QUICKSILVER
Meine Güte, schon wieder ein Silberjubiläum! 1979 gründete Jerry Dammers von den Specials ein Label (das Geld kam u.a. von Chrysalis), das er 2Tone Records nannte und das schnell zum Zentrum des Ska-Movements werden sollte. Die compilation "The Best Of 2Tone"(Chrysalis/Warner) feiert diesen Umstand gebührend, wartet mit den üblichen Hüpfkamellen (von "Gangsters" und "...Rudy" bis "Ghost Town" und "Nelson Mandela") auf und ist daher weniger essentiell denn spaßfördernd. 35 Jahre vorher hatte RICK WAKEMAN Jules Vernes "Journey To The Centre Of The Earth" bombastrockend vertont und 1999 dann "Return To..."(beide ADA/Warner) nachgeschoben. Nun erfahren beide Platten eine umfassende re-edition, aber mal ehrlich: genau wegen dieser Art verquasten Synth-, Chor- und Gitarrenoverkills wurde seinerzeit Punkrock erfunden! 2
1984 befand HOLGER CZUKAY "Der Osten ist rot", 4 Jahre später stellte er fest "Rome Remains Rome". Nun werden Ausschnitte aus beiden - wirklich gelungenen und seinerzeit durchaus relevanten - Werken, zum Teil in neuen Mixen, als 2x10" (Grönland/RTD) veröffentlicht. Schön, aber: warum? 3
An beiden Platten war auch Czukays trommelnder Can-Kumpel JAKI LIEBEZEIT beteiligt. Der hat sich mit einer anderen Legende, nämlich Faust-Impressario JOCHEN IRMLER, zusammengetan und obwohl hier also zwei Großmeister ihrer Zunft am Werk sind, erschöpft sich "Flut"(Klangbad/Broken Silence) in belanglosem Georgel und intellektuell abgekoppeltem drumming. 3
Da ist bei "der Jugend" mehr los. RUTGER ZUYDERVELT, bekannt von Machinefabrik, bat nicht weniger als 153 Musiker (u.a. Andy Diagram, Phil Durrant und Nils Frahm), auf ihrem Instrument ein "A" zu spielen. Daraus bastelte er eine (begehbare) Installation aus Lautsprechern, man kann wohl buchstäblich durch ein (Ein-Noten)Orchester wandeln. "Stay Tuned"(Baskaru) ist die 50-minütige CD-Fassung hiervon, wobei natürlich einiges von der brillanten Idee auf der Strecke bleibt, das Ergebnis aber dennoch fasziniert. 4
Mit DAVID MOSS und HANNES STROBL haben sich für "At The Beach - Music For Voice And Electric Bass" zwei der Berliner Echtzeitmusik verbundene Musiker zusammengetan: Moss erzählt eine Dreiviertelstunde lang leise wundervolle Geschichten zu Strobls verknoteten E-Bass-Etuden. 4
Das mysteriöse Ein-Mann-Projekt GAAP KVLT vergräbt sich auf "Void" tief in schauerliches SynthBrummen, bedrohliches Hallen und bedeutungsschwangeres Geklingel, das die Fehler der spät-80er-Düster-Industrialisten wiederholt und Wirkung über Inhalt stellt. 2
Florina Speth aka. SCHLOSS MIRABELL ist eine Cellistin aus der Gegend um Salzburg, deren gesteigertes Interesse an MaschinenMusik auf "Ghosthour Diary" (alle Monotype/Cargo) hörbar wird. Auch wenn das Klangbild (für mich) etwas zu submarin daher kommt, faszinieren die 16 Stücke doch. Wahrhaftig: ein "Feines Sanft" hat die "Intime Machine" da kreiert. 4
Hinter WIEMANN verbergen sich zwei nicht ganz unbekannte Holländer, nämlich Frans de Ward und Roel Meelkop. "The Classics Album"(Baskaru) enthält "Meltpop", der allein aus Samples von (Rock/Pop/etc.)Stücken, die "Symphony", "Overture" oder ähnlich klassisch tituliert sind, gebastelt wurde. Die Idee ist gut, aber die Welt...3
URS PETER SCHNEIDER ist ein Schweizer Komponist, der sich seit 1955 auf beinahe allen (musik)akademischen Gebieten betätigte. Und über diesen Tellerrand hinaus auch, was man auf 3 CDs namens "Kompositionen 1960 - 2012" (Cubus Rec.) nachhören kann. An der Schnittstelle von avancierter Neuer Musik und experimenteller SprechKlangKunst (großartig: "Senfkorn" oder "Abdichtung") werden zur Unkenntlichkeit verschliffene Wortkaskaden, gern von ausgebildeten Stimmen vorgetragen und doch seltsam außerweltlich, mit elektronischen und akustischen Grundsatzüberlegungen und einem angenehmen Maß an Humor verknüpft. 4
Etwas schlichter, aber doch sehr nett sind die 8 kurzen Pianoträumereien von SÓLEY (sonst u.a. bei Seabear aktiv) auf "Krómantik"(Morr Music/Indigo). Die Isländerin huscht auf dieser EP eilig durch ihre leicht angerauten Klavierskizzen, die (mich) durchaus ansprechen. 4
Strenger am Herkömmlichen richten sich auf "Old Tunes, Dusted Down"(ARC Music) MANDOLINMAN aus. Flämische Folklore für 4 Instrumente aus der Mandolinenfamilie arrangiert. Strange, aber interessant. 3
Auch das BARCELONA GIPSY KLEZMER ORCHESTRA hält sich an die Traditionen, auf "Imbarca"(BGKO/Galileo-MC) wird Klezmer von "Hévenu Shalom Aléchem" bis "Ot Azoy" in recht reiner Form, aber keinesfalls unspannend intoniert. Balkaneinflüsse sind dabei aber eher selten. 3
Und auch wenn ich keineswegs Reggae-Spezialist bin: ALBOROSIEs "Alborosie & Friends"(Greensleeves/Groove Attack) ist ein schönes, auf 2 CDs verteiltes "feature"-Album, u.a. mit Beiträgen von Gentlemen, Black Uhuru und Sizzla. Sehr sommerkompatibel. 4
Wie auch "Ven Ven"(Naïve/Indigo), eine CD, die PAUL PAZ nach langen, aber erfolgreichen Jahren des Exils wieder in seiner kubanischen Heimat eingespielt hat. Boogaloo, Soca und Cumbia werden so lange (leicht elektrisch) durcheinander geschüttelt, bis uns die Hemden am Leib kleben. 4
Zum Schluß schieben noch THE GREAT BERTHOLINIS die ungarischen Elemente etwas zur Seite und betonen auf "Brothers & Devils"(Stargazer Rec./Broken Silence) den bläsergestützten, leicht melancholischen FolkRock-Aspekt ihrer äußerst hörenswerten Musik - "Endlessly In Love". 4
Rock & Pop
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