Punkrock hat ein neues Gesicht und das sieht sehr gut aus: Mofa! 2008 aus The Sichelzecken entstanden, sorgten die vier Jungs aus Köln schnell für Furore: Kunststück, vergessen konnte sie keiner, der je das Vergnügen hatte, sie zu sehen: erklommen Oile, Kiba und Co doch samt und sonders im Tennisdress die Bühne. Nicht gerade ein Outfit, in dem man sich auf Anhieb wohlfühlt, wie kam es denn dazu?
„Unser Management wollte, dass wir alle gleich angezogen sind, also entschieden wir uns für die Tennisklamotten. Die ersten paar Mal kam ich mir natürlich wie ein Idiot vor, weil das Zeug ja auch nicht gerade der Figur schmeichelt, und natürlich wurden wir auch durch den Kakao gezogen, aber ich muss zugeben, man kann sich supergut darin bewegen und es ist total bequem.“Airplay auf 1Live, Features in einigen der angesehensten Musikmagazine und eine Reihe von Supportkonzerten für Sonderschule und Montreal sind nur einige der Aufmerksamkeiten, die Mofa zuteil bisher zuteil wurde. Nach jahrelanger DIY-Initiative beschloss die Kölner Combo auf professionelleren Pfaden zu wandeln und sich unter die Fittiche von Hamburg Records zu begeben, um sich so Richtung Geld, Gold und Glück zu katapultieren. Aber trotz aller Vorteile und allen Supports lässt sich eine gewisse Wehmut nicht verleugnen.
„Es ist einfach so, dass dieser Schritt viele Veränderungen mit sich gebracht hat, nicht nur was unsere Arbeit angeht, sondern auch das ganze Drumherum. Der Rückenwind, den wir durch unser Label und den die ganze Promotion bekommen, ist immens und darüber sind wir natürlich auch total glücklich. Ansonsten hätten wir vermutlich weiterhin teilweise vor drei Leuten gespielt. Die Zeiten sind jetzt vorbei, aber gleichzeitig hieß es natürlich auch Abschied nehmen von der DIY Szene, in der wir und bewegt haben. Nun sieht es so aus, dass wir nicht mehr irgendwelche befreundeten Bands bei unseren Gigs als Vorband spielen lassen können, weil wir jetzt selbst der Supportact für eine größere Band sind und manchmal ist es so, dass Freunde bei unseren Konzerten auftauchen und vom Veranstalter nicht in den Backstage gelassen werden. Da wird Einem manchmal schon ein bisschen nostalgisch zumute.“
Ihr neues Album heißt „Punkrock Fuck Off“, ein Titel, wie er nicht besser hätte gewählt werden können, wird dieses Album in hartgesottenen Punkkreisen vermutlich äußerst kritisch begutachtet werden. Mofa distanzieren sich vom Einigeln in eine Szene und streben nach Divergenz und Vielfältigkeit. Ihre Texte handeln von bigotter Tierliebe, sind Oden an die Durchschnittlichkeit oder Handeln einfach vom schlichten ungetrübten Verknalltsein. Ihre Lyrics sind nicht immer cool und tough, und sie dürften eindeutig zu jenen Bands gehören, die in der wuchernden deutschen Musiklandschaft das Zeug zur Zierpflanze haben, inmitten der Unendlichkeit von Unkraut und Gestrüpp. Vergleiche mit Muff Potter wurden bereits laut und was ihr Erfolgspotential angeht, sind auch Madsen, wenn gleich genremäßig völlig unterschiedlich, nicht weit.
Zwei Shows im Vorprogramm von Therapy? stehen demnächst an und man ist natürlich mächtig aufgeregt. Was wäre Euer Traumgig?
„Ich glaube, da sind wir uns alle einig: Blink182!“
Beste Show, die Ihr je gespielt?
„Das diesjährige Olgas Rock, das Publikum, die Betreuung hinter der Bühne, die Atmosphäre, einfach alles!“
Zum Release ihrer neuen Scheibe ist eine ausgedehnte Tour kreuz und quer durch Deutschland angesagt und auch wenn ich bei der Durchsicht der Tourdaten schon einen Erschöpfungsanfall bekomme, sehen es Mofa gelassen:
„Wir haben das unwahrscheinliche Glück, dass wir allerbeste Freunde sind und es daher auch nicht zum Eklat kommt, wenn wir die ganze Zeit im Tourbus zusammengepfercht durch die Gegend gekarrt werden. Wir sind total aufgeregt, gerade so was die Reaktionen auf die neue Platte angeht, von seiten des Publikums, aber natürlich auch der Medien. Wir können es kaum abwarten.“
Und wir, verehrte Leser machen uns einen Knoten ins Taschentuch, um nächstes Jahr um die gleiche Zeit noch mal einen Blick auf Mofa zu werfen, wenn sie ausverkaufte Hallen zum Kochen bringen.
Aktuelles Album: Punk Rock Fuck Off (Hamburg Records)