Man kennt das ja: Eine Band geht auf Interviewreise, gibt bis zu einem Dutzend Fließbandinterviews pro Tag und sieht sich dabei mit immer wiederkehrenden Fragen konfrontiert. Handelt es sich dabei um eine Band wie die Mountaineers, die gerade einmal ein Album, das feine Debüt „Messy Century“ ihr Eigen nennt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Fragen mit jedem neuen Gesprächspartner wiederholen, noch viel größer. Aber vielleicht, weil der Interviewmarathon in Köln die erste Gelegenheit für Ceri James, Alex Germains und Tomas Kelar war, sich den Mund zu ihrem neuesten Werk fusselig zu reden, oder vielleicht auch, weil die Mountaineers ganz einfach eine außergewöhnliche Band sind, hatte zumindest Ceri sogar an einer Standardfrage wie der nach den Einflüssen der Band (Beatles, frühe Pink Floyd, Velvets, aber auch Sparklehorse) noch Spaß.
Wenn sie in der Presse des Öfteren zu lesen bekommen, dass die Mountaineers eine gewisse Affinität zu Beck, Super Furry Animals oder der Beta Band besitzen, denken sie keinesfalls “Oh Gott, nicht schon wieder“, wie Ceri erklärt: „Wir sind schon mit einigen Bands verglichen worden, mit denen wir rein gar nichts zu tun haben, auch wenn mir gerade kein Beispiel einfällt, aber an den Vergleichen, die du angesprochen hast, ist schon was Wahres dran!“ Dass sich die drei nicht festlegen lassen wollen und ihr Album Eklektizismus pur ist, hängt nicht zuletzt mit ihrer Herkunft zusammen. Inzwischen in Liverpool heimisch geworden, stammen die Musiker aus Wales und der Tschechei, und ihre Eltern und Großeltern hatten exotische Berufe wie Pianistin am Wiener Konservatorium oder Trapezkünstlerin. Eine Tatsache, auf die sich die britische Presse bereits mit Wonne gestürzt hat. Ist der Background wirklich so wichtig, oder ist es nicht teilweise einfach nur eine nette Story, die gedruckt gut aussieht? „Ich denke schon, dass das sehr wichtig ist“, glaubt Ceri. „Der Einfluss unserer Eltern und die Tatsache, dass wir an so unterschiedlichen Orten aufgewachsen sind, beeinflusst ja bis heute unseren Musikgeschmack. All das spiegelt sich in unserem Songwriting und unserer Art, die Stücke zu produzieren, wider.“ Kein Wunder also, dass „Messy Century“ eine seltsam-anziehende Melange aus 60s-Folk, Psychedelia und British-Invasion-Sound mit moderner 21st-Century-Technologie verbindet.Sein Debütalbum ist das Trio ähnlich angegangen wie die viel gelobte selbstbetitelte EP auf Mute Records vor einigen Monaten – mit einem entscheidenden Unterschied. „Die größte Veränderung war, dass wir jetzt neues Equipment haben. Uns stand einfach viel mehr gutes Werkzeug zur Verfügung, und ich denke, die Platte hat sehr davon profitiert. Außerdem haben wir die neuen Songs in einem richtigen Tonstudio abgemischt. Das war auch eine Premiere. Man kann also schon sagen, dass wir ziemlich Technik-fixiert sind. Alle unsere Aufnahmen entstehen mit Hilfe eines Laptops, und wir lieben es, zu programmieren und Sounds zu manipulieren, solange uns dabei nicht der Song an sich verloren geht.“ Derweil macht man sich nicht nur bei der Plattenfirma der Band Gedanken, wie man die Musik der Mountaineers denn nun am treffendsten nennen könnte: Lo-Fi-Songwriter-Pop? Surrealistischer Heim-Elektro? Club-Music? Das Beste wird sein, man erfindet einfach eine neue Schublade für das Trio, denn die drei machen vor allem eines: Mountaineer-Musik!
Weitere Infos: www.mountaineers.com Foto: Mute