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EDITORS

Es ist viel passiert.

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Da ist was passiert im Leben der Editors, deren kreative Basis lange Jahre das britische Birmingham war. Bassist Russell Leech und Gitarrist Chris Urbanowicz sind inzwischen stolze New Yorker. Sänger Tom Smith ist stolzer Vater und Londoner. In Birmingham hält lediglich Schlagzeuger Ed Lay das heimatliche Fähnlein hoch. „Unsere Leben haben jeweils andere Richtungen eingeschlagen. Außerdem braucht es immer neue Umgebungen, die dich inspirieren, die dich stimulieren“, erklärt Chris Urbanowicz die Umbrüche, „ich glaube, es wäre sehr schwierig geworden, die Kreativität, die wir von uns selbst fordern in Birmingham weiter aufrecht zu erhalten. Wir wollten einfach neue Dinge um uns haben. Ich würde nämlich nicht sagen, dass es andere Bands sind, die uns beeinflussen. Eher unsere Umwelt. Es sind die Dinge um uns herum. Da tut Veränderung einfach gut.“

Alles ist anders?

Das alles kann nicht ohne Folgen bleiben, weil es nicht folgenlos bleiben soll. Auch auf die Musik und damit auf die vorgelegte Platte „In This Light And On This Evening.“ Sexy. Aggressiv. Und intensiv. Diese Ausrichtung ihrer Musik haben die Editors nicht aufgegeben. Aber sie sind sonst alle möglichen Risiken gegangen. Haben neue Kapitel in der Editors-Geschichte aufgeschlagen. Plural ist hier angesagt. Die Radiotauglichkeit ihrer neuen Stücke ist ihnen beispielsweise scheißegal. Lediglich ein Lied ist unter vier Minuten lang.

„Wir sind keine Band, die Pläne macht, die irgendwelche Rücksichten nimmt“, verkündet Russell Leech ganz programmatisch, „wir wollen den Zufall, weil wir ihn brauchen. Wie soll sich eine Band weiterentwickeln, wenn alles minutiös geplant wird. Wer weiß denn außerdem, ob Pläne überhaupt aufgehen. Dieses ganze Geschwätz von weit reichenden Plänen ist doch Unsinn.“

Am Grundprinzip des Stückeschreibens hat sich allerdings auch diesmal nichts geändert.

„Zuerst arbeitet jeder von uns einzeln an den Ideen, nachdem wir sie uns gegenseitig per E-Mail zugeschickt haben“, verrät Tom Smith das Arbeitsverhalten, „das hat jetzt nichts mit den neuen Entfernungen zwischen uns zutun. So haben wir schon gearbeitet, als wir noch im gleichen Haus lebten. Erst wenn jeder ausreichend Zeit hatte, sich mit den Gedanken des jeweils anderen zu beschäftigen. Erst dann betreten wir einen Proberaum.“

Elektronischer ist alles geworden. Aber auch das war kein Plan.

„Das war eine organische Entwicklung. Denn für uns ist es das natürlichste der Welt, nicht stehen zu bleiben“, beharrt Chris Urbanowicz „wir wollten Dinge tun, die wir noch nie vorher getan haben. Zwangsläufig muss so etwas auch zu einem andern Klang führen. Das ist der Punkt.“

Dass elektronisch nicht gleich elektronisch ist, auch das kann bei den Editors gelernt werden. In der Art von Elektronik, wie Editors sie verstehen schlägt sogar in den Synthesizern ein menschliches Herz. Und sie hat fast kirchenmusikalische Tiefe.



Dunkel und abseitig

Auf der textlichen Seite hat sich das zugrunde liegende Verfahren auch nicht geändert. Tom Smith schreibt die Texte. Dabei reflektiert er über das Dunkle, das Abseitige im Leben. Inhaltlich nimmt das Thema London ganz großen Raum ein. Er erkundet wie ein Feldforscher seine neue Stadt. Er findet zerbrochene Lieben. Trunkene Gewalt. Verlorenes Vertrauen. „Das dunkle ist aufregend. Es kann sogar witzig sein“, postuliert er „das Dunkle lebt. Vielleicht gedeiht dort sogar das echte, das pure Leben?“

Die Editors bringen mit de Strahlkraft der Gedanken ein wenig Licht ins Dunkle. Und finden dort echte Liebe.



Ganz schön independent

Auch mit der aktuellen, dritten Platte haben Editors ihrer eher kleinen Firma „Kitchenware“ die Treue gehalten.

„Es war so, dass sie dazu bereit waren, alles zur Seite zu schieben, um sich völlig auf uns zu konzentrieren“, geht Tom Smith zu den Anfängen zurück, „außerdem sind sie absolut begeistert von der Musik, die wir machen und haben uns von Anfang an sehr viel Vertrauen entgegen gebracht. Ich meine, sie sagten uns ganz klar, dass wir ihre erste Priorität darstellen. Wenn du bei einem größeren Label unterschreibst, wendest du viel Zeit und Energie dafür auf, dich gegen ungefähr zehn bis 20 andere Acts behaupten zu müssen. Jemanden zu haben, der dir sagt, dass er voll und ganz hinter dir steht und hinter dem, was du tust, ist sehr, sehr wichtig. Also war es für uns eigentlich ein Leichtes, uns weiterhin für „Kitchenware Records“ zu entscheiden.“

Wer die neue Platte hört, hört, Freiheit zahlt sich aus. In jeder Hinsicht.

Aktuelles Album: In This Light And On This Evening (Kitchenware Records / PIAS)



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