(Cadmos Verlag; Paperback; 128 Seiten; 19,99 Euro)
Kann man bereits von einem Hype sprechen, wenn sich immer mehr Menschen auf dem Weg machen? Wohin eigentlich? Was ist dieses Gehen, dieses Pilgern, das die Menschen an- und vorantreibt? Klaas Grensemann (Gastkommentartor und Diakon im Kloster Bursfelde) beschreibt den Unterschied zwischen Pilgern und Wandern als eine innere Einstellung zum Pilgern. Eine Hinwendung zum bewussten Innehalten und auch Hinwendung zur Stille. Eine Stille, die leitet und unterstützt, um zur Ruhe zu kommen. Diese Ruhe auch auszuhalten. Die Übergänge sind wohl als fließend zu betrachten. Je nachdem, wie die persönliche Ausrichtung beim Gehen ist. Heike Götz ist eine routinierte Pilgerin, die bereits mehrere Male die Via Baltica gewandert ist. U.a. mit dem NDR „Pilgern im Norden“. Dieses Mal ist es etwas Besonderes, da sie diese Route nun mit ihrem Mann von Usedom beginnend bis nach Bremen gewandert ist. Für Heike Götz beginnt das Pilgern zu Hause. In ihrer Heimat. Direkt vor der Haustür. Es ist eine wunderschöne Route. Vorbei an Rostock, Wismar, Lübeck und Hamburg durchquert sie gleich mehrere Bundesländer (Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen). Sie läuft an Wiesen, Wäldern, Feldern, Seen und unzähligen kleinen und größeren Ortschaften vorbei. Es ist eine wahre Entdeckungsreise des eigenen Umfeldes, wie diese vielfältiger kaum sein könnte. Jeder Tag, der verstreicht, lässt auch den gewohnten Alltag hinter sich. Die eigene Wahrnehmung in Bezug auf Zeit und Raum verändert sich. Alles reduziert sich auf das Wesentliche – das mag für jeden etwas anderes sein, jedoch eint sich alles in der Tatsache, dass der Weg, der an jedem Tag zu gehen ist, unumstößlich „das Wesentliche“ ist. Dicht gefolgt von der Frage, wo wird am Abend Rast gemacht? Wird es eine Dusche und etwas zu Essen geben? Das Ehepaar Götz erlebt entspannte Abende beim miteinander Kochen in fremden Küchen. Gespräche verändern sich. Füllen sich mit dem Austausch der erlebten Natur in ihrer Natürlichkeit, dessen beide am Tage beigewohnt haben. Beim Bestaunen der Ruhe, die sich in einem selbst ausbreitet, wenn tagelang kaum mehr geschieht als Gehen, Essen, Schlafen und wieder Gehen, Essen, Schlafen. Die Eheleute genießen den Austausch mit den Herbergsleuten. Denn alle vereint die Liebe zur Natürlichkeit. Zum Menschen. Zum Pilgern und sich durch die Pilger, die sich in den Orten aufhalten, neu zu erleben. Denn Pilger bringen immer ihre eigenen Geschichten mit, und somit die Welt zu den Herbergen. Frei nach dem Motto: „Die Welt bei mir zu Hause.“ Die „Via Baltica“ ist nach historischem Vorbild neu entstanden, durchgehend markiert und betreut von Ehrenamtlichen. Heike Götz schreibt so lebendig, dass die Freude am Pilgern überspringt. Angereichert mit wundervollen Fotos und Informationen, nebst GPS Daten Empfehlung (da mancherorts die Wege schwieriger zu finden sind).Weitere Infos: https://www.cadmos.de/landleben/unterwegs/1533/einfach-losgehn
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