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QUICKSILVER

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Was braucht man jetzt - mitten in der Fastenzeit - am meisten? Nee, keen Bier! Man braucht 'ne mentale Stütze! Eine solche bietet die "Traditional Turkish Sufi Music"(ARC Music) des DÜ-ŞEMS ENSEMBLEs. Die drei Türken generieren auf einer im booklet breiter ausgeführten theoretischen Basis mit authentischen Instrumenten jenen berühmten SufiSoul, der nicht nur Derwische, sondern, hinreichend Offenheit vorausgesetzt, auch europäische Hipster in Trance zu versetzen mag. 4 Eine ähnliches Ziel verfolgen mit (etwas) anderen Mitteln IMIDIWEN auf "Image De Kidal"(Le Chauffeur Est Dans Le Pre/Broken Silence). Ein französischer Akkordeonist spielt mit Tuaregs (plus u.a. einer tatsächlichen passenden Trompete) strengen, besinnlichen, meditativen, trancigen und wirklich kraftvollen DesertBlues. Und wer bei "Kidal" aufgemerkt hat - ja, das ist die nordmalische Stadt aus der Tagesschau! 4 Viele gute Musiker stammen ja aus Mali, etwa Kora-Virtuose BALLAKÉ SISSOKO, der mit "At Peace"(Nø Førmat!/Naïve/Indigo) nach Süden, in Richtung seiner Griotwurzeln blickt, diese aber ohne TribalDrums, sondern mit relaxten Kora- und Gitarrenklängen neu interpretiert. The message is peace! 3 Auch die Stücke für "Jama Ko"(Outhere Rec.) nahmen BASSEKOU KOUYATE & NGONI BA in Mali auf. Und zwar genau zu der Zeit, als der Bürgerkrieg ausbrach - was dieses musikalisch bunte und facettenreiche Album natürlich prägte: Ne me fatigue pas! Inkl. Vieler Gastauftritte, u.a. von Taj Mahal und Mocky! 4 Den Blick wieder Richtung Sahara richten GNAWA DIFFUSION. Die RaiRockSuperstars aus Grenoble feiern mit "Shock El Hal"(Actions Musiques/Broken Silence) nicht nur 20 Jahre Bandbestehen, sondern beweisen wieder mal, dass Großstadt und Wüste mehr gemeinsam haben, als man glaubt. Einen Extrahund gibt’s für den relaxten Dub "Promesse de mort", bei dem die Entspanntheit der Dreads mit der der Wüstenreiter zusammenfindet. 4 Daß man aber nicht alles in die hallende Dubschleife schicken sollte, macht "Balkan Reggae" klar. Die großen BlasMonster MAHALA RAI BANDA werden dort im KaribikStyle prominent neu gemixt (u.a. von La Cherga und Mad Professor), aber das funktioniert nicht wirklich. 2 KOBY ISRAELITE hingegen hat nicht nur 4 CDs auf Tzadik herausgebracht, sondern unterstreicht mit seinem eigenwilligen "Blues From Elsewhere"(beide Asphalt Tango/Indigo), dass wahre Schönheit keiner fixen Form bedarf. Seine melancholisches Akkordeon prägt einen Grundsound, der durch immer neue Verzierungen ins Komplexe gesteigert wird. Sollte man mit Ruhe und mehrmals hören! 4 Genau wie "Preto Colorido"(Kleingeldprinzessin Rec./Broken Silence) von DANILO GUILHERME, der hierzulande bisher hauptsächlich mit Dota Kehr unterwegs war, jetzt aber zeigt, dass er völlig zurecht in Brasilien als neuer Stern am MPB-Himmel gilt. HüftwackelRhythmen treffen auf ganz ruhige Gitarrenlinien, dazu ein angenehm unaufgeregter Gesang - buntes Schwarz! 4 Ganz anders die "Spare Parts"(Solaris Empire/Broken Silence) von MY SISTER GRENADINE. Die unironische Ukulele und eine schmutzige Trompete machen das sicher anspruchsvolle, aber auch ein bisschen langweilige SingerSongwriting nicht wirklich lecker. 2 Deutlich mehr Groove bringt NICOLE WILLIS mit den finnischen SOUL INVESTIGATORS auf die Bühne. "Tortured Soul"(Timmion Rec./Groove Attack) ist oldschool wie nur was, aber auch ziemlich fett. Schüttel was Du hast! 3 Mit "The Inner Peace Of Cat And Bird"(Sonar Kollektiv/Al!ve) wird’s etwas ruhiger, aber still swingin', denn NEVE NAIVE beherrschen die Kunst, Bläser und Elektronik gut zu vermischen. 4 LAING beherrschen eine andere Kunst: die der Selbstvermarktung. "Paradies Naiv"(Island/Universal) ist mit seinem pseudoprovokanten einfallslosen PlastikSound eine große Enttäuschung für alle, die dachten, das Trude-Herr-Remake "Morgens immer müde" wäre eine Basis für mehr. 1 Besser also durch's "Boulder Thicket"(Dime Rec.) der Finnin LUAI, die mit signifikanter Stimme und Gitarre oder Piano ein weiteres (keinesfalls oder doch?) überflüssiges AkustikPop-Album einspielte. 3 Wer klirrend-elektrischen IndieFolkPop liebt., sollte hingegen "Red Panda" (Deaf Rock Rec.) von COLT SILVERS probieren. 3 Und richtig angenehm sind MARYBELL KATASTROPHY mit "Amygdala"(Snowhite/RTD). Zwischen Ravehysterie und manischem ComputerFolk findet sich mancher Ohrwurm (Heavy Industrie!). 4 Nouvelle Vague hingegen sind schlimm (live auch!), die Sängerinnen nicht immer. MÉLANIE PAIN ist eine der besseren, weshalb sie mit "Bye Bye Manchester"(JSM/RTD) nun auch solo auftritt. Solide französische Küche, auch wenn das Gesäusel manchmal übertrieben wird (Just A Girl). 3 Da lieber "Trouble, Honey"(Siluh Rec./Cargo), wie ihn die Wiener SEX JAMS verbreiten. Fuzziger NoisePop aus der Blondie-Schule voll brachialer Energie. Live sicher ein Erlebnis. Anspieltip: "Shark vs. Apple". 4 Zieht man von Sex Jams den Skater-Anteil ab und addiert dafür Kunsthochschule, ist man nahe an CANDELILLA, einem bayerischen Damen-Vierer, der "Heart Mutter"(ZickZack/Indigo) von Albini produzieren ließ und auch sonst lieber größere Brötchen bäckt. Mir ist der breakreiche NoiseCore zu bemüht "Kunst" und die deutsch-englischen Texte zu sehr AvantPoesie. Das machte ZZ-Kollegin Safi schon vor 4 Jahren besser. 2 Aber das liegt an meinem schlichten Gemüt, genau wie meine Abneigung gegen "Ich habe heute Ananas gegessen"(Heart Of Berlin) von der BLOCKFLÖTE DES TODES. Das Sexgewitzel zu banalem GitarrenSiSoPop ist dichter an Barth als an van Dannen und die wenigen Ideenblitze bringen kaum Licht in dieses Dunkel. 2 Aber auch Hochkulturelleres überzeugt nicht immer: die vom Dresdner SVEN HELBIG mit dem Fauré Quartett und dem (der?) MDR Leipzig Radio Symphony eingespielten "Pocket Symphonies"(Deutsche Grammophon/Universal) sind nette Skizzen romantisch-filmmusiktauglicher PseudoKlassik, aber auch nicht mehr. 3 Doch selbst die jüngste CD des von mir hochgeschätzten Labels Schraum vermag nicht zu trösten: "John Zorn: The Book Of Heads", die von Christoph Funabashi mit vier Gitarren, Luftballons und Metallzeugs, Styropor und Spieluhren sowie Geigenbögen aber ohne Overdubs live am Stück eingespielten "35 Etüden für Solo Gitarre" packen mich - anders als fast alle bisherigen Schraum-CDs - leider nicht. Zu wenig Seele, hier. 2 Deutlich zugänglicher sind da AFENGINN, denen es mit "Lux"(Westpark Music/Indigo) gelingt, (nordische und/oder Balkan-) Folklore mit Minimal-/Avantgarde-Gedanken zu verbinden. Hoffentlich ist nicht nur die Promoversion in so eine lustige Papierfaltarbeit verpackt. 4 Und mit bzw. auf dem sanft schwebenden Klimpern und friedlichen Säuseln, das LLOYD COLE und HANS-JOACHIM ROEDELIUS für ihre "Selected Studies Vol.1"(Bureau B/Indigo) aus freundlichen Schaltkreisen lockten, (ent)gleiten wir tiefenentspannt in die Nacht. Ambient für Berufskraftfahrer...3



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