Das „Woodstock-Festival“ feierte kürzlich seinen 40.Geburtstag. Gefühle der Zusammengehörigkeit, der korrekten Ideale, des Friedens und der langen Haare erleb(t)en eine Renaissance sondergleichen. Wer in einer solchen Stimmung das Alberta Cross -Video zu „ATX“ z.B. bei YouTube aufruft, fühlt sich auch mit brandneuer Musik in die damalige Zeit zurückversetzt...
Der zeitlose, traditionelle, mit Folkanleihen gespickte Rock der fünfköpfigen Band aus Brooklyn / New York erinnert zeitweise an die Sounds des Woodstock-Veteranen Neil Young, den Alberta Cross im UK folglich gar supporten durften. Andererseits spielte das Quintett dort ebenfalls 3 Arena-Konzerte (jew. ca. 8000 Zuschauer) mit Oasis, wie Bassist Terry Wolfers im Interview bestätigte.„Noel Gallagher rief an, weil unsere EPs zu seinen Lieblingsplatten zählten. Als wir uns bei Liam Gallagher für diese Gelegenheiten bedankten, sagte der, dass wir gar nicht dabei gewesen wären, wenn wir nicht diese hohe Qualität gehabt hätten. `Enjoy yourself´, forderte er uns auf!“
Die EPs „The Thief & The Heartbreaker“ und „Leave Us And Forgive Us“ waren bei Fiction Records, dem ehemaligen Label von The Cure, in England erschienen. Dort, genauer gesagt, in London, hatte die nach einem Anagramm (und nicht nach der westlichsten der Prärieprovinzen Kanadas mit der Hauptstadt Edmonton) benannte Formation 2007 noch ihr Hauptquartier. Wolfers stammt aus dem East End der englischen Hauptstadt und hat dort die Formation mit dem gebürtigen Schweden Petter Ericson Stakee (Gesang / Gitarre) gegründet. Stakee pendelte als Kind bereits mit seinem Vater, einem Singer-Songwriter, zwischen Schweden und London hin & her.
„In meiner Heimatstadt,“ erzählt er, „habe ich als 14/15jähriger bereits für die noch unter einem anderen Namen auftretenden Mando Diao einige Konzerte gebucht. Sie sind ungefähr in meinem Alter.“
Irgendwann siedelte Stakee ganz auf die Insel über, wo er dann zusammen mit seinem Bruder John Alexander und Wolfers die EP „The Thief...“ einspielte.
Stakee: „Natürlich hatten wir einige Musiker dabei. Keyboarder, Schlagzeuger, es war ein kommen und gehen. Sie waren nicht wirklich Bandmitglieder, eher so etwas wie Mietmusiker.“
Die Situation war unbefriedigend, so emigrierten Petter und Terry in die Vereinigten Staaten nach Amerika, wo sie Alberta Cross mit den US-Bürgern Sam Kearney (Gitarre), Austin Beede (Drums) und Alec Higgins (Keyboards) endlich zu einer richtigen Band machten.
Stakee: „Jetzt, in Brooklyn, hören wir eine Menge europäischer Gruppen. Insgesamt ist unser Album jedoch definitiv von Dinosaur Jr, Sonic Youth, aber auch von Depeche Mode, Gospels und My Bloody Valentine beeinflusst.“
Stakee schwärmt zudem von PJ Harvey.
„I fuckin´ like her! Sie ist eine meiner ´all time favourites´. Du näherst dich ihr zuerst über ihre Songs und ihre Vibes. Dann hörst Du, worüber sie singt. Sie ist voller Emotionen. Ich mag ihren Groove, ihre Sounds, die Produktion...einfach ihre gesamte Idee von Musik.“
Dieses Gesamtbild rundet er für sich mit Jam-Sessions ab, um die eigenen, epischen Momente zu realisieren. Unter Mithilfe von ´einigen Getränken´ und etwas ´zum Rauchen´ entstand nach einer dieser Sessions die Single „ATX“.
Stakee: „Zuerst war da die Gitarre, der Groove... `ATX´ war überhaupt der erste Titel, den wir als richtige Band, zusammen mit den neuen Mitgliedern, aufgenommen haben.“
Die Dokumentation gerade solcher Momente machen das Debut-Album „Broken Side Of Time“ zu einer ganz besonderen Sammlung von Sounds & Songs. Während Stakee neben „ATX“ „Rise From The Shadows“ & „Broken Side Of Time“ bevorzugt, benennt Wolfers „Ghost Of City Life“ als persönlichen Favoriten von der neuen CD.
Wolfers: „Am Ende eines Tages lieben wir alles, was wir gemacht haben. Dennoch werden wir unsere Sounds von Album zu Album ändern. Es gibt nichts langweiligeres, als eine Band, die immer das Gleiche spielt!“
Besonders bemerkenswert an dem Interview mit den einzig verbliebenen Alberta Cross-Original-Mitgliedern war die Tatsache, dass sich die beiden Musiker in selten gehörter Eintracht bei den Antworten abwechselten. Oder, nach einem Statement stoppten, um dem jeweils anderen die Möglichkeit zu geben, sich ebenfalls zu äußern... Ist das die Rückkehr alter Tugenden.
Aktuelles Album: Broken Side Of Time (Ark / PIAS)
Weitere Infos: www.albertacross.net Foto: Kevin Westenberg