„Long Before Rock ´N´ Roll“ brachte Mando Diao den Durchbruch. Dennoch steht ein anderer Track des 2006er Erfolgsalbums „Ode To Ochrasy“, namentlich „Good Morning, Herr Horst“, subjektiv exemplarisch für die rhetorische Außendarstellung des Quintetts. Auch Jahre nach der Veröffentlichung...
Mando Diao haben mit „Give Me Fire“ (scheinbar) ein hervorragendes Album eingespielt, mit dem sie in ihrer Zielgruppe erfolgreich bestehen können. Allerdings ist diese Klientel eher den mp3-Playern, den Downloads zugeneigt. Old School-Käufer, die sich auf eine kompakte CD mit schönem Artwork, mit coolen Booklets freuen, dürften eher rar gesät sein. Daher ist es aus finanzpolitischen Gesichtspunkten verständlich, dass vor der Veröffentlichung (um Online-Raubkopiererei zu verhindern) kaum neue Musik zugänglich gemacht wurde. Den Musikkritikern standen zur Vorbereitung auf die Interviews 7 (nach circa 1,5 Minuten ausgefadete) Songs zur Verfügung. Ein schlechter Witz? Diesen Gedanken haben Björn Dixgard (Gesang, Gitarre) und Carl-Johan Fogelklou (Bass, Backings) sicher aufgegriffen, um ihn im Interview zu verfeinern. Eine in die Tiefe gehende Diskussion über die aktuelle Musik war quasi unmöglich. Es wurde viel gelacht, noch mehr geredet, aber nichts ausgesagt. Im übertragenden Sinn haben sich mit dieser Strategie einige zum „Horst“ gemacht. Manche dieser Witzeleien outen sich erst beim konzentrierten Abhören der digitalen „Interview-Tapes“ als Ulk. Man fühlt sich ertappt im Sinne von „Guten Morgen!“ Ob Mando Diao sich damit neue Freunde schaffen, lassen wir mal dahingestellt.Alte Freunde und Weggefährten wie Sugarplum Fairy oder Molotov Jive konnten den neuen weg von Mando Diao auch nicht beeinflussen.
Fogelklou: „Wir haben sie bestimmt ein halbes Jahr nicht mehr gesehen. Sie machen ihre Platten, wir unsere. Wir hängen derzeit mit unseren Produzenten, den Salla-Brüdern von der schwedischen Hip Hop Band The Latin Kings und deren Vorstadt-Freunden ab. Sie sind unser Umfeld, unsere neuen Freunde.“
Mit diesem neuen Input / Produzententeam wurde an „Give Me Fire“ gearbeitet.
Fogelklou: „ Wir haben uns ein eigenes Studio eingerichtet, weil wir einen Platz zum Leben, zum Aufnehmen, für uns allein wollten. Das gibt uns mehr Möglichkeiten und Freiheiten, unser Zeugs zu produzieren. Wir können nun besser mit verschiedenen Instrumenten, Sounds und Techniken experimentieren. Und wir haben alles unter Kontrolle! Das war gut für das Album. Die 7 Tracks, die Du kennst, wurden, mit Ausnahme von ´Come On Come On´, alle in unserem Studio in Schweden produziert. ´Come On Come On´ und ´Alone With Molly´ (B-Seite der Single) haben wir dennoch in Los Angeles aufgenommen. Der LA-Trip war gut für den Band-Spirit. Wir hatten Partys, und Barack Obama wurde gerade zum Präsidenten gewählt. So atmeten die dort produzierten Songs vielleicht sogar das enthusiastische Gefühl der Zeit. ´Come On Come On´ ist definitiv davon beeinflusst, hat daher dieses mexikanisch-südkalifornische Timbre!“
Mit anderen Wort, Mando Diao fühlen sich richtig frei. Oder befreit.
Dixgard: „Unser erster Plattenvertrag war wie ein Gefängnis. Jetzt haben wir eine Vereinbarung mit einem neuen Partner, der uns gut und freundlich behandelt.“
Fogelklou: „Wir haben als Band immer gemacht, was wir wollten. Aber wir müssen uns fortan nicht mehr permanent die Köpfe blutig schlagen, weil unseren neuen Partner an uns glauben. Das Album wird sich durch eine besondere Breite an Songs und Sounds auszeichnen. Jeder Song stellt etwas Eigenständiges dar.“
Dixgard lacht. „Die (Vorab-)Songs wurden ausgeblendet, weil wir wollen, dass Du das Album kaufst.“
Fogelklou: „Neben den 7 Songs wird ein ´Beerdigungslied´ zu hören sein....“
Dixgard: „... eine schöne Ballade namens `Crystal´...“
Fogelklou: „...die Sounds werden ausgeblendet wie das Leben... Der Titelsong ist von einer schwedischen Fernsehserie inspiriert, die das Sterben von Kindern durch Heroin behandelt, gleichzeitig die Regierung anklagt, weil sie sich nicht kümmert.“
Dixgard: „´You Got Nothing On Me´ thematisiert, dass viele seltsame Dinge passieren in dieser Welt. Es gibt viele schlechte Menschen, und Björn war gerade in einer sehr schwierigen Phase seines Lebens. Also schrieb er einen Song über Frustration! Irgendjemand hat kürzlich geschrieben, ´Give Me Fire´ sei unser `White Album´. Dieser Vergleich passt zu ´Mean Streets´, denn dieser Song entspricht wirklich Paul McCartney´s Art des Komponierens. Es ist ein 60er Jahre Pop-Stück. Aber alles kommt aus unseren Herzen. Mando Diao ist eine Band mit vielen verschiedenen Seiten.“
Aktuelles Album: Give Me Fire (Universal)
Weitere Infos: www.mandodiao.com/site/index.php