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JAZZJANZKURZ

V.A.

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Beginnen wir entspannt: THE TOUGHEST TENORS aus Berlin widmen sich einigen "Well Kept Secrets" (Octason). Cole Porters "All Through The Night" hat man noch am ehesten im Ohr, aber auch der Rest der mit 2xts-p-b-dr sehr zugänglich interpretierten Stücke wird keinen BarBesucher verschrecken. 3
THE BRECKER BROTHERS zündeten am 2.7.1980 im Onkel Pö ihr JazzFunkFusion-Feuerwerk. Das jetzt auf 2CDs veröffentlichte Dokument "Live And Unreleased" (Leopard) groovt ordentlich, ist aber auch ein wenig verdaddelt. 3
Wir wollen die Verdienste von KLAUS DOLDINGERS PASSPORT nicht kleinreden, aber warum man mit "Motherhood" (Warner) (s)eine 50 Jahre alte JazzRockFusion-Idee neu beatmen muss, bleibt unklar. Klingt trotz (oder wegen?) der unter einem Stück liegenden (seinerzeit vom Drummer(!) Udo Lindenberg(!!) intonierten) Original-SoulRock-GesangsSpur schwer nach DDR-Fernsehballett. 2
Mit "Tails Wins" enthält die neue CD von SaxMan SHAWN MAXWELL einen schön reduzierten Dialog von drums und sax, aber sonst ist "Millstream" (Jazzline) über weite Strecken nicht mehr als guter Durchschnitt. 3
Auch das p-b-dr-Trio um GRÉGORY PRIVAT bewegt sich innerhalb der klassischen JazzGrenzen, wobei sich "Soley" (Buddham Jazz) sehr gut und durchaus mit Genuss durchhören lässt. 3
Eine feine Verbindung von Strukturen europäischer Klassik, nahöstlichen Skalen und jazziger Freiheit gelingt dem Trio FREY/HERRMANN/WILLIAM mit Flügel, Cello und Nay/Dubuk auf dem melancholisch-feingliedrigen Album "Heart Ear Art" (GLM). 4
Der Brite Kit Downes spielt die u.a. von LaMonte Young inspirierte "Music For Detuned Pianos" (Village Green) seines Landsmanns MAX DE WARDENER so filigran und zärtlich, dass sie sowohl theoretisch Bewanderte und Interessierte wie auch Liebeskummergeplagte und/oder sonstwie melancholisch Gestimmte mit Genuss hören werden. 4
Das Schweizer JULIE CAMPICHE QUARTET ist mit Harfe-Sax-Bass-drums (und 4 x FX) spannend besetzt und tastet sich auf "Onkalo" (Meta) mit Inspiration und Können durch niemals wilde, aber stets komplexe, zuweilen von minimalistischen Ideen durchwehte, dann aber auch wieder ausgreifende KlangWelten. PostRock als Jazz? 5
Peter Vandenberghe (p), Kristof Roseeuw (b) und Teun Verbruggen (dr) bilden nicht nur das rhythmische Rückgrat der Flat Earth Society, sondern sind als TOO NOISY FISH mit frenetischem, auch Rock-geschultem WildJazz unterwegs. "Furious Empathic Silence" (Igloo) ist ein toller Titel für diese tolle Musik. 4
Den downtown-Veteranen Chris Speed (ts/cl) hatte das LITHIUM-Quartett um den Grazer Drummer PETER LENZ schon bei der Debut-CD an Bord. Für "E" (Skirl) stieß nun der japanisch-deutsche GitarrenBerserker Keisuke Matsuno hinzu, was das expressive (und mit dem zerhackten Beatles-Verweis in "Eleanor" auch humordurchtränkte) Werk an einigen Stellen herrlich lärmig werden ließ. Anderes bleibt sehr zurückhaltend und suchend – fast wie zu seligen Knitting-Factory-Zeiten. 4
Das Zusammenspiel des freien AltSaxophons von Jan Klare (ua. The Dorf) mit dem in Zwickau geborenen Nancarrow/Player Piano-Spezialisten Wolfgang Heisig ist dank der Dualität "vorgestanzt vs. improvisiert" mehr als spannend. Die schlicht "Heisig-Klare" titulierte CD birgt neben 3 "Studies for Player Piano", einer Prinzen- und einer Doppelrolle auch noch alle "13865 Nuclear Weapons" dieser Welt. Frei und doch geordnet. 4
Auch bei HALF LABORATORY – HALF BAND spielt Jan Klare eine wichtige Rolle. "10 people from The Dorf exploring complex compositions" steht auf der Rückseite von "Check Test Check" (beide Umland); eine volatile Großtat in Sachen "konzentriertes Abarbeiten des nur vage Vorgegebenen". 5
Vom großen Besteck zum kleinen: "Abstract Musette" (Corvo) ist der richtige Titel für das vielfach gebrochene Miteinander von JOKE LANZ (turntables und ja, genau der von Sudden Infant) & JONAS KOCHER (acc.). Mir persönlich zu zerrissen und abgedreht. 3
Auch mit "Unnatural" (Parenthèses) von PATRICK GRAHAM & JOHN SELLEKAERS komme ich nicht so gut zurecht. AvantPercussion und ElectronicNoise laufen hier zu oft voreinander weg. 3
Denn insbesondere bei improvisierter Musik ist es wichtig, mit- und nicht aneinander vorbei zu spielen. Auf "Crystalline" (Ausculto Fonogram) gelingt dem 3er ARRIAS-DAVIES-ULLÉN Ersteres perfekt. Leise schreiende Geigensaiten, still jammernde Luftsäulen des Sax, filigrane Einwürfe des Klaviers - hier passt sehr vieles sehr gut zusammen. 5
Klang- und geistesverwandt sind die vom norwegischen Ensemble neoN um Trompeter Eivind Lønning eingespielten Werke von JAN MARTIN SMØRDAL. "Choosing To Sing" (Sofa) kommt selbstverständlich ohne jeden Gesang aus - es sei denn, man vermag jenen auch in den zarten fl/cl/trp-Fetzen, den irisierenden StreicherDrones, den zarten Qualen aus Sinustönen oder den vielen anderen hier zu hörenden Herausforderungen zu finden. Das mit diesen Mitteln - ganz ohne Perkussion - zum intensiven Klappern gebrachte "React II" ist 8:41 Minuten lang und endet (in deinem Kopf) doch erst viel später! 5
Und wahrscheinlich ist diese kleine Kolumne auch der richtige Platz, sich ein letztes Mal vor einem der großen Wegbereiter unangepasster, gern auch unangenehmer, niemals aber vorhersehbarer TonKunst zu verbeugen: Genesis P-Orridge hat am 14.März diese Welt verlassen. May s/he rest in peace!

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