & Pints ungewohnt oft dabei, genüsslich das Tempo zu variieren. In dem Wissen, dass man bereits unzählige Pogo-Feger geschrieben hat, darf sich das aktuelle Album so viel Pathos erlauben, wie kein anderes davor. Wer Street Dogs & Dropkick Murphys mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen. 4
Das aus Seattle, Washington stammende Trio DUDE YORK skizziert auf ihrem vierten Longplayer "Falling“ (Hardly Art / Cargo) dreizehn umarmende, selbstbewusste Songs mit matt-polierten Melodien, die allesamt Dynamiken des Powerpops aufweisen. Es ist generell eine reizvolle Paarung, die sich hier darbietet: Hooks, die sich mit Schwung und einfacher Lust in den Gehörgängen einnisten, treffen auf Abgründiges. Hier inszeniert sich der schnittige Opener als der perfekte Auftakt für melodischen Pop-Punk - mit leicht potenziertem Schmacht-Faktor. Es fällt manchmal schwer, den inhaltlichen Ernst der Texte zu würdigen. Allerdings weiß man ja noch aus der Kindheit, dass bittere Medizin meistens mit reichlich Zucker verabreicht wird! (VÖ: 26.07) 5

Punk/Hardcore
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