Wenn es um junge, britische Bands geht, die in Sachen Alternative- und PostRock immer gerne etwas weiter gehen, als für den Normalsterblichen direkt fassbar ist, sollte neben Aereogramme und Amplifier sicher auch Biffy Clyro genannt werden. Das schottische Trio bringt dieser Tage sein drittes Album auf den Markt und dieses klingt gerne drei mal anders: verstörend und aufdringlich, bissig und hart, vertraut und warm. In welcher Reihenfolge sich dies eröffnet, ist individuell, dass es jedem passiert, der sich damit auseinandersetzt, scheint gewiss.
Schlagzeuger Ben Johnston gibt sich im Westzeit-Interview von Anfang an etwas wortkarg, aber nicht uninformativ. Dagegen den Beginn des neuen Albums zu betrachten, ist vielleicht vermessen, aber irgendwie scheint dieser Vergleich gut. Denn dieses epische, flächendeckende Rauschen, die übermannende Kakophonie, die dann letzten Endes doch keine ist - bei Biffy Clyro klingt sie einfach richtig. „Infinity Land“ heisst das Album, die unendliche Seite der Band kannten wir allerdings schon vorher. „Wir haben nie Grenzen gehabt.“, verrät Ben. „Unsere Möglichkeiten sind in der Tat unendlich und wir wissen nie, wohin es gehen mag. Dennoch bleiben wir im Grunde eine Rockband.“ Dennoch sind sie auf gewisse Weise limitiert, denn spätestens auf der Bühne sind die ganzen Studiospielerein und Gitarren-Overdubs als reines Trio nicht nachzubauen. „Das ist sicherlich richtig. Bevor wir ins Studio gehen, denken wir aber darüber nach, was wir tun müssen, damit die Songs auch zu dritt und live gespielt funktionieren. Ausserdem kompensiert die Energie, die du auf der Bühne entwickelst, vieles, dass du im Studio nicht festhalten kannst.“ Diese Komplexität ist also Fakt und Ben weiss, dass es für manchen Zuhörer nicht gerade leicht sein wird, dort schnell unterzukommen. Und gerne macht er alles noch viel wilder. „Es ist gleichzeitig unser poppigstes Album geworden. Es scheint auf den ersten Blick sicher sehr verworren, aber nach mehreren Durchgängen sind die Songs doch elementarer. Es mag bei manchem etwas länger dauern, dies zu entdecken, aber dafür hält es dann auch länger an. Wir machen keine Instant-Musik, sonst wäre es uns selbst zu langweilig. Wenn es für dich auch eine Herausforderung ist - hervorragend!“ Wenn man sich darauf einlässt und keine Angst vor abrupten Rhythmus-Wechseln, tonnenweise „Noise vs. Melody“-Parts, wilden Insekt-Gitarren und spitzen Schreien in der Blumenwiese hat, ist man bei Biffy Clyro richtig. Und ja, irgendwie ist es mit dieser Band wie mit einem guten Bier: Man kann es einfach nicht nachmachen. Und über Geschmack wollen wir heute nicht streiten.Aktuelles Album:
Infinity Land (Beggars Banquet/Indigo)
Weitere Infos: www.biffyclyro.com Foto: Paul Harries