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TOM LIWA

In den Bauch hinein

TOM LIWA

Tom Liwa ist ja immer für Überraschungen gut. Kam er neulich noch mit dem extremsten Werk seiner bisherigen Karriere, einer Doppel-CD mit spröden Folk-Songs einerseits und martialischer Punk-Musik andererseits um die Ecke, so legt er nun mit „Dudajim“ ein Album vor, mit dem jeder etwas anfangen kann, der Musik nicht lediglich als mögliche Alternative für ein Tütensuppen-Mahl oder einen Kinobesuch einordnet.

Jedenfalls findet man auf „Dudajim“ von allen Tom Liwa Facetten etwas. Vielleicht liegt es ja daran, daß diese neue Scheibe ganz anders entstanden ist, als Tom’s bisherige Werke, die nach eigener Aussage ja eher immer aus dem Bauch heraus entstanden? „Das kann schon sein“, räumt er ein, „jeder einzelne Song auf der neuen Scheibe ist schon irgendwo aus dem Bauch heraus entstanden - oder vielleicht eher in den Bauch rein, wobei keiner weiß, woher die Ideen eigentlich kommen. Ich würde mir nicht anmaßen zu sagen, daß das ein Produkt von Arbeit ist. Das kommt schon alles irgendwo her und ich ordne das dann. Aber die Arbeitsweise war eben anders. Und zwar insofern, als daß die Musik dieses Mal komplett vorher da war. Es war so, daß wir schon Sachen aufgenommen haben, bevor auch nur die Spur eines Textes da war. Ich bin dann teilweise rumgefahren mit CDs oder Cassetten im Auto und habe die Musik gehört und dann eigentlich drauf gewartet, daß die Texte zu mir kamen, und die kamen dann irgendwann auch. Obwohl ich auf einige Sachen sehr lange warten mußte. Ein Monat bevor die Gesänge aufgenommen wurden, habe ich mir dann auch selber einen Termindruck auferlegt und dann sind so auf den letzten Drücker auch die letzten Zeilen eingetrudelt. Das war bislang anders. Da waren immer die Stücke fertig komponiert und man hat sich dann im Studio überlegt, wie man das in eine Form bringt. Von daher könnte ich mir vorstellen, daß der Eindruck entsteht, daß alles geordnet ist.“ Sind denn alle Texte neu? „Na ja, es gibt ja meine berühmt/berüchtigten Notizbücher und da waren schon einige Sachen drin. Aber ich habe zumindest nichts verwandt, was älter war als die letzte Platte.“ Und musikalisch nähert sich Tom hier teilweise auch dem Jazz, oder? „Ich höre privat auf jeden Fall phasenweise auch immer Jazz“, räumt Tom ein, „obwohl mein Schwerpunkt da auf der Mitte der 60er liegt. Ich bin ein großer John Coltrane Fan und ich mag Don Cherry auch sehr gern. Die Musiker, mit denen ich auf der Platte zusammenspiele – Peter Herrmann und besonders Drummer Markus Leukel – sind größtenteils Jazzer. Obwohl die auch sehr viel verschiedene Sachen machen. Ich denke, insofern hat sich das auch ein bißchen in die Platte reingeschlichen – so eine gewisse Freiheit, dieses Ausgehen von Grundthemen, dieses zu zerfransen und dann zurückzukommen.“ Was ja ganz nebenbei auch sehr schön zu Tom’s Art zu singen paßt. Was hat es denn mit dem Titel der CD auf sich? „Ich habe das Wort in mehreren Büchern gefunden“, erklärt Tom, „das ist hebräisch. ‘Dudajim’ heißt einerseits Alraune und im übertragenen Sinne ‘doppelte Liebe’. So gesehen bezieht sich das schon auf sehr viele Songs – auch auf sehr viele Lieder, die ich früher geschrieben habe. Es ist halt ein sehr schöner gemeinsamer Nenner, den ich bisher nicht gefunden hatte.“ Wie sagte Frank Spilker von den Sternen neulich noch: „Es fehlen in Deutschland Stimmen, die etwas deutlich aussprechen“. Auch wenn Spilker das vielleicht politischer gemeint hat: Tom Liwa ist jedenfalls so eine.

Aktuelles Album: Dudajim (Normal/Indigo)


Weitere Infos: www.tomliwa.de

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