Da ich netterweise die Möglichkeit hatte, die Band bei ihrem Tourauftakt zu begleiten, werde ich hier nun darüber berichten. Die ersten drei Gigs fanden in Amsterdam, Magdeburg und Bielefeld statt, doch trotz der vermeintlich weiten Wege war von Chaos keine Spur.
So wurde gewissentlich das Equipment eingepackt und ab ging es auf in Hollands Westen, wo sich trotz der bisherigen Nichtveröffentlichung des aktuellen Albums „Friend Or Foe?“ knapp 120 Leute im kleinen Paradiso-Saal einfanden. Und es war ein Einstand nach Maß. Die Leute hatten scheinbar lange auf Blackmail gewartet und feierten die Band bildlich auf Händen, was Sänger Aydo mit nachmittags noch geübten, brüchigen holländischen Ansagen dankte. Danach ein paar Bier und Gespräche mit Fans und Freunden und schon ging es mitten in der Nacht wieder weiter. Fast unbemerkt brachte uns der stets gutgelaunte Busfahrer Franklin bis mittags nach Magdeburg zum Projekt 7, ein sehr feiner Club inmitten des dortigen studentischen Lebens. Doch bis zum Auftritt selbst war es ein langer Weg. Denn eigentlich besteht jeder Tag für Band und Crew mehr aus Warten denn aus Aktion. Warten auf die Aufbauarbeit des örtlichen P.A.-Manns, bis der Load-In zügig und konzentriert mit gesammelten Kräften durchgeführt werden kann, danach folgt das routinierte Bühnensetup der Crew bis schließlich nach Soundcheck und Abendessen erneut einige Stunden bis zur eigentlichen Show vergehen.Das P7 war mit etwa 180 Gästen gut gefüllt an jenem Abend, jedoch wirkte das Publikum beiweitem nicht so locker wie noch jenes vom Vorabend. Zum einen mag das am sicher und kompromisslos gespielten Set gelegen haben, zum anderen sicher an der Songauswahl, denn es wurde ein Querschnitt aus allen vier bisherigen Alben der Band dargeboten, was vor allem die jüngeren Leute trotz der Live-Qualitäten gerade einiger älterer Songs offensichtlich vor den Kopf stieß. So blieb die Zuschauerschaft recht statisch und reserviert, dankte aber die fein ausgeleuchtete Show mit regem Applaus und konstantem Kopfnicken. Nachmittags bemerkte Kurt noch, dass die Band normalerweise ungefähr drei Gigs brauche, um richtig warm zu werden - Ich fand sie stets heiss. Frühmorgens dann der Trip nach Bielefeld. Im Kamp erwartete uns ein feines feines Frühstück und zur Freude aller war schnell das gute alte Monopoly aus dem Spieleschrank gefischt worden, womit das buchhalterische Verständnis bis aufs letzte (und fast ununterbrochen bis kurz vor der Show) geprüft werden sollte. Ein schiefer Billardtisch und das sonntägliche Fernsehprogramm taten ihr Übriges, um die Wartezeit zu verkürzen. Dann als Support Harmful, deren energetisches Noise-Brett die örtlichen Besucher wohl mehr schockte als rockte, so verhalten waren die Reaktionen. Auch beim Hauptact war es nicht extrem anders, dennoch kristallisierte sich ein kleiner Tanzpit heraus. Die ersten drei waren geschafft und schon ging es für die Band weiter, so auch für mich. Mir bleibt abschließend nur noch der Rest der Tour zu empfehlen. Blackmail sind in feiner Clubatmosphäre gut aufgehoben und bieten ihr Material eindrucksvoll dar. Schwingt die Hufe!Weitere Infos: www.blackmail.de Foto: Axel Nothen