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XLOVER

It’s a man’s world

XLOVER

Der Electroclash-Zyklus ist in sein zweites Entwicklungsstadium eingetreten. Vor ca. fünf Jahren fing in New York das Leben dieses Hybriden aus Electro und Punk an. Die ersten Tracks des Performance-Duos Fischerspooner kursierten durch die Clubs, infizierten bald auch die Dancefloors in London und Berlin. Der ideale Hype. Jeder kannte die Songs und alle warteten gespannt darauf, wer sich den Act schnappen würde. Der Hell hat’s dann geschafft und trat auf seinem Label mit ihrem Album „#1“ einen weltweiten Boom los. Die vormals unbekannten Szenestars Fischer und Spooner wurden schnell zu Ikonen einer neuen Club-Bewegung. Sie waren Rockstars. Und sind es bis heute. Denn genau wie Rockstars ergeben sie sich jetzt der Gigantomanie, lassen ihre Songs von Linda Perry schreiben, von Mirwais produzieren und bekamen Texte von Susan Sonntag geliefert. Höchste Zeit also, dass jemand dem Electroclash neues Leben einhaucht.

Denn wenn die einschlägige Fachpresse sich darin einig ist, dass ein Phänomen im kulturellen Diskurs überflüssig geworden ist – so die Meinung zum Thema Electroclash – ist das meistens ein sicheres Zeichen dafür, dass genau dieser Sound den Tanzboden richtig rockt und vor dem Durchbruch zum Mainstream steht (Ausnahme: Drum and Bass). Fischerspooner haben ihr erstes Album jedenfalls ein zweites Mal an EMI verkauft und dort gerade ihr zweites Werk rausgebracht.
Und natürlich kommt die zweite Initialzündung wieder aus München bzw. Berlin, wo Hells Label mittlerweile ansässig ist. Mit der gerade in London und wahrscheinlich bald ebenfalls hier residierenden Band Xlover wird nach dem Erbe der New Yorker Vätergeneration gegriffen. Lag der Fokus bisher noch auf der theatralischen Selbstinszenierung von Androgynität (vor allem bei dem Kanadier Tiga), so machen Xlover klare Aussagen zum Geschlechterverständnis. Allein die Wahl der Frontfrau ist ein Statement. Nina Rai war Stripperin in Clubs in London und Paris und das sieht man ihr nicht nur auf der Bühne an. Sie ist die Amanda Lear des Electroclash, tritt gerne fast nackt auf mit den Worten: „if you spread your legs a little, I’ll kiss you right in the middle.“ Solche provokativen Äußerungen kennt man zwar schon von Peaches, doch im Gegensatz zu ihr sieht Nina Rai wenigstens auch so aus, als könnte sie es ernst meinen. Bei Xlover geht es also um Sex.
Die Idee zu einer Band um eine derart plakative Frau hatte Xlover-Mastermind Bryan Black schon vor Jahren, als er noch als Keyboard-Techniker für Prince in seinen Paisley Park Studios in Minneapolis arbeitete. Er war dabei, wenn der Meister nachts zu exklusiven Shows seiner New Power Generation lud und sich auf diesen Partys die Fotomodelle tummelten. So was wollte er auch. Zu diesem Zweck ging er nach London und tat sich mit dem französischen Drummer Olivier Grasset und dem kanadischen Gitarristen Scott Fairbrother zusammen, der vorher bei Death In Vegas und Client spielte. Black, Grasset und Fairbrother sind die drei Männer bei Xlover, die der Frau vor ihnen sagen, was sie zu tun hat. Black schreibt die Texte für Nina, die sich einen Dreck darum kümmert, was das zu bedeuten hat. Projizierte Männerphantasien also, ein sicherer Schlüssel zum Erfolg. Xlover kümmern sich noch ohne Plattenvertrag um Auftritte in den angesagten Londoner Clubs wie Trash oder Nag Nag Nag. Sie erregen die Aufmerksamkeit von Leuten wie Felix da Housecat und bringen ihre ersten Tracks auf seinem Label City Rockers raus.

Aktuelles Album: Pleasure & Romance (Gigolo/Neuton)
Weitere Infos: www.xlover.net

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