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THE NEGATIVES

At The End Of The Line

THE NEGATIVES

“Punk is Dead!!” nölte der Kleingeist bereits Anfang der Achtziger und konnte gar nicht verkehrter liegen. Wenn mich auch in den letzten Jahren das große Heldensterben in Sachen Punkrock sehr mitgenommen hat, musste ich doch einsehen, dass es ein Leben nach Joey, Dee Dee und Joe Strummer gibt. Die Negatives kommen aus Schweden und sie krachen drauflos, wie es alle 77er Bands zusammen nicht lauter gekonnt hätten.

Obwohl erst 1999 gegründet sind sie bereits steinalte Hasen. Wer von Euch kennt denn bitteschön Shitbreed nicht? Setzen, sechs!! Okay, neue Chance: The Skalatones!! Yeah, baby, Ska! Das sind nur zwei der Schätzchen, bei denen die Vier in die Seiten gerotzt haben. Auch wenn die Skaltatones zu den Topacts der Ska Szene gehörten, war schnell klar, dass man wieder Punk machen wollte.

Schuld daran war die gigantische Präsenz von Bands wie Agnostic Front, Dropkick Murphys und Rancid, die die Welt Ende der Neunziger unter einer Punk‘n‘Roll Welle begruben - nicht zu vergessen Schwedens Flagschiff Bombshell Rocks!!

In den einschlägigen Fanzines und Magazinen werden die Negatives immer als Streetpunk bezeichnet, Kategorien die auf wenig Gegenliebe stoßen.

„Diese ganze Unterkategorien sind doch totaler Müll. Wir versuchen immer das Tempo in unseren Songs ein biss-chen zu drosseln, melodisch zu bleiben. Auch dann ist unser Sound noch energetisch ohne Ende. Und Punk ist eh schon eine Subkultur, die von der Straße kommt, wozu muss man es denn dann noch extra erwähnen? Wir würden auch nicht zustimmen, dass wir uns anhören wie US Bombs oder andere Ami PunkBands. Unsere Helden sind alte englische Bands: Stiff Little Fingers, Uk Subs oder auch GBH und Exploited!“

Raw, dirty and loud!! Das reicht als Beschreibung!! Wir restlichen Schmuddeleuropäer bekommen bei der Erwähnung Schwedens immer leuchtende Augen. Vor unserem geistigen Auge laufen Filme von blonden, schönen Menschen mit strahlend weißen Zähnen, nordische Ursprünglichkeit etc. ab. Die blühenden Musiklandschaften nicht zu vergessen. Weit gefehlt! Zwar wimmelt es dort nur so vor guten Bands, aber es sind so gut wie keine Locations vorhanden, wo Live Acts stattfinden. Da setzt dann wieder ein Exodus Richtung Resteuropa ein.

„It sucks!! Es ist leicht in Schweden eine Band zu finden, in der man spielen kann und auch Proberäume sind kein Problem, aber wenn es darum geht Auftritte zu bekommen oder Leute zu ziehen...Fehlanzeige!! Keine Ahnung, woran das liegt. Vielleicht sind alle zu sehr mit ihren eigenen Bands beschäftigt und gucken sich deshalb nichts anderes an. Wir spielen fast nur außerhalb. Wir sind viel in Deutschland unterwegs und werden bald auch wieder ein paar Konzerte dort spielen. Du hast eigentlich nur die Chance aufzufallen, wenn Du als Support Act für eine große Band spielen darfst, wie z. B. die Backyard Babies als Opener für Social Distortion vor zwei Jahren. Aber für die Option muss man in der Regel auch bezahlen, d. h. das Label zahlt an den Booker, damit man mit solchen Top Acts auftreten darf.“

Hier in unseren Gefilden sind Negatives auf nahezu allen einschlägigen Festivals vertreten, ob auf dem Punk & Disorderly, das nebenn dem ‚Holidays in the Sun‘ ja zu den größten Szene-Events überhaupt gehört, bis hin zum Force Attack und Back to the Future - das Quartett spielt sich den Arsch ab.

So überrascht es nicht, dass ein Song ‚Fields of Germany‘ heißt und so schön sich der Titel auch anhört, so desaströs ist seine Bedeutung.

„Wir waren letztes Jahr im November auf Deutschland-Tour, fuhren so durch die Gegend und es waren so um die 20 Grad und alles blühte...In dem Song geht es um die Erderwärmung und dass hier bald Schicht im Schacht ist, wenn die USA sich nicht endlich mal dazu herablassen das Kyoto-Abkommen zu unterzeichnen. Wir brauchen rigidere Maßnahmen bezüglich des Umweltschutzes und es kann nicht angehen, dass das Wohlergehen aller von einem Typen wie Bush abhängt. Das ist eine Schande!”

Bei der Suche nach einem letzten Statement sind wir übrigens zu dem Schluss gekommen, dass der stolze Preis von 4 Euro für ein Bier schuld am Kränkeln der Punkszene in Schweden ist. Wo man sich nicht ordentlich besaufen kann, da gibts auch keine Punks! Cheers!

Aktuelles Album: At The End Of The Rope (Bad Dog / Rough Trade)



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