Ein Artikel über Hal in der Westzeit macht gleich mehrfach Sinn: Zum einen, weil die Iren mit ihrem selbstbetitelten Debüt, das dieser Tage in die Läden kommt, eine ganz hervorragende, zeitlos schöne, wenngleich bisweilen etwas vergangenheitsverliebte Pop-Platte aufgenommen haben, die es verdient, lobend erwähnt zu werden, zum anderen, weil das Heimatgefilde dieses Magazins, der Niederrhein, untrennbar mit Hal verbunden ist. Noch vor ihrer ersten Deutschlandtournee spielte das Quartett nämlich nicht einmal, sondern gleich zweimal in Haldern. Verglichen mit dem Album schien dabei allerdings fast eine andere Band auf der Bühne gestanden zu haben.
„Live beschränken wir uns soundtechnisch auf das Wesentlichste, weil wir natürlich die Streicher und die Hörner nicht dabei haben“, erklärt Bassist Paul Allen beim Interviewstopp in Köln. „Zumindest die Harmonien bleiben erhalten. Wenn wir jemals groß rauskommen sollten, würden wir auf jeden Fall einen zusätzlichen Cellisten mit auf Tour nehmen. Im Moment überlegen wir schon, einen weiteren Gitarristen und Backingsänger für die Konzerte einzuladen, schließlich erwarten die Leute, dass die Songs bis zu einem gewissen Grad auch live den Albumversionen entsprechen.“Dass beim ersten der beiden erwähnten Haldern-Auftritte ihr Drummer ein „Smile“-T-Shirt trug, kam nicht von ungefähr. Eine Parallele zu Brian Wilson ist sicherlich, dass auch die vier Iren bisweilen Schwierigkeiten hatten, bei den Aufnahmen zu ihrem Album ein Ende zu finden. Wahnsinnig wurden sie darüber nicht, aber nach einem Rettungsanker griffen sie dennoch. „Es war wirklich dringend nötig, uns einen Produzenten zu suchen, nachdem wir anfangs vorhatten, die Platte alleine aufzunehmen“, erinnert sich Paul. „Dazu sind wir allerdings viel zu sprunghaft. Wenn wir eine klitzekleine neue Idee haben, würden wir am liebsten gleich den ganzen Song deswegen umwerfen.“
Mit Hilfe von Ian Stanley - und bei einem Song sogar Edwyn Collins – auf dem Produzentenstuhl haben Hal es letzten Endes aber doch geschafft, ihre erste LP fertig zu stellen. Hörbar ausgestattet mit großartigen Plattensammlungen, in denen The Beach Boys, The Zombies und diverse Motown-Künstler ohne jeden Zweifel vertreten sind, tragen sie dabei ihre Vorliebe für die beste aller Pop-Dekaden, die 60er Jahre, offen zur Schau. Dennoch ist der Band mit dem aus "2001 - Odyssee im Weltall" entliehenen Namen das Gespür für ohrwurmige Melodien nicht abzusprechen. Und weil derzeit der Sound der Vergangenheit auch der der Zukunft zu sein scheint, sind Hal nicht wirklich böse, wenn man ihnen das Prädikat „retro“ anheftet. Denn wie sagte Sänger Dave Allen bereits letzten Sommer so treffend? „Damit können wir gut leben! All die Musik, die wir gerne hören, ist nun einmal aus den 60ern und 70ern. Wir sind noch nicht fertig damit, die Musik aus dieser Zeit zu entdecken. Damals gab es einfach zu viele gute Sachen!"
Weitere Infos: www.halmusic.com Foto: Sanctuary