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SCUMBUCKET

Locker vom Hocker

SCUMBUCKET

Zwischendurch tauchen sie immer mal wieder auf. So wie Wale nach einem unendlich langen Tauchgang. Kurt Ebelhäuser, Dylan Kennedy und Michael Fritsche scheinen auch wieder Atemluft zu brauchen und so sind Scumbucket wieder da. In Originalbesetzung! Und nicht nur sichtbar, sondern mit dem neuen Album „Sarsaparilla“ auch weithin hörbar.

Olympioniken

Kaum, das Scumbucket-Gitarrist und –Sänger Kurt Ebelhäuser Platz genommen hat, sind Fragezeichen in seinen Augen.

„Wieso Originalbesetzung? Wir waren ja nie so richtig getrennt“, stellt er unmissverständlich klar, „dass Guido Lucas zwischendrin Dylan Kennedy mal am Bass vertreten hat und jetzt für ein paar Vorabkonzerte mein Bruder Carlos den Bass bediente, bedeutet doch gar nichts. Ein wenig Pragmatik vielleicht. Mehr nicht.“

Das pragmatische Handeln liegt schlichtweg darin, dass Dylan Kennedy aufgrund seiner Tätigkeit in England nicht für jeden Einzeltermin abkömmlich ist.

„Der studiert zusätzlich noch und sitzt an seiner Doktorarbeit“, lacht Kurt Ebelhäuser,„ demnächst werden wir einen Herrn Doktor am Bass haben. Auch nicht schlecht.“

Ganze vier Jahre hat es gedauert, bis zur einer flammneuen Platte„Sarsaparilla“ , sieht man mal von der Neueinspielung der ersten Veröffentlichung „Heliophobe“ ab, die im neuen Gewand „Heliophobia“ heißt. Den langen Zeitraum kann Kurt Ebelhäuser auch erklären.

„Es gibt da ja auch noch Blackmail und ich habe in den abgelaufenen Jahren immer cirka 20 Platten anderer Bands produziert.“

Doch nun scheinen Scumbucket dem olympischen Geist zu frönen.

„Es soll nun etwa alle vier Jahre neue Aufnahmen geben“, blickt er in die Zukunft, „und Gastspiele wird es auch jeweils geben, so bevölkern wir zunächst im Sommer die Festivals und im Herbst folgt die große Tour.“



Leichtigkeit

Doch wie finden der viel beschäftigte Kurt Ebelhäuser und der nicht minder schwer arbeitende Dylan Kennedy für eine Studiosession überhaupt zueinander? Durch exzessives Hin- und Herschicken von Ton-Emails?

„Viel einfacher und viel weniger Web-2.0-orientiert,“ bekennt Kurt Ebelhäuser, „wenn einer von uns sagt, es juckt in den Fingern, ich muss was machen, dann machen wir es halt.“

Die Tatsache, dass Kurt Ebelhäuser in solchen Momenten auf ein eigenes Studio zurückgreifen kann, ist natürlich sehr hilfreich. So kann locker vom Hocker gearbeitet werden. Dies geschieht nach einem simplen Prinzip.

„Jeder macht sein Buch auf, und zeigt was für Songs sich angesammelt haben, dann wird lustig drauflos gejammt.“

Genau in dieser unkomplizierten und überhaupt nicht verkopften Herangehensweise liegt der Schlüssel zum kreativen Ausstoß der beiden Köpfe von Scumbucket.

„Der Arbeitsprozess im Rahmen der Aufnahmen zu einer Scumbucket-Platte verläuft recht schnell“, weiß Kurt Eberlhäuser, „das hängt mit dem blinden Verständnis zusammen, dass wir füreinander entwickelt haben. Und es geht auch immer dann schneller, wenn nur zwei kompositorische Köpfe aneinander geraten können.“



Freiheit

Ein weiter ganz wesentlicher Aspekt für den jetzt schon über Jahre anhaltenden Erfolg, ist die Tatsache, dass Scumbucket sich die kreative Freiheit nehmen, mit Freude und unbändiger Lust und Laune zu produzieren, nie zurückzuschauen und auch nie den kommerziellen Erfolg im Blick zu haben. So kommt nie eine lähmende Zwanghaftigkeit auf. Scumbucket sind deshalb eine authentische Band. Es geht hier nur um Musik. Um sonst gar nichts. Wenn diese Basis gegossen ist und wie bei Scumbucket noch Talent und Glück hinzukommen, dann entstehen unsterbliche Stücke von einer Größe, da darf nichts mehr weggenommen werden, aber da darf auch nichts mehr hinzugefügt werden. Stücke, die Dinge vereinen, die sonst nicht zusammengehen: Gitarrenwände und Melodien, Melancholie und Euphorie, Ruhe und Krach sowie cooles Crooning und die totale Rockröhre. Und da Scumbucket nicht die großen Nachdenker sind, die Stücke aber dafür umso kraftvoller in das Aufnahmegerät hauen, bricht sich Menschlichkeit Bahn und es schleichen sich Fehler ein. Auch das gibt keinen Anlass zur Kritik. Sondern es verleiht den Stücken letztlich ihr Leben und sogar ihre Vollkommenheit.

Aktuelles Album: Sarsaparilla (noisolution / Indigo)

Foto: Andreas Hornoff

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