Auch wenn der späte John Peel ihn in den höchsten Tönen lobte: So richtige Starallüren hat der eigenwillige Songwriter und neuerdings Rockmusiker Cass McCombs nicht wirklich. Vielmehr erscheint er – nicht nur auf der Bühne – so richtig schön schüchtern, leise und nachdenklich.
"Können wir bitte ein wenig Hall auf die Stimmen haben?" fragt er beim Soundcheck vorsichtig, "das ist nämlich unser Ding und wir sind irgendwie darauf angewiesen." Nun ja, ein wirklich guter Sänger ist er zwar tatsächlich nicht, aber Bescheiden braucht er auch wieder nicht zu sein, denn zumindest als Songwriter und jetzt, auf seiner zweiten CD "Prefection" als Gitarrist macht Cass McCombs doch ordentlich was her. Was hat es denn mit dem Hall auf sich? "Der Hall auf der Stimme ist für mich in vielerlei Hinsicht sehr wichtig", erklärt er etwa diesen Umstand, "das hilft mir zu singen, es gibt mir Selbstvertrauen. Wenn es nach mir ginge, sollte man es auch gar nicht ‘Hall’ nennen, sondern ‘Selbstvertrauen’." Warum gibt es denn auf der neuen Scheibe überhaupt so viel "Selbstvertrauen"? Das war ja auf "A" noch nicht so und es hilft zum Beispiel nicht eben, die Texte verstehen zu können. "Du meinst die Texte seien schwerer zu verstehen?" fragt Cass, "nun, sie werden auf der neuen Scheibe abgedruckt – leider nicht in deutsch. Mal abgesehen davon, daß ich immer neue Sachen ausprobieren möchte, gab es gar keine bewußte Entscheidung die neue Scheibe anders zu machen als mein Debüt, ‘A’. Ich habe angefangen, live elektrische Gitarre zu spielen. Das ist vermutlich der Grund dafür, daß die neue Scheibe elektrischer klingt. Und dann spiele ich jetzt mit einer festen Band – dadurch wird alles rockiger und auch lauter. Und deswegen braucht es auch ordentlich Hall auf der Stimme." Okay – das macht ja soweit Sinn. Ein anderer Grund dafür, daß die neue Scheibe so anders klingt als das eher Songwriter-orientierte Debüt-Werk ist vermutlich der, daß diese auch ganz anders aufgenommen wurde, oder? "Nun, wir hatten nicht besonders viel Zeit, die Songs einzuspielen", räumt Cass ein, "aber auch davon unabhängig haben wir auch absichtlich alles ziemlich ungeschliffen gelassen. Die erste Scheibe war mehr eine Patchwork-Angelegenheit. Ich und mein Freund Jason haben ziemlich viele Instrumente gespielt und es war keineswegs eine Band-Sache. Obwohl ich heute wieder mit einer anderen Band spiele, bin ich nach ‚A‘ mit einer Band fast ein Jahr getourt. Die neuen Songs wurden definitiv auch für eine Band geschrieben." Sind denn die neuen Tracks nicht auch ein bißchen poppiger angelegt, als die auf "A"? "Vielleicht ist die Aufnahmetechnik ein wenig konventioneller", überlegt Cass, "ich würde aber weder sagen, daß die erste Scheibe keine Pop-Scheibe ist, noch daß die neue keine Songwriter-Elemente enthält. Vielleicht bin ich einfach als Songwriter besser geworden, wodurch auch die Songs besser geworden sind. Und es ist wichtig für mich, mich nicht zu wiederholen." Eigentlich hätte man ja fast erwarten dürfen, daß die neue Scheibe "B" heißt. Da aber Cass McCombs eine ganz eigene Art von Humor hat, die sich auch bei der Themen- und Wortwahl seiner Texte wiederspiegelt, heißt sie eben nicht "B", sondern "Prefection". Was hat es dem damit auf sich? "Nun es sollte klingen, als habe ich einen komplexen Gedankenprozeß durchlaufen, als habe ich eine neue Technik erfunden. Es ist aber natürlich vor allen Dingen ein guter Witz." Perfektion ist also nicht gut genug? Es muß also gleich Prefektion sein? "Dem könnte ich so zustimmen, ja."